Die Benutzer dieses Katalogs werden beim Durchblättern rasch erkennen, daß der derzeitige Stand der Inkunabelkatalogisierung in einigen Details noch überboten wird. Jeder Autor in dem alphabetisch angelegten Katalogteil enthält in der Kopfzeile eine biographische Notiz. Die dafür benutzte Literatur wird am Schluß der Aufnahme zitiert, für einen Sammlungskatalog bis dato unüblich. Vielleicht hat sich Walter hier auch vom Gesamtkatalog der Wiegendrucke inspirieren lassen. Des weiteren findet sich in der umfangreichen Einleitung eine Bestandsanalyse, in der die Drucke den gängigen mittelalterlichen Sachgebieten zugeordnet werden. Unter einem gesonderten Punkt werden bemerkenswerte und seltene Drucke aufgeführt, wobei die Aufzählung der Landsberg-Drucke mit Ausnahme von Vergilius: Bucolica (568), nicht nachvollziehbar ist. Aufschlußreicher ist da schon eher die Aufführung der in den Drucken zu findenden Preisangaben. Viel Wert legt der Bearbeiter auch auf die Beschreibung der zumeist spätgotischen Blindstempeleinbände. Das Stempelmaterial wird - wenn möglich - Kyriss und Schwenke/Schunke zugeordnet.
Neben 2 Unikaten, Beichtbüchlein (83) und Vergilius (568), bietet die Sammlung dem Inkunabulisten viele bekannte Stücke, die in ihren exemplarischen Besonderheiten lückenlos beschrieben werden. Walters Druckschriftenkatalog geht weit über das Geforderte hinaus. Somit ist er sicherlich nicht nur von Nutzen für dortige Benutzer und Bibliothekare, sondern auch für den einen oder anderen, der ein Stück weit in die Geschichte des frühen gedruckten Buch eindringen möchte.
Lutz Seidel