Die kleine Bibliographie empfiehlt den einst vor allem als Autor von Kurzgeschichten geschätzten, heute kaum noch bekannten Schriftsteller der Aufmerksamkeit der Literaturwissenschaft. Wie ein Blick in das Verzeichnis der Forschungsliteratur zeigt, sind die meisten Veröffentlichungen über Schnell eher aus aktuellem Anlaß entstanden denn aus genauerer Analyse. Die einzige Monographie neben dem Artikel von Michael Koetzle im Kritischen Lexikon der Gegenwartsliteratur ist das unveröffentlichte Typoskript einer Wuppertaler Magisterarbeit von André Polocek (Nr. 254) aus dem Jahre 1988, bei dem Fisch wenigstens einen Standort hätte mitteilen sollen, um irrlaufende Leihverkehrsbestellungen zu vermeiden.
Leider enthält das Bändchen nur ein Namenregister, aber kein Verzeichnis der Titel der einzelnen Erzählungen oder Gedichte in den Sammlungen. Wie etwa findet man den Druckort der schönen, eines Thomas Mann würdigen Erzählung David spielt vor Saul, die vom Junggesellen Steinbach handelt, der "in geordneten Verhältnissen" lebt. "Sein Arbeitszimmer in der Bank war groß und hell." Der Erzähler spannt die "geordneten Verhältnisse" des Bankiers vom vergeblichen Gang ins Bordell "hinter der Kirche" bis zum Besuch eines Hauskonzerts der feinen Gesellschaft, auf dem Steinbach, begeistert vom Klavierspiel des Sohnes des Hauses und entnervt vom Kommentar "goldig" eines weiblichen Gastes, den musizierenden Knaben küßt: Großer Skandal: "'Nein, so was!' flüsterte Frau Neumann. 'Ich dachte, das Laster der Homosexualität sei vollkommen ausgerottet!'"
Da dies beim Aisthesis-Verlag nicht immer gängige Praxis gewesen ist, sei hervorgehoben, daß die gewählte Typographie in dieser Bibliographie der Übersichtlichkeit der Titelaufnahmen dienlich ist.
Äußerst sympathisch, wie der Bearbeiter in der Vorrede für "seinen" Autor wirbt, mit dem Zitat der anspielungsreichen Anekdote, die Schnell 1961 in seinem Nachruf auf den Freund Günter Bruno Fuchs mitgeteilt hat: "Wir verbrachten die erste Nacht, in der wir uns kannten, auf einer Bank in dem kleinen Park vor dem Festspielhaus in Bayreuth. Ein paar Flaschen Bier hatten wir und unendlich viel zu erzählen. Von dem, was uns begeisterte, von dem, was uns traurig machte. Damals spielte die Rede, die Dehmel am Grab Liliencrons hielt, für mich eine große Rolle. Darin steht der Satz: 'Er war ein Ritter, manchmal auch ein Strauchritter.'" Es lohnte schon, auch dem 'Strauchritter' Schnell wieder einmal aufzulauern; Fisch verrät, an welchen Plätzen man das tun kann.
Hans-Albrecht Koch