Das Material ist nicht alphabetisch geordnet, sondern nach ca. 600
alphabetisch[2] sortierten Stich-/Schlagwörtern. Innerhalb der
Schlagwörter erscheint zunächst eine chronologische Reihung, danach
Bibelzitate und schließlich Verweisungen. Ein alphabetisches Register
der Zitate (S. 560 - 603) soll das Auffinden erleichtern. Diese
Ordnung ermöglicht reizvolle Vergleiche, wenn verschiedene Zitate ein
Thema unterschiedlich beleuchten, und führt in der Regel auch zum
einzelnen gesuchten Zitat, wenn auch auf Umwegen. Das Register bietet
anscheinend ausnahmslos jedes Zitat nur einmal, berücksichtigt also
nicht das Problem der verschiedenen Fassungen eines und desselben
Zitats. Andrerseits fangen die etwa 800 Verweisungen vieles auf.
Beispiele: Tua res agitur sucht man im Register vergeblich, weil K.
die volle Fassung Nam tua res agitur, paries si proximus ardet
bevorzugt, die unter Nachbar 1927 erscheint, mit Verweisungen von
Feuer und Sache. Unter 3304 Dictum sapienti sat est wird zwar die
Kurzform Sapienti sat erwähnt, doch fehlt diese im Register; der
Leser, der nur sie kennt, dürfte das Zitat dennoch (unter weise / der
Weise) finden, unterstützt von einer Verweisung unter genug. Nur ganz
selten werden verschiedene Fassungen eines Zitats unter eigenen
Nummern angeführt (z.B. 77 und 613).
Die einzelne Eintragung ist folgendermaßen angelegt: ggf. Schlagwort
fett; Nummer auf dem Rand fett; Zitat; Quellenangabe (falls mehrere
angeführt werden, werden sie ohne Interpunktion aneinandergehängt) und
ggf. Parallelstellen in Kleindruck; Übersetzung kursiv; ggf.
Erläuterungen in Kleindruck. Einrückungen fehlen (ausgenommen bei
Versen); der Abstand zwischen den Zitaten ist gering. Das
typographische Bild wirkt dadurch etwas unübersichtlich, aber
platzsparend.
Die Erläuterung der Zitate ist genügend informativ und zuverlässig.[3]
Dagegen läßt die Quellendokumentation, ein kritischer Punkt bei
solchen Werken, teilweise zu wünschen übrig. Etwa 10 % der Zitate sind
ohne jede Quellenangabe. Häufig werden andere Zitatesammlungen
(besonders von nachantikem Material) abgekürzt als Quelle angeführt.
Sie sind im Anhang Literatur (S. 553 - 556) zu suchen: Dort ist außer
zahlreichen Zitatesammlungen noch einige allgemeine Sekundärliteratur
ohne erkennbares Prinzip zusammengestellt, jedoch gibt es Lücken bei
den Quellennachweisen. Beispiel: Unter Nr. 1304 lauten die
Quellenangaben "MA H. Walther 22 546 b Philippi II 109 Binder 2,668".
"MA H. Walther" läßt sich durch eine Kombination des winzigen
allgemeinen Abkürzungsverzeichnisses auf S. 13 mit S. 556 auflösen;
die beiden anderen Angaben sind unauffindbar.
Außer aus mittelalterlichen Sammlungen schöpft K. vor allem aus den
großen Klassikern Cicero, Vergil, Horaz, Ovid und Seneca sowie aus der
Bibel. Die Bibelzitate, die einen Gutteil des quantitativen Plus
gegenüber Ka. und B. ausmachen, sind durch ein besonderes Randzeichen
und ihre separate Einordnung hervorgehoben. Zweifellos sind zahllose
Bibelstellen auch heute noch geläufig und verbreitet, aber kaum in
lateinischer Sprache; sie wirken deshalb hier deplaziert.[4] Ein
Quellenregister fehlt; stattdessen gibt es eine Art rudimentäres
Lexikon antiker Schriftsteller (Lateinische Autoren und Griechische
Autoren S. 541 - 552). Ein Vergleich der hier gebotenen Auswahl mit
den konkurrierenden Werken von B. und Ka. zeigt auch hier die größere
Nähe zu Ka. (mit der ihn auch die platzsparende Typographie und die
größere Prägnanz und Zuverlässigkeit der Dokumentation und
Kommentierung verbindet); andererseits wird das subjektive Moment
solcher Auswahlen deutlich: Etwa die Hälfte seiner Zitate hat er
allein, ein Viertel hat er mit B. und Ka. gemeinsam, ein Fünftel nur
mit Ka., ganz wenige nur mit B. Unter seinem "Alleinbesitz" finden
sich viele glückliche Funde, andrerseits aber auch Kürzel wie AD (Anno
Domini) und SJ (Societas Jesu), die man kaum in einem Zitatelexikon
erwartet.
Es wird nicht immer klar, was für Übersetzungen K. zitiert.
Sporadisch, ohne erkennbares Prinzip, ist der Name eines Übersetzers
beigefügt. Ein Verzeichnis Quellen (S. 557 - 559) bietet unter der
Überschrift Zitierte Werke (Auswahl) eine sehr lückenhafte Liste von
Ausgaben und deutschen Übersetzungen lateinischer Werke, was aber
nicht heißt, daß er die dort aufgeführten Titel durchweg
zugrundegelegt hat; vielmehr hat er offenbar viel oder das meiste
selbst übersetzt. Auch zu Dichterzitaten bietet er erfreulicherweise
so gut wie immer Prosaübertragungen. Jedenfalls sind die Übersetzungen
in der Regel zuverlässig und fehlerfrei, ebenso wie der Wortlaut der
Zitate und die Stellenangaben.[5]
K. nimmt neben den älteren Zitatesammlungen einen guten Platz ein,
ohne deutlich herauszuragen oder sie gar zu ersetzen, und kann
einschlägigen Bibliotheken (für die freilich die dicke Paperback-Form
ungünstig ist) zur Anschaffung empfohlen werden.
Bernd Bader
Zurück an den Bildanfang