Die beiden Bearbeiter sind durch einschlägige Publikationen[4] bestens
ausgewiesene Kenner der Materie und sie haben unter Mithilfe weiterer
Bibliothekare und Fachleute die deutschen Bestände in den meisten
wichtigen Bibliotheken Großbritanniens und Irlands beschrieben,
Bestände, die sich durch ihre Dichte und Bedeutung deutlich von denen
unterscheiden, die in einigen der anderen Bände derselben Reihe
beschrieben wurden. Daß nicht alle Bibliotheken mit bedeutenden
deutschen Beständen berücksichtigt werden konnten - wie etwa die
Bibliothek des Warburg Institute in London - wird damit begründet, daß
es im Gegensatz zu den anderen Bänden keine Zentralredaktion gab und
auch keine Mitarbeiter, die diese ausschicken konnte, um die Bestände
solcher Bibliotheken zu bearbeiten, die dazu selbst nicht in der Lage
waren.[5]
Die Liste der 54 berücksichtigten englischen und schottischen[6]
Bibliotheken (darunter allein 19 in London) sowie der drei irischen
liest sich wie ein Gotha der Bibliotheken. Daß in der Rangfolge (nach
dem Seitenumfang der Texte gerechnet) die British Library (50 S.) an
der Spitze steht, war zu erwarten, ebenso die weitere Abfolge mit der
Bodleian Library (36 S.), der Cambridge University Library (14 S.) und
der National Library of Scotland (11 S.), während alle anderen
Bibliotheken unter zehn Seiten liegen, was aber nichts über ihre z.T.
äußerst wertvollen und seltenen Bestände aussagt. Daß die
ausführlichen Beschreibungen der Bestände keineswegs immer bei den
deutschen Drucken haltmachen[7] und die Bestandsgeschichte sowieso
nicht, macht auch diesen Band zu einer Fundgrube für alle, die sich
für die Altbestände dieser Bibliotheken und ihre Geschichte und
Kataloge interessieren. Wie in den anderen Bänden (von Bayern
abgesehen) gibt es eine historische Einleitung, hier mit einem
besonderen Abschnitt über die Bestandsvermehrung in der Zeit nach
1830. Die Besonderheit, daß dieser Band als erster nicht in deutsch
abgefaßt bzw. seine Beiträge nicht ins Deutsche übersetzt wurden, wird
der Benutzung hierzulande sicherlich keinen Abbruch tun. Allerdings
wird das gleichfalls englischsprachige Register vor seiner
Inkorporierung in ein vermutlich auch für diese Reihe zu erwartendes
Gesamtregister erst übersetzt werden müssen.
Bd. 1 mußte in zwei Teilbände aufgeteilt werden, womit bei der vorweg
getroffenen Bandeinteilung nicht gerechnet worden war, da man sonst in
der laufenden Numerierung zwei Nummern freigelassen hätte (so wie in
der deutschen Reihe). Mit diesem Band für die 26 durchnumerierten
Bibliotheken (einschließlich der mit Anhängebuchstaben gezählten
Teilbibliotheken sind es 58 Institutionen mit eigenen Eintragungen)
ist die Behandlung der Bibliotheken der Tschechischen Republik[8]
abgeschlossen. An der Länge der Eintragungen gemessen, handelt es sich
ganz überwiegende um kurze Beschreibungen: lediglich die Strahovská
Knihovna nimmt mit 18 S. eine herausgehobene Stellung ein, wird jedoch
von der Nationalbibliothek, der Národní Knihovna Ceské Republiky mit
ihren 122 S. bei weitem übertroffen. Auch wenn der Anteil ihrer
deutschen Bestände für das 16. - 19. Jahrhundert mit ziemlich genau 50
% (für das 16. und das 18. Jahrhundert liegt der Anteil sogar über 50
%) der bei weitem größte ist, so beschränkt sich doch die Beschreibung
der 75 einzeln benannten Bestände an Druckschriften keineswegs auf
diese; so ist bspw. die Amerikanische Masaryk-Abteilung berücksichtigt
(Bd. 1,1, S. 135), die nicht nur ausschließlich englischsprachige
Titel enthält, sondern zu 97 % aus Drucken des 20. Jahrhunderts
besteht und somit eigentlich völlig außerhalb des Gegenstands des
Handbuchs liegt. Dieses Faktum wurde bereits in früheren Besprechungen
konstatiert, weshalb Benutzer dieser Bände immer vor Augen haben
sollten, daß es sich letztlich um einen allgemeinen Bestandsführer für
die historischen Bestände (vielfach unter Überspringung des Jahres
1900) in den Bibliotheken dieser Länder handelt. Das gilt auch für die
allgemeinen Einleitungen, hier über Bücher und Bibliotheken in Prag
(Bd. 1,1, S. 25 - 41), die vom Mittelalter bis in die Gegenwart reicht
und sich keineswegs auf die deutschen Bestände beschränkt.
Klaus Schreiber
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