Insbesondere für die libertäre Presse der DDR, für
Kleinstpublikationen und Schülerzeitschriften nimmt Drücke diese
mögliche Kritik an seiner Arbeit selber vorweg (S. 23). Einer weiteren
Dissertation zum Thema in etwa 10 Jahren steht insofern wenig
entgegen, wäre da nicht die zwiespältige Chance des Internet, die
libertären Zeitschriften in die belegfreie Sicherheit des Virtuellen
zu entrücken. Drücke bewertet diese Chance einerseits als für die
"Szene" positiv, da Verschlüsselungstechniken und geringe Kosten die
Verbreitung erleichtern und absichern, andererseits sieht er die
Gefahr, daß sich linke Politik vollständig ins Virtuelle
verabschiedet. "Die Vernetzung muß dazu führen, daß die Leute im
wirklichen Leben zusammenkommen, um gemeinsame Politik zu machen"
(Zitat, S. 482).
So haben wir in Drückes Dissertation sicherlich eine der letzten
Arbeiten zur libertäten Presse, die sich auf Belege berufen und diese
auch vorstellen kann: Die einschlägigen Fachinstitute und Bibliotheken
sind dringend aufgerufen, sich um Drückes Privatarchiv zu bemühen und
es für die Öffentlichkeit zu bewahren. Die Zeitschriften z.Z. in der
ZDB suchen zu wollen, ist bekanntermaßen und von vornherein in den
allermeisten Fällen vertane Mühe.
Wilbert Ubbens
- [1]
- Anarchistische Presse in Deutschland 1945 - 1985 / Holger Jenrich.
- Orig.-Ausg., 1. Aufl. - Grafenau-Döffingen : Trotzdem-Verlag, 1988.
- 273 S. : Ill. - (Libertäre Wissenschaft ; 6.) - Zugl.: Münster
(Westfalen), Univ., Diss., 1988. - Inhaltsgliederung, Aufmachung und
Buchformat werden von Drücke nahezu deckungsgleich übernommen.
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- [2]
- Brief an den Verfasser (S. 22).
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