Die Schweiz verfügt im Unterschied zu den beiden anderen deutschsprachigen Ländern über keine eigene moderne Nationalbiographie, ein Nachteil, der nur dadurch teilweise gemindert wird, daß die Neue deutsche Biographie in gewissem Umfang auch Deutschschweizer berücksichtigt.[1] Als Ersatz dienen traditionell Schweiz-bezogene allgemeine oder historische Lexika mit einem hohen Anteil an biographischen Artikeln. Von ersteren empfiehlt sich wegen seiner Aktualität das Schweizer Lexikon,[2] während das Historisch-biographische Lexikon der Schweiz (insges. 9 Bd., 1921 - 1934) veraltet ist, aber erfreulicherweise durch eine Neubearbeitung u.d.T. Historisches Lexikon der Schweiz ersetzt wird, das - obwohl "biographisch" aus dem Titel verschwunden ist - einen Biographien-Anteil von 35 % haben wird. In einem Werkstattbericht in IFB 98-1/2-169 hat der Chefredaktor, Marco Jorio, die Vorgänger sowie die Bearbeitungsprinzipien des neuen Lexikons vorgestellt. Im Anschluß an den Bericht sind einige Muster biographischer Artikel abgedruckt. Neben der deutschsprachigen Ausgabe ist (wie beim Vorgängerwerk) eine französischsprachige und zusätzlich auch eine italienischsprachige vorgesehen.

An neueren, die gesamte Schweiz behandelnden Sammelbiographien ist das zur 700-Jahrfeier publizierte Werk über 100 Grosse Schweizer und Schweizerinnen[3] zu erwähnen, das allerdings - wie schon die auf 100 Personen bergrenzte Zahl und der Zusatz Erbe als Auftrag zeigen - eher als Lesebuch denn als Nachschlagewerk konzipiert ist.[4]

Auch die Zahl der Fach- und Berufsbiographien für die Schweiz ist überschaubar. Abgesehen von den im folgenden ausführlich beschriebenen biographischen Lexika, seien hier nur drei spezielle Titel für die Bereiche Afrikanistik,[5] Volks- und Völkerkunde[6] sowie Tanz und Ballett[7] erwähnt.

[1]

"Bei den deutschsprachigen Schweizern ist die auch nach der politischen Trennung nie ganz unterbrochene Kulturentwicklung zu beachten und überdies noch zu prüfen, wie weit sich in einzelnen Persönlichkeiten die deutsch-schweizerische Eigenart besonders charakteristisch ausgeprägt hat" (Bd. 1, S. VIII). (zurück)

[2]

Schweizer Lexikon : in sechs Bänden. - Luzern : Verlag Schweizer Lexikon, [1991] - 1993. - Bd. 1 - 6. - 26 cm. - Bd. 1 - 2 u.d.T.: Schweizer Lexikon 91. - ISBN (falsch) 3-9520144 : Fr. 1595.00. - (Verlag Schweizer Lexikon Mengis + Ziehr, Winkelbühl 3, CH-6043 Adligenswil) [1801]. - Rez.: IFB 95-1-140. - Eine aktualisierte "Volksausgabe" ist im Erscheinen und wird demnächst in IFB besprochen. (zurück)

[3]

Grosse Schweizer und Schweizerinnen : Erbe als Auftrag ; hundert Porträts / hrsg. von Erwin Jaeckle und Eduard Stäuble. - Stäfa : Guth, 1990. - 752 S. : Ill. ; 25 cm. - ISBN 3-85717-064-6 : SFr. 75.00.

Der Band steht in der Tradition des folgenden Werks, aus dem er auch mehrere Artikel übernommen hat: Große Schweizer : 110 Bildnisse zur eidgenössischen Geschichte und Kultur / hrsg. von Martin Hürlimann. - Zürich, 1938. - 768 S. (zurück)

[4]

Beides trifft auch auf die inzwischen auf vier Bändchen mit 99 Kurzbiographien angewachsenen Schweizer Originale zu. Der Autor von Bd. 1 - 3 und Herausgeber von Bd. 4, "kompendialistischer Sachbuch-Verfasser" und "langjähriger Dozent an den Volkshochschulen der Universitäten Basel, Bern und Zürich" schöpft aus seiner "an die 60.000 Bände [umfassenden] kompendialistischen Sachbücher- und Kuriositäten-Bibliothek". Daß er einen Teil seiner Porträts "unkonformer Prachtgestalten aus allen Lebensbereichen" auch in einer Rundfunksendung verbreitet, mag wie die übrigen Zitate aus den Waschzetteln der ersten drei Bändchen zur Charakterisierung der Kurzbiographien dienen, die mit Schwarzweißphotos illustriert sind und deren Quellen am Schluß der Bände zusammengestellt sind.

Schweizer Originale : Porträts helvetischer Individuen. - Basel : F. Reinhardt. - 18 cm. - Bd. 1 - 4 im Nebelspalter-Verlag, Rorschach [5030].

Bd. [1]. Hans A. Jenny. - 4. Aufl. - 1994. - 127 S. : Ill. - ISBN 3-85819-158-2 : DM 14.80

Bd. 2. Hans A. Jenny. - 2. Aufl. - 1993. - 127 S. : Ill. - ISBN 3-85819-176-0 : DM 14.80

Bd. 3. Hans A. Jenny. - 2. Aufl. - 1993. - 119 S. : Ill. - ISBN 3-85819-187-6 : DM 14.80

Bd. 4. Sabina Droll. Hans A. Jenny (Hrsg.). - 1998. - 144 S. : Ill. - ISBN 3-7245-1034-9 : DM 22.80 (zurück)

[5]

Who's who : die Afrikaforschung in der Schweiz ; les recherches africaines en Suisse / Schweizerische Afrika-Gesellschaft. Charlotte von Graffenried (Hrsg.). - Bern. - 21 cm. - (Schweizerische ..., Postfach 8221, CH-3001 Bern, FAX 0041 31 322-7845) [5496]. - 1991. - 188 S. - Preis nicht mitgeteilt.

Erneute Bestandsaufnahme (nach 1976 und 1985) mit knappen biographischen Angaben, Forschungsschwerpunkten und Publikationen. Leider ohne Register der Forschungsschwerpunkte. Im Anhang (S. 159 - 186) Verzeichnis einschlägiger Museen, Institute und Bibliotheken. (zurück)

[6]

Who's who der Schweizer Ethnologie = Who's who de l'éthnologie suisse / Schweizerische Ethnologische Gesellschaft. Hrsg. von Séverine Rey. - Bern, 1995. - VIII, 290 S. ; 22 cm. - (Ethnologica Helvetica ; 19). - ISBN 3-908111-06-4 : Preis nicht mitgeteilt. - (Ethnologisches Seminar der Universität Zürich, Freiensteinstr. 5, CH-8032 Zürich, FAX 0041 1 262-4915) [5497].

139 Schweizer Ethnologen mit ganz knappen Angaben zur Person, ausführlicher Beschreibung der Forschungsschwerpunkte und meist wenige Titel umfassender Liste der Letzten und/oder repräsentativsten Publikationen. Im Gegensatz zum vorstehenden Verzeichnis (zu dem es kaum Überschneidungen gibt) ausführliche Sachregister. (zurück)

[7]

Lexikon der Schweizerischen Tanzschaffenden / Alain Bernard. - Bern : Traber, 1995. - 96 S. ; 21 cm. - ISBN 3-9520699-1-4 : SFr. 24.80 [5498].

Ca. 700 Kurzbiographien von Schweizer oder in der Schweiz wirkenden Tänzern, Choreographen und Tanzpädagogen des 20. Jahrhunderts, wobei die Zahl der noch lebenden überwiegt, für die die Angaben weitgehend durch Befragung erhoben wurden. Leider ohne Register. (zurück)