Auf Geleitwort (S. V - VI) und Vorwort (S. VII - VIII) folgen A. Einleitung (S. 2 - 14), B. Geschichtlicher Überblick (S. 15 - l68) in 11 Abschnitten, C. Hauptteil: Die theologische Literatur des Mittelalters in Bulgarien und Serbien (865 - 1459) (S. 169 - 524) in Gattungsabschnitten (9), D. Nachwort: Wegzeichen der (orthodoxen) südslavischen Theologie (S. 525 - 527), E. Anhang: Listen der geistlichen und weltlichen Autoritäten in 6 Abschnitten (S. 529 - 533) und F. Register (S. 535 - 559), die jeweils dreispaltig einmal Autoren, Titel, Personen und Sachen, zum anderen ein Autorenverzeichnis zur Sekundärliteratur bieten.
Als herausragende Leistungen sind zu nennen: die geschichtliche,
gründlich-solide Einbettung des Themas, die gut berücksichtige
Wissenschaftsgeschichte und die Erwähnung von Kirchenbau,
Kirchenmalerei, Kirchenmusik (S. 152 - 165), die die Orthodoxie als
Gesamtkunstwerk erscheinen läßt. Die spürbare Absicht, der Aktualität
grundsätzlich, aber mit gebotener Zurückhaltung Rechnung zu tragen,
verrät der Abschnitt Bulgarien-Makedonien-Serbien: drei gleichwertige
Ausprägungen einer (orthodoxen) südslavischen Kultur? (S. 165 - 168).
Es geht dem Autor überzeugend um die Schärfung des Profils der
serbischen und bulgarischen Orthodoxie, das - im Mittelalter geprägt
und angelegt - bis heute erkennbar ist.[3]
Umfängliche Stichproben der Register lassen immer wieder über
Präzision und Fülle der verarbeiteten Literatur staunen, die sogar
gelegentlich mit Kurzkommentaren versehen ist. Angesichts dieser
Leistung empfindet der Rez. eine sehr spürbare Scheu, Ergänzungen
vorzuschlagen, die unter keinen Umständen als Kritik aufzufassen sind.
Sie betreffen die Bibliographie,[4] Arbeiten von Döpmann,[5] Miletic,[6]
Dinekov,[7] Krustev.[8] Als äußerst positiv fällt die Berücksichtigung von
Rezensionen auf, die naturgemäß die Frage nach Ergänzungen aufwirft,
wie im Falle von Matthes[9] und Bremer.[10] Daß eine Geringfügigkeit wie
eine Transliteration[11] dem Rez. auffiel, wolle man ihm nachsehen,
enbenso eine andere formale Quisquilie.[12] Die Geschichte der
Balkanländer von E. Hosesch (Fußnote 16) hat nach der zitierten
Auflage von 1988 eine 3. Auflage 1996 erfahren.
Das Buch paßt durchaus in die wissenschaftliche Zeitgeschichte.
Arbeiten von F. Thomsen[13] und R. Zlatanova,[14] die sich der hier nicht
behandelten biblischen Bücher annehmen, beweisen es. Gewicht und
Bedeutung dieses Buches gehen weit über das behandelte Thema hinaus.
Es hat einmal eine hochschulpolitische Dimension. Gegenwärtig gewinnt
man den Eindruck, die Universitäten sparten primär an den kleinen
Fächern. Ob eine Universität 8 oder 9 Germanisten hat, ist nicht so
wichtig, ob aber einen oder keinen Indologen, Osteuropahistoriker sehr
wohl. Eine Universität, die fast ausschließlich von Themen, Niveau und
Methoden der Massenfächer geprägt ist, verdient kaum ihren Namen. Zum
anderen ist eine politische, genauer europapolitische Dimension
anzusprechen. Der Rez. hat mehrfach auf die Bedeutung kleiner Völker
für Europa hingewiesen.[15] Erst wenn sie Europa als ihr Europa
begreifen, ist Europa gelungen. Schließlich, eng damit verbunden,
spricht das Buch die geistigen Grundlagen Europas an. Es macht
implizit darauf aufmerksam, daß ohne die geistigen Grundlagen Europa
kaum lebensfähig entsteht, weil "leider! nur das geistige Band"
fehlt.[16]
Des weiteren hilft das Buch der ökumenischen Frage durch
Profilschärfung seines Gegenstandes. Katholisch oder protestantisch
mag die ökumenische Frage unterschiedlich gestellt sein, ohne die
geistigen Grundlagen der Orthodoxie fragt sie ins Leere.
Der hochgebildete Autor, der hervorragend die Tradition der Münchner
Byzantinistik, Slavistik und Kirchengeschichte repräsentiert, bezeugt
letztlich auch durch diese Arbeit die Notwendigkeit des Buches als
kulturell und wissenschaftlich unverzichtbar.[17] Ein höchst
ungewöhnlicher großer Dank ist abzustatten. Er kommt von
Byzantinisten, Slavisten, Mediävisten, Kirchenhistorikern und
Balkanologen. Hinzu kommen alle, denen die vielfältige Kultur Europas
am Herzen liegt. Ein Handbuch liegt vor, das nichts seinesgleichen
hat, grundlegend bleiben wird und grundsätzlich nicht überholbar ist.
Horst Röhling
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