Pionteks Schriften bieten viel empirisches Material für eine Untersuchung der Frage, in welchem Ausmaß die Aufnahme von Literatur von außer-literarischen Gegebenheiten abhängt. Da das selbstverständlich auch für die Veröffentlichungen der genannten politisch und sozial engagierten Autoren gilt, böte die bisher kaum unternommene Text- und Rezeptionsanalyse der Schriften Pionteks einen vorzüglichen Ansatz, um im Vergleich mit seinen Antipoden zu bestimmen, wie ästhetische und nicht-ästhetische Impulse - bald einander verstärkend, bald einander aufhebend - zusammen das öffentliche Erscheinungsbild eines Schriftstellers ausmachen. So einfach, wie sich die Germanistik solche Analyse im allgemeinen durch bloßes Mitschwimmen in den allgemeinen Mainstream-Ideologien zu machen gewohnt ist, wird es allerdings im Falle Piontek nicht gehen. Denn da wäre auch zu fragen, was an den zuweilen durchaus das Triviale streifenden Texten Pionteks etwa einen Peter Huchel so fasziniert hat. Vor allem aber wäre zu zeigen, welchen Anteil die leichtere Eingängigkeit der Schriften dieses aus Schlesien stammenden Autor daran hat, daß es zweifellos ihm - und nicht seinem politisch engagierten Schriftstellerkollegen und Landsmann Horst Bienek - gelungen ist, für die junge polnische Literatur bei deutschsprachigen Lesern Verständnis und Interesse zu wecken.
Für alle solche Fragen stellt die sorgfältige und in allen technischen Details vorzüglich gearbeitete subjektive und objektive Personalbibliographie das Material bereit. Titel und Fundstellen der eigenen Schriften Pionteks werden in den vier Abteilungen (Lyrik und Prosa; Herausgeberschaft; Übersetzertätigkeit; kritische Veröffentlichungen) geboten. Der genaue Blick in die jeweiligen Unterabteilungen zu den unselbständig erschienenen Veröffentlichungen belegt, wie wenig den meisten Periodika an einer Vielstimmigkeit gelegen ist: Daß unsere Publizistik weitgehend nach dem Prinzip der Selbstverstärkung funktioniert - positive Kritik in konservativen Organen führt zu vermehrter Öffnung entsprechender Zeitschriften und Zeitungen - beweist einen beklagenswerten Mangel an Bereitschaft zu Vielstimmigkeit und offener Diskussion.
Ein Nachtrag zu den 3500 Nummern des Hauptteils enthält auf 12 Seiten immerhin rund 140 ergänzende Einträge zu verschiedenen Rubriken. Es handelt sich überwiegend um neu ermittelte unselbständig erschienene Veröffentlichungen. Bearbeiter und Verlag verdienen Anerkennung, daß sie auf den Nachweis dieser Abdrucke nicht aus pragmatischen oder ästhetischen Gründen verzichtet, sondern sich dazu bekannt haben, daß Personalbibliographie in besonderem Maße immer work in progress ist. Der Band gehört zu den in jeder Hinsicht erfreulichen Exemplaren der Gattung.
Hans-Albrecht Koch