Wie sein fleißig exzerpierter Vorgänger Wolfgang Schmitz[2] verliert
auch Jochum kein Wort zur Rolle des Benutzers in der Institution
Bibliothek. Ist und bleibt der Leser ein Störfaktor und Nichtsnutz in
der deutschen Bibliotheksgeschichtsschreibung?
Bei der Durchsicht des Textes von 1993 sind nicht alle Versehen
korrigiert worden. Gutenberg hat bestimmt nicht mit einer
"Druckmaschine" (S. 79, Fn. 7) gearbeitet, sondern sich auf seine gute
alte Handpresse verlassen. Das Benediktinerkloster "Pfävers" (S. 64)
war in Pfäfers angesiedelt. Ein Mammutsatz auf Seite 124 läuft immer
noch grammatisch aus dem Ruder ("Indem der Erlaß außerdem festlegte,
welche Kenntnisse [...] zu verlangen waren, [...] hat er sicherlich
den 'allgemeinen Mangel an Berufsgefühl' [...] beseitigen helfen").
Die Zahlen zur deutschen Buchproduktion im 19. Jahrhundert (S. 131)
stammen aus der unseligen Arbeit von Ilsedore Rarisch,[3] die schon
viele Köpfe verwirrt hat. Anzuraten ist die Lektüre des achten
Kapitels in Reinhard Wittmanns Geschichte des deutschen Buchhandels.[4]
Beim Umbruch des erweiterten und aktualisierten
Literaturverzeichnisses ist zu guter Letzt Gerhart Lohse durch einen
verrutschten Spiegelstrich zum Autor eines Aufsatzes von Hartwig Lohse
gemacht worden.
Die kleinen Monita ändern nichts daran, daß Uwe Jochums faktenreiche,
durchdachte und stilistisch ausgefeilte Kleine Bibliotheksgeschichte
vorerst keine Konkurrenz zu fürchten hat. Schon des Schnäppchenpreises
wegen sollte jeder, der über die gegenwärtigen Umbrüche in den
Bibliotheken aller Sparten nachzudenken gewillt ist, das ermutigende
und zuweilen aufmüpfige Taschenbuch zur Hand nehmen.
Horst Meyer
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