Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus: Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 8(2000) 1/4
[ Bestand in K10plus ]
Die Religionen der Menschheit
- 00-1/4-135
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Die Religionen der Menschheit / Friedrich Heiler. Hrsg.
von Kurt Goldammmer. - 6. Aufl. [gegenüber der 5. Aufl.
1990 nicht verändert]. - Stuttgart : Reclam, 1999. - 672
S. : Ill. ; 22 cm. - ISBN 3-15-010460-2 : DM 39.80
- [5674]
Friedrich Heilers in der sechsten Auflage unverändert nachgedrucktes
Standardwerk Die Religionen der Menschheit braucht der Sache nach hier
nicht mehr vorgestellt zu werden, ist es doch inzwischen ein Klassiker
religionswissenschaftlicher Information. Es stammt aus dem Kreis um
den Marburger Religionswissenschaftler Friedrich Heiler, der von
Rudolf Otto, Nathan Söderblom, aber auch durch seine Wurzeln in der
katholischen Theologie geprägt worden war. Neben Heiler zählen Kurt
Goldammer (Prähistorie, Griechen, Römer, Germanen, Kelten, Slawen
etc.), Franz Hesse (biblisches Judentum), Günter Lanczkowski (Amerika,
Ägypten, Vorderasien etc.), Käthe Neumann (Japan) und Annemarie
Schimmel (Islam) zu den Verfassern. Es handelt sich um eine durch
Register erschlossene, auf Lesbarkeit ausgerichtete geschichtliche
Darstellung (kein umfangreicher Anmerkungsapparat, wohl aber gute
bibliographische Hinweise). Sie ist eingebettet in eine von Heiler
stammende religionsphänomenologische Skizze und wird beschlossen durch
seine Überlegungen zu einer "Synthese" der Religionen. Diese zeigt
deutlich Heilers Herkunft aus Modernismus, liberaler Theologie und
ökumenischer Bewegung und seine typologische Religionsphänomenologie.
Sie wäre heute natürlich zu ergänzen durch die Diskussionen um eine
plurale Religionstheologie, durch Küngs "Weltethos" oder durch
Ereignisse wie das Treffen der Religionen 1986 in Assisi und den
"Weltgipfel" 1999 in Rom, so unterschiedlich dies alles ist. Die hier
vorliegende 6. Auflage ist nur ein Nachdruck der von Goldammer
verantworteten 5. Auflage von 1990. Das Werk kann nach wie vor als gut
lesbare Einführung und Zusammenfassung benutzt werden, solange es
durch keine ähnlich geschlossene und komprimierte Darstellung ersetzt
worden ist, die im übrigen auch ein sich sachlich so nahestehendes
Forscherteam voraussetzte, wie es damals in Marburg gegeben war.
Freilich dokumentiert das Werk einen historischen Stand der Forschung
und findet seine Grenze bei Phänomenen, die erst in den letzten
Jahrzehnten größere Bedeutung gewonnen haben. So ist anzunehmen, daß
dieses Buch künftig auch keine Überarbeitungen mehr zuläßt, sondern
wohl ein Dokument für eine Epoche der Religionswissenschaft bleiben
wird. Die populärer aufgemachte Arbeit von M. P. Fisher (s.u.) ist in
gewisser Weise schon solch eine Konkurrenz.
Albert Raffelt
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