Darauf, daß es sich beim Verfasser um einen Sammler illustrierter Bücher handelt, kann man aus dem wenig informativen Vorwort (aus diesem stammen die folgenden Zitate) schließen, eine Vermutung, die der Verlag auf Nachfrage bestätigte (dergleichen gehörte eigentlich in die Verlagswerbung; man kann es ja auch als Empfehlung lesen). Die Feststellung, daß "das illustrierte deutsche Buch des 19. und frühen 20. Jahrhunderts ... lange Zeit kaum ernsthafter Betrachtung für würdig erachtet (wurde)" genügt dem Verfasser als Begründung für die von ihm gewählte Berichtszeit, für die er 113 Buchillustratoren ausgewählt hat: "Die Auswahl folgt keinem strengen System ...". Sieht man genauer hin, findet man auf Anhieb Künstler, die zwar im ersten Drittel des Jahrhunderts gelebt haben, deren illustrierte Bücher aber erst nach 1945 erschienen sind (oder zumindest vom Verfasser erst ab diesem Zeitpunkt nachgewiesen werden), wie - beliebig herausgepickt - Erich Jasorka (1909 - ) ab 1952; Wiltraud Jasper (1915 - ) ab 1947 oder Hans Körnig (1905 - 1989) ab 1958. Auch bei der Auswahl des zu Verzeichnenden hat sich der Verfasser "keinem strengen System" unterworfen: primär die "illustrierten Bücher und Mappenwerke", "jedoch auch einige Band- und Umschlaggestaltungen, einige Einzelblätter ... Am Schluß ... steht ein Nachweis über die ... Buchumschläge, wenn sie im Katalog der Sammlung Tillmann aufgezeichnet sind". Gravierendste Einschränkung, die den Wert der Bibliographie nachhaltig mindert, ist das Eingeständnis, "daß es mir nicht möglich war, sämtliche illustrierten Objekte genau bibliographisch zu erfassen, oft mußte ich mich mit Angaben aus Katalogen usw. zufrieden geben".
Die Artikel beginnen mit äußerst knappen biographischen Informationen,
gefolgt von wenigen Literaturangaben[2] (die häufig ganz fehlen) und der
eigentlichen Bibliographie der illustrierten Werke, chronologisch mit
links vor den Rand gerücktem Erscheinungsjahr (unter Verkürzung auf
die beiden letzten Zahlen, also 18 statt 1918), bei mehreren Ausgaben
im selben Jahr mit laufenden Nummern differenziert. Ein einheitliches
Regelwerk wird nicht befolgt und vor allem werden leider die nach
Autopsie verzeichneten Titel nicht durch eine geeignete typographische
Markierung von den aus sekundären Quellen geschöpften unterschieden.
Wie "vollständig" die Verzeichnung ist, kann man nur schwer
beurteilen, es sei denn beim Vergleich mit einer dem Verfasser noch
nicht bekannten Personalbibliographie.[3] In einem kurzen zweiten Teil
(S. 258 - 278) stellt der Verfasser elf illustrierte Schriftenreihen
vor und führt die Bände mit Kurztiteln in numerischer Folge auf. Das
Register hat Eintragungen unter Verfassern und sonstigen beteiligten
Personen und verweist auf den Namen des Illustrators und das Jahr bzw.
auf die Schriftenreihe und die Nummer. Eine Stichprobe nährt Zweifel
an der Vollständigkeit des Registers.[4]
Der Gesamteindruck ist also durchaus zwiespältig und das Drängen des
Verlages auf Behebung offensichtlicher Mängel hätte vermutlich dazu
geführt, daß die Bibliographie gar nicht erschienen wäre. So muß man
sich damit trösten, daß auch mangelhafte Bibliographien ihren
partiellen Nutzen haben, nur daß eben Ermittlungsarbeit auf den
Benutzer abgewälzt wird, der eigentlich erwarten kann, daß der
Bibliograph ihm diese abnimmt.
Klaus Schreiber
Zurück an den Bildanfang