Initiiert von Bernhard Fabian,[2] mit einer großzügigen fünfjährigen
Finanzierung von DM 25.000.000 der Volkswagen-Stiftung angeschoben (je
1.000.000 DM pro Jahr für Personal- und Sachkosten der zunächst fünf
mitarbeitenden Bibliotheken) und seit 1995 von den Unterhaltsträgern
der beteiligten Bibliotheken finanziert, soll das Projekt die zum Teil
erheblichen Lücken im Gesamtbestand des in Deutschland vorhandenen
gedruckten Schrifttums schließen helfen. Anknüpfend an die jeweiligen
historischen Sammelschwerpunkte erwerben fünf der beteiligten
Bibliotheken retrospektiv alle im zusammenhängenden deutschen
Sprachraum gedruckten Werke und, unabhängig von Erscheinungsweise,
-ort und Fachgebiet, alle gedruckten Werke in deutscher Sprache für
das jeweilige Zeitsegment zwischen 1450 und 1912 im Original, aber
auch in Form von Reproduktionen.[3] Die Deutsche Bibliothek erwirbt
Werke ab 1913 im Rahmen ihres bisherigen gesetzlichen Auftrages.
Mit der eindrucksvollen statistischen Bilanz des Projektes,[4] dessen
Konzeption 16 Jahre nach dem Vorschlag von Fabian so einfach und
tragfähig scheint, korrespondiert die bibliophile Gestaltung des
Katalogs, dessen Einband ein Signet ziert: Ausdruck der in 10 Jahren
gewonnenen corporate identity der SDD auf ihrem Weg zur
Nationalbibliothek? In stärkerem Maße als der zum fünfjährigen
Bestehen der Arbeitsgemeinschaft erschienene Band[5] ist der vorliegende
Katalog - und das ist angesichts der kulturpolitischen Dimension des
Projektes und der überproportionalen Verringerung der Erwerbungsmittel
für die SDD[6] legitim - auf Repräsentation ausgerichtet. Nach einer
kurzen Einführung in Ziele, Aufgaben und Geschichte des Projektes
folgen Selbstdarstellungen der beteiligten Bibliotheken in der
Chronologie der zu bearbeitenden Zeiträume. Im abbildungsreichen
Katalogteil versuchen die bibliothekarischen Bearbeiter des jeweiligen
Zeitsegments die gezeigten, mit den üblichen bibliographischen Angaben
sowie Kurzbeschreibungen versehenen 203 Exemplare aus der gesamten
Palette der SDD in den jeweiligen Zeitkontext einzuordnen - mit
unterschiedlichem Erfolg.[7]
Natürlich werden im Katalog auch die anderen, nicht weniger
bedeutenden Aufgaben der Arbeitsgemeinschaft neben dem Druckerwerb
genannt, nämlich die Werke zu erschließen, zu erhalten und der
Benutzung zur Verfügung zu stellen.
Um sowohl der Frage nach der historischen Dimension als auch nach dem
Ertrag des Projektes für die geisteswissenschaftliche Forschung
nachzugehen, muß der interessierte Leser auf andere Publikationen
zurückgreifen, deren bibliographische Angaben er zumindest in den
Literaturhinweisen des Katalogs findet.[8] Da in den ersten gedruckten
Reaktionen von Wissenschaftlern die Bilanz trotz der aus Erfahrungen
gespeisten Skepsis und der Tatsache, daß allein die Summe der
SDD-Bibliotheken und der darin bewahrten Bestände kein Äquivalent für
eine Nationalbibliothek sein kann, durchaus positiv ist,[9] wäre der
kurze Blick von Benutzerseite, wie ihn der Band zum fünfjährigen
Bestehen bietet, mehr als angemessen gewesen.
Kathrin Paasch
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