Die Artikel[4] der Bd. 1 - 9, die über verschiedenste Register im Bd. 10
erschlossen sind, können inhaltlich in drei verschiedene Kategorien
eingeteilt werden: 1. in solche Artikel (z.B. metaphysics), die einen
Überblick über die in eigenen Eintragungen behandelten Themen dieses
Oberbegriffes geben; 2. in die üblichen Sachbegriffe sowie 3. in
Personen-Artikel, die eher das philosophische Werk als die Biographie
betonen. Formal gesehen besteht jeder Artikel wiederum aus drei
Abschnitten: 1. einer Kurzinformation (graphisch durch kursive
Schreibweise ausgezeichnet), die das Wesentliche - allerdings auf
möglichst anspruchslose Weise - darzustellen versucht; 2. dem
Hauptteil, der ins Detail geht und auf den sachkundigen Leser
zugeschnitten ist; mit dieser Zweiteilung versucht das Lexikon die
unterschiedlichsten Leser anzusprechen, nämlich sowohl Anfänger, die
ihre erste Bekanntschaft mit der Philosophie machen, als auch
Fachvertreter (S. VII); 3. einer ausführlichen Bibliographie am
Schluß. Daß dieser Aufbau, der Inhalt der Artikel sowie deren Auswahl
nicht immer und nicht jeden zufriedenstellen kann, ist angesichts der
Mammutaufgabe wohl selbstverständlich. Aufs Ganze ist die Encyclopedia
aber empfehlenswert, nicht zuletzt deswegen, weil sie auch in
digitalisierter Form auf CD-ROM vorliegt.
Zwar muß man heute schon etwas skeptisch sein, ob die CD-ROM nicht in
naher Zukunft von einem anderen Umgang mit Gesamtausgaben von
Dichtern, Denkern und mit geistigen Produkten anderer Wissenschaftler
ersetzt wird: Je nach Bedarf lädt man sich von einem Server (wohl
gegen Entgelt) die digitalisierten Texte auf den heimischen PC und von
dort auf ein elektronisches Buch (im Format nicht größer als
derzeitige Bücher), das - mit einer ausreichenden Stromversorgung
versehen - sowohl am Strand als auch in der Studierstube das gute alte
Buch ersetzen wird.[5] Dennoch sind die derzeitigen Anstrengungen, Texte
digitalisiert auf CD-ROM[6] zu brennen, die auch die genannte Routledge
encyclopedia of philosophy unternommen hat, aus verschiedenen Gründen
zu begrüßen. Die CD-ROM (Version 1.0)[7] enthält den gesamten Text der
Routledge encyclopedia of philosophy, der dank Hyperlinks mit
Verweisungen zwischen den Artikeln sehr gut erschlossen ist. Im
Ansichtsmodus, wo zwar die Größe der Schrift, nicht die Schrifttype
einstellbar ist, kann gewählt werden zwischen dem Volltext
(dreiteiliger Bildschirmaufbau: links die Stichwortliste; rechts oben
die Zusammenfassung und die anschließend weitergehenden Ausführungen;
rechts unten die bibliographischen Angaben), einem Index, der das
Vorkommen wichtiger Begriffe ausweist, die keinen eigenen Eintrag
haben, und einem Glossar mit kurzen Worterklärungen. Die
Exportfunktion bietet die Möglichkeit, Texte sowohl in einen anderen
editor zu kopieren als auch direkt auszudrucken. Die Suchfunktionen
sind sehr flexibel: Es kann zum einen nach bestimmten Themen
(Metaphysik, Epistemologie, Sprache usw.) gesucht werden, die dann die
einzelnen dazugehörenden Einträge aufführen, zum anderen nach
verschiedenen world philosophies (Afrika, China/Japan/Korea,
Indien/Tibet usw.), nach world religions (Judentum, Buddhismus,
Christentum usw.) und nach philosophiegeschichtlichen Epochen (Antike,
Mittelalter, Renaissance usw.). Des weiteren können in einer einfachen
Suche durch Vorauswahl und mit logischen Operatoren bestimmte Begriffe
aufgespürt werden; eine erweiterte Suche mittels verschiedener tags
erlaubt sogar z.B., nur Zeitschriftenaufsätze eines bestimmten Autors
zu ermitteln (die Bibliographie kann separat u.a. nach Titel, Autor
und Verlag durchsucht werden). Doch nicht nur die angedeuteten
vielfältigen Suchstrategien können für spätere Arbeitssitzungen
abgespeichert werden, sondern auch eigene Anmerkungen an jeder
beliebigen Stelle des Textes; selbst das Setzen von eigenen
Verweisungen zwischen den Artikeln ist möglich, so daß man mit dieser
CD-ROM ein wirklich ausgezeichnetes Arbeitsinstrument zur Verfügung
hat.[8]
Ebenso wie bei der zehnbändigen Routledge encyclopedia ... handelt es
sich beim Cambridge dictionary of philosophy von Robert Audi
(Professor für Philosophie an der University of Nebraska in Lincoln)
um ein gemischtes Nachschlagewerk, das sich aber anders als jenes
explizit als dictionary versteht: Während Enzyklopädien hauptsächlich
Informationen, geschichtliche Hintergründe und Bibliographien liefern,
bieten Fachwörterbücher vor allem Begriffsbestimmungen. Sie erläutern
Grundbegriffe in einer Weise, wie es Enzyklopädien nicht zu tun
brauchen. Audi geht sogar so weit, zu behaupten, daß einige
Enzyklopädien am besten mit Hilfe eines Wörterbuchs gelesen werden
sollten, da manche ohne ein solches nur schwer zu verstehen seien (S.
XXXIV). Sieht man einmal von dieser sich hier ausdrückenden Tendenz
ab, statt den eigenen Kopf beim Lesen eines philosophischen Textes zu
gebrauchen immer weitere Meta-Hilfsmittel hervorzubringen, was das
Philosophieren nicht unbedingt vertieft, so ist zu dieser
konzeptionell kaum veränderten Zweitauflage[9] eigentlich nur
anzumerken, daß viele Artikel erweitert und aktualisiert wurden und
daß rund 400 neue dazugekommen sind, nämlich vor allem aus dem Bereich
der Ethik (Bioethik, medizinische Ethik usw.), der philosophy of mind
und der politischen Philosophie sowie aus den sog. world philosophies;
dazu kommen Artikel über 50 herausragende Gegenwartsphilosophen. Damit
gehört The Cambridge dictionary of philosophy zu den guten modernen
Philosophielexika in englischer Sprache.
Wolfgang Erb
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