Der erste Band der WNB enthält (aus dem Vorwort, S. VIII resümiert) mit dem Streben nach Vollständigkeit 1. alle zu Lebzeiten Nietzsches erschienenen Drucke, die postumen Werke, Drucke seiner musikalischen Werke (Noten), einschließlich Ausgaben in Blindenschrift sowie auf Tonträgern und Datenträgern (letztere fehlen in der genannten Aufführung), dazu (in Annotationen) Fundstellen von Rezensionen der Primärliteratur; 2. Übersetzungen seiner Werke in 42 Sprachen. Die Titelaufnahmen erfolgen nach ISBD "und in Anlehnung an die RAK-WB" (S. IX).
Der Teil für die deutschsprachigen Ausgaben gliedert sich in die Abschnitte 1. Werksammlungen, 2. Einzelschriften, 3. Musikalisches Werk, 4. Briefe, Briefwechsel, 5. Werke auf Datenträgern und Tonträgern, alle jeweils weiter nach Bedarf untergliedert. Abschnitt 1 ist am umfangreichsten, insbesondere wegen des Unterabschnitts Gesamtausgaben und größere Auswahlausgaben, die chronologisch mit dem Bandinhalt (ohne Seitenangaben) aufgeführt sind. Es sind trotz der dafür benötigten rund 50 Seiten nur 18 Nummern, da weitere Ausgaben, Lizenzausgaben etc. unter der "Mutterausgabe" mit Dass. subsumiert sind. Die Numerierung erscheint im Gegensatz zum Erscheinungsjahr, das als Ordnungskriterium am Rand ausgeworfen ist, textbündig auf eigener Zeile und hätte der besseren Übersichtlichkeit halber fett gesetzt werden sollen. Auch hätte man sich gewünscht, wenn die weiteren Ausgaben mit Hilfe von Anhängebuchstaben in die Numerierung einbezogen worden wären, ja selbst der Einschluß der einzelnen Bände von Werkausgaben und von Nachdrucken solcher Bände in eine geeignete Form der Subnumerierung wäre denkbar und nützlich gewesen, nicht zuletzt für Zwecke des Antiquariatshandels, der dann in Anbetracht der Kompliziertheit der Materie in seinen Katalogen zur genauen Identifizierung eines Druckes eine eindeutige "WNB-Nr." zitieren könnte. Auch für den bequemen Nachweis im Register (s.u.) wäre eine feinere Numerierung nützlich. Ansonsten erschließt sich dem genau Lesenden die Kompliziertheit der Publikationsgeschichte von Nietzsches Werken bestens, da nicht nur Querverweisungen innerhalb dieses Abschnittes vorgenommen wurden, sondern solche ggf. auch auf Einzelausgaben im zweiten Abschnitt bzw. auf den Teil mit den Übersetzungen vorhanden sind. Lobenswert ist auch das Bestreben, bei den häufig aufgelegten Werken die Abfolge der unveränderten Auflagen zu registrieren, z.T. mit korrigierenden Anmerkungen zu anderen Bibliographien. Hier finden sich auch immer wieder Bände, die mit einem Asteriskus als nicht nach Autopsie verzeichnet markiert sind: wie gut, daß die Berichtszeit der WNB noch fast zur Gänze in die Zeit fällt, bevor Die Deutsche Bibliothek den unseligen Entschluß faßte, unveränderte Auflagen nicht mehr anzuzeigen. Insgesamt umfaßt der erste Teil mit den deutschsprachigen Ausgaben die S. 3 - 176 und enthält 488 Nummern.
Der Teil für die Übersetzungen (S. 176 - 481) enthält mit 1595 Nummern
(489 - 2083) über dreimal so viele Titel. Er ist im Alphabet der 42
Sprachen geordnet und innerhalb in Anlehnung an Teil 1 gegliedert,
wobei die Gliederung einschließlich der alphabetisch geordneten
Werktitel am Seitenrand ausgeworfen ist. Hier ist die Zahl der mit
Asteriskus (als Zeichen fehlender Autopsie) markierten Titel
wesentlich größer, wobei die Übersetzungen in einige orientalische
Sprachen (insbesondere ins Chinesische, Japanische und Koreanische)
nicht einmal entsprechend markiert sind, da sie allesamt von
Informanten in diesen Ländern gemeldet wurden. Zur Überprüfung der
"Vollständigkeit", die lt. Vorwort (S. VIII) nur "als regulative Idee"
besteht (was immer das genau zu bedeuten hat), wurden vom Rez. einige
wenige Stichproben vorgenommen, die der WNB ein insgesamt sehr gutes
Zeugnis ausstellen. Dabei ergaben sich bei Übersetzungen in weniger
gängige Sprachen (Bulgarisch,[2] Kroatisch, Serbisch, Sprachen Indiens,
Türkisch[3]) keine Lücken und die WNB war sogar vollständiger als die
vom Rez. benutzten Übersetzungsbibliographien, weniger dagegen
anscheinend solche in gängige Sprachen, wie Italienisch, obwohl die
hier konstatierten Lücken eher marginal sind, da sie sich ganz
überwiegend auf weitere (Taschenbuch-)Auflagen beziehen.[4] Da sich die
Übersetzungen in ein und dieselbe Sprache über viele Seiten
erstrecken, wäre es zur einfachen Orientierung sehr praktisch gewesen,
wenn man die Sprache im Kolumnentitel ausgeworfen hätte,[5] was den
Umweg über das Inhaltsverzeichnis in vielen Fällen erspart hätte.
Register: 1. aller beteiligten Personen; 2. ein Sachregister von nur
zwei Spalten, das Eintragungen unter Formalbegriffen enthält wie etwa
Auswahlausgaben, Bibliophile Ausgaben, Blindenhörbücher,
eigenartigerweise aber nicht unter CDs oder CD-ROMs; 3. Werkregister
mit Eintragungen nur unter den deutschsprachigen Titeln, während die
fremdsprachigen nur mit der Sprache als Unterschlagwort angegeben
sind. Die Benutzung der Register ist dadurch unnötig erschwert, daß
sie nur auf die (nicht, wie oben angeregt, weiter untergliederten)
Nummern verweisen und man bei großen Komplexen erst mühsam suchen muß,
in welchem Band der gesuchte Titel zu finden ist.[6]
In dem oben zitierten Beitrag äußerte sich der Projektkoordinator
Frank Simon-Ritz auch ausführlich zur Nietzsche-Bibliographie als
Datenbank. Im Vorwort (S. VIII) heißt es dazu: "Von Anfang an war die
Weimarer Nietzsche-Bibliographie so konzipiert, daß sie auch in einer
Online-Version verfügbar sein sollte. ... Eine aus den bisherigen
Erfahrungen resultierende Weiterentwicklung des Online-Zuganges zur
Datenbank wird ins Internet gestellt werden, wobei Zeitpunkt und
Konditionen noch offen sind." Von der bei Simon-Ritz als (zusätzliche)
Alternative erwähnten CD-ROM-Ausgabe ist dagegen nicht mehr die Rede.
Beides wäre auch nur als zusätzliches Angebot zur gedruckten Ausgabe
sinnvoll, die weiterhin die adäquate Angebotsform für eine derartige
Personalbibliographie ist. Dagegen wäre die angestrebte "Weiterführung
der Bibliographie über 1998" hinaus als Internetangebot äußerst
erwünscht, zumal sich nach einer gewissen Zeit, sobald genügend
Material zusammengekommen ist, wieder eine gedruckte Bibliographie im
Anschluß an die Berichtszeit des Grundwerks vorlegen ließe.
Klaus Schreiber
Zurück an den Bildanfang