Quelle der Darstellung waren im wesentlichen die erhaltenen Zeitungen selbst; gelegentlich wurden Archivgut und regionale wie überregionale Sekundärliteratur herangezogen (S. 9, Anm. 1). Zeitungstexte werden denn auch ausführlich zitiert, als Zeitzeugen einerseits, in selbstreferentieller Funktion andererseits. Lokalgeschichte und Zeitungsentwicklung sind dabei kaum zu sondern; die Beschäftigung mit der Zeitungsgeschichte vor Ort sei auch deshalb von so herausragendem Interesse, weil die Presse aufgrund des Verlusts anderer kommunaler Quellen häufig die einzige Überlieferung darstelle, betont der Herausgeber (Vorwort, S. 8) - "Immer wieder erweist sich so die Zeitung als oft einzige Quelle für längst der Vergessenheit anheimgefallene Details der Stadtgeschichte" (S. 36). Die Zeitungsgeschichte Pforzheims beginnt 1794 mit der ersten Nummer der Wöchentlichen Nachrichten von und für Pforzheim mit "ihren heute vielfach befremdlich wirkenden Nachrichten, die jedoch den Gewohnheiten ihrer Zeit entsprachen" (S. 26) und wird in zehn Kapiteln bis zum 22. Juli 1999 geführt, an dem der 150.000. Besucher die Internetseiten der Pforzheimer Zeitung angewählt hatte (S. 193). Die detaillierte Darstellung endet jedoch schon vorher, Mitte der fünfziger Jahre, mit der Konsolidierung der lokalen Zeitungslandschaft nach den Turbulenzen des Weltkrieges. Schulze geht chronologisch vor, stellt Stadt- und Zeitungsgeschichte in den Rahmen der regionalen, manchmal auch der überregionalen historischen Entwicklungen. Die von der Zensur geprägten Jahre bis 1832 werden dabei auf zehn Seiten abgehandelt, die lebhafteren Zeitläufte bis 1862 auf dem Vierfachen des Platzes; und während die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts wiederum mit zehn Seiten auskommt, werden für den Zeitraum 1914 - 1954 rund 115 Seiten benötigt. Dieses zunächst auffällige Ungleichgewicht scheint aber nicht unberechtigt, wenn man sich die jeweilige Rolle der Region vergegenwärtigt. Kernkapitel tragen dementsprechend beispielsweise die Überschriften Von der Einführung der Pressefreiheit bis zur Badischen Revolution (1832 - 1848/49) (S. 41 - 60) oder Von der 'Gleichschaltung' bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkriegs (1933 - 1939) (S. 138 - 162). Der Verfasser löst die bekanntermaßen nicht einfache Quellenauswertung von Zeitungen nach Auffassung des Rezensenten, der kein Historiker ist, mit Sachkenntnis und Fingerspitzengefühl. Die ursprüngliche Zielgruppe sorgt dafür, daß auch Anekdotisches nicht zu kurz kommt - wenn etwa eine Zeitungsseite vom September 1832 reproduziert wird, auf der die Zensurlücken durch Krebse und Fische "als Zeichen für allgemeinen Rückschritt und verordnete Stummheit nach dem Ende der Preßfreiheit" gefüllt wurden (S. 45).
Für den Bibliothekar dürfte insbesondere die angefügte
Bestandsübersicht aller in Archiven und Bibliotheken einsehbaren
Ausgaben von Pforzheimer Zeitungen von Interesse sein, nach
Einschätzung des Stadtarchivs, das den Band in seine
stadtgeschichtliche Serie aufgenommen hat, "ein für die weitere
Forschung grundlegendes Hilfsmittel" (Vorwort, S. 8). Diese Liste, die
auch Eintagsfliegen sowie Titel enthält, zu denen kein Bestand
überliefert zu sein scheint, dürfte mit 67 Eintragungen der
Vollständigkeit ziemlich nahe kommen. Aufgenommen wurden auch eine
Reihe Amtsblätter von Gebietskörperschaften. Angegeben sind in der
Regel die Bestände des Stadtarchivs Pforzheim und der
Landesbibliotheken in Karlsruhe und Stuttgart, gelegentlich weitere
Nachweise, insgesamt überwiegend identisch mit den Angaben bei
Hagelweide.[2] Über den engeren geographischen Bereich hinaus sind keine
Bestände erfaßt worden. Außerhalb des regionalen
Pflichtexemplarbereichs sind zwar wohl nur gelegentliche Treffer auf
Originalbestände, hingegen durchaus Nachweise von Mikrofilmen zu
erwarten. Es empfiehlt sich bei Zeitungen darüberhinaus, auch
Sammlungen außerhalb des öffentlich-rechtlichen Bereichs,
beispielsweise Verlagsarchive, in den Nachweis einzubeziehen, auch
wenn deren Nutzung oft problematisch sein kann. Anregungen in dieser
Richtung, wie überhaupt für die Aufarbeitung und Verortung lokaler
Zeitungsbestände, können die Arbeiten von Stein[3] für
Nordostniedersachsen und Ströbele[4] für Tübingen geben.
Willi Höfig
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