Nicht nur deshalb ist das Erscheinen der vorliegenden Zeitschrifteninhaltsbibliographie für die Jahre 1800 - 1812 besonders zu begrüßen und auch zu bewundern, ist sie doch fernab von den Bibliotheken, die die Quellen bewahren, erarbeitet worden. Die Materialbasis wurde in den sechziger Jahre gelegt, als der Herausgeber, damals noch Assistent am Slavischen Seminar der Philipps-Universität in Marburg an der Lahn (an dessen Karamzin-Oberseminar der Rez. sich nach fast vierzig Jahren noch gut erinnert) eine Sammlung von russischen Zeitschriften dieser Epoche auf Mikrofilm aufzubauen begann, die er dann, inzwischen Professor an der Universität Bonn, für seinen Lehrstuhl duplizieren ließ und durch weitere Verfilmungen ergänzte. Aus dieser Sammlung wurden 86 Zeitschriften ausgewählt und ihr Inhalt im Laufe der Jahre nach und nach verzettelt, was wörtlich zu verstehen ist, da PCs erst zu einem späten Zeitpunkt zur Verfügung standen und die Daten nachträglich in eine Datenbank eingespeist werden mußten, aus der die vorliegende Bibliographie erzeugt wurde. Wichtig ist die Beachtung des Zusatzes zum Sachtitel: Vollständiges Verzeichnis bedeutet, daß alle Beiträge ausgewertet wurden, nicht etwa nur die literarischen (i.w.S.). Das bestätigt sich beim Blick in das Inhaltsverzeichnis, das eine Übersicht über die gewählte Systematik ermöglicht und in der die Abteilung 1. Schöne Literatur (gegliedert nach Gattungen) mit 595 S. nur wenig mehr Raum einnimmt als die Abteilungen 2. Kritische Besprechungen, Geistes-, Staats- und Naturwissenschaften (untergliedert nach Fächern) und 3. Vermischtes (mit den Abschnitten Wohltätiges, Mode und Smes') mit zusammen 554 S. Die insgesamt 16.114 durchnumerierten Titel (davon die letzten 142 in einem Anhang) sind nach einer relativ feinen Systematik geordnet, innerhalb nach den ausgewerteten Zeitschriften und darunter chronologisch. Die Titel sind nicht transliteriert, die Fundstelle wird mit Siglen angegeben. Das Register beschränkt sich auf Personennamen (die von Verfassern und der nur in Titel genannten sind typographisch differenziert) und verweist auf die laufenden Nummern. Es gibt weder ein Sach- (auf das unter Hinweis auf die feine Systematik verzichtet wurde), noch ein Ortsregister. Auch die Recherche z.B. nach der Rezension eines anonym erschienenen Werkes (es kann auch sein, daß der Autor in der Rezension einfach nicht genannt ist) ist nicht möglich, da eben nur Verfasser ins Register aufgenommen wurden.
Ein gravierender und zugleich unverständlicher Mangel besteht darin, daß versäumt wurde, ein Verzeichnis der ausgewerteten Zeitschriften beizugeben. In Anbetracht des großen Aufwandes für die Inhaltserschließung, für die der Benutzer dankbar ist, hätte er doch wohl eine genaue Beschreibung erwarten können, die in Anbetracht der insgesamt geringen Titelzahl auch leicht hätte geleistet werden können: Titel, Titeländerungen, Herausgeber, Erscheinungsorte, Verlage, Erscheinungsverlauf mit Angabe aller Hefte und möglichst auch mit einer Charakterisierung der Zeitschrift; auch die Nennung von Fundstellen von Originalen und Filmen hätte dazu gehört, zumal weder die Filmbestände in Marburg noch die in Bonn an die ZDB gemeldet wurden; eine Stichprobe ergab, daß in der ZDB auch zahlreiche Titel überhaupt nicht nachgewiesen sind. Den Universitätsbibliotheken in Bonn und Marburg sei deshalb dringend ans Herz gelegt, diese Bestände in die ZDB einzubringen und der Bayerischen Staatsbibliothek sei empfohlen, sich zum Zwecke der Leihverkehrs-Bedienung Kopien der Filme derjenigen Zeitschriften anfertigen zu lassen, die in ihrem Bestand fehlen. Nicht einmal - und das ist unverzeihlich - zu einem Sigle-Verzeichnis hat es gereicht: es wurde anscheinend einfach vergessen und stattdessen dem Band nachträglich ein zweiseitiges hektographiertes Blatt in abweichendem Format lose beigelegt, das nur die Sigle, den Titel, den abgekürzten Erscheinungsort und die Erscheinungsjahre (in eckigen Klammern die über die Berichtszeit hinausgehenden) nennt und das nicht nur die im Vorwort genannten 68 Titel enthält, sondern deren 70.
Desungeachtet handelt es sich bei diesem allgemeinen Zeitschriftenindex um ein äußerst nützliches Hilfsmittel nicht nur für Literaturwissenschaftler, sondern auch für Historiker und nicht zuletzt für jene, die sich für die Rezeption westeuropäischer Kultur in Rußland interessieren.
Klaus Schreiber