Nach Aussage des Verfassers umfaßt die Bibliographie 1. alle
Editionen, Übersetzungen und Kommentare zur Poetik und zum Tractatus,
2. alle Publikationen, deren Titel einen Bezug zu den beiden Werken
aufweisen und 3. alle Werke, deren Titel sich zwar nicht auf die
beiden Werke beziehen, die sich aber nach dem Wissen des Verfassers
mit Aspekten der Poetik und des Tractatus beschäftigen. Während in
Bezug auf die ersten beiden Gruppen die Sammlung kaum Wünsche
offenläßt, vermißt man bei der dritten verständlicherweise Relevantes.
So fehlt etwa die wohl wichtigste Behandlung des Tractatus der letzten
Jahre durch Heinz-Günther Nesselrath,[3] der nachweist, daß die Schrift
in der vorliegenden Form nicht unmittelbar auf Aristoteles zurückgehen
kann. Im reichen Anmerkungsapparat Nesselraths findet man weitere, vor
allem ältere Arbeiten, die bei Schier fehlen.[4] Eine Kontrolle der
Einträge in Stichproben ergab, daß der Verfasser sehr sorgfältig
gearbeitet hat.
Schrier schließt wissenschaftliche Abhandlungen über die Rezeption der
Poetik in späterer Zeit ein, zeichnet aber nicht die Rezeption selbst
nach. So findet sich in der Bibliographie z.B. kein Eintrag über
Luthers Bezugnahme auf die Poetik in seiner Schrift An den
christlichen Adel deutscher Nation, wohl aber ein einschlägiger
Aufsatz.[5] Was also die Rezeption anlangt, so bleiben Cooper/Gudeman
nützlich, auf allen anderen Gebieten können sie als ersetzt gelten.
Die Bibliographie besteht aus vier Teilen und sieben Indizes: die
preliminary list verzeichnet Übersetzungen und Kommentare, die vor der
Erfindung des Buchdrucks erschienen sind. Das Herzstück der Arbeit,
die main list, führt in chronologischer Anordnung Textausgaben,
lateinische Übersetzungen und die Sekundärliteratur von 1481 bis 1996
an. Die Einträge sind, wo dies vonnöten ist, annotiert. In diesen
Fällen fügt Schrier Hinweise auf die diskutierten Poetik-Passagen bzw.
Schlagwörter an. Daneben werden alle Rezensionen verzeichnet (diese
fehlen bei Cooper/Gudeman), zusätzlich Nachdrucke und Neuauflagen.
Eine list of translations und eine appendix, welche anonyme Nachdrucke
oder später unter anderem Namen erschienene Editionen und
Übersetzungen der Poetik verzeichnet, beschließen die eigentliche
Bibliographie, die durch eine Auflistung der Editionen der Poetik
sowie mehrere Register - vor allem durch den index of passages, den
index of subjects, den index of Greek und den index of names in
vorbildlicher Weise erschlossen wird.
Jeder Altertumswissenschaftler, der sich in Zukunft mit der Poetik und
dem Tractatus beschäftigt, wird dankbar auf das hier ausgebreitete
Material zurückgreifen. Aber ebenso wird die Bibliographie den
Vertretern der neueren Philologien aufgrund der Einbeziehung der
wissenschaftlichen Literatur zur Rezeption gute Dienste erweisen. Sie
sollte trotz des hohen Preises in literaturwissenschaftlich
ausgerichteten Bibliotheken nicht fehlen.
Stefan Schorn
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