Das Vorwort zur neuen Auflage ist mit nur einer Seite unangemessen
kurz. Ihm ist zu entnehmen, daß die Daten inzwischen in digitaler Form
vorliegen, was die Aktualisierung ebenso wie weitere gedruckte
Ausgaben sicherlich erleichtern wird; Pläne für ein digitales Angebot
sind weder hier noch im ausführlichen Subskriptionsprospekt erwähnt.
Zum Verhältnis der 4. zur 3. Aufl. erfahren wir nur, daß der Text
völlig revidiert und aktualisiert wurde und daß neue Namen aufgenommen
wurden. Ihre Zahl wird ebensowenig wie die Gesamtzahl der Namen[2]
mitgeteilt (eine Information, die man auch in der Vorauflage
vergeblich suchte).
Ein Stichprobenvergleich mit Künstlern im Alphabetabschnitt Af ergab,
daß eine beträchtliche Zahl von Artikeln unverändert übernommen wurde,
selbst wenn es allein durch Konsultation der zahlreichen neuen Lexika
möglich gewesen wäre, zusätzliche Informationen zu gewinnen, und sei
es das (genaue) Todesdatum.[3] Die Angaben im Artikelkopf wurden
standardisiert; statt der im Französischen üblichen Klassifizierung
nach nationalen "Schulen" wird jetzt einfach die Nationalität genannt
(statt Éc[ole] Ital. jetzt einfach Italien); auch Kunstgattung und
-richtung werden jetzt - häufig unter Präzisierung - formalisiert und
vom Text abgehoben (bei Afro statt einfach peintre, jetzt Peintre,
peintre de compositions murales. Abstrait).
Die 4. Aufl. verzeichnet im genannten Alphabetabschnitt 35 Namen,
davon sind 9 neu und betreffen ausschließlich Künstler des 20.
Jahrhunderts (davon drei aus Rußland, zwei aus Indonesien und je einer
aus Ägypten, dem Libanon, Nigeria und den USA); zwei der neuen Artikel
sind mit dem Namen(skürzel) des Herausgebers gezeichnet. Die 3. Ausg.
verzeichnete für denselben Alphabetabschnitt 28 Namen, von denen einer
(Gari Affortunato) in der 4. Aufl. nicht mehr auftaucht, während es
sich bei einem weiteren (Jorge Affonso) um eine Dublette (zu Jorge
Afonso) handelte, die in der 4. Ausg. mit einem neuen Artikel unter
der letzteren Namensform bereinigt wurde. 21 Artikel (also immerhin 60
%) wurden unverändert übernommen (davon wurden zwei bei identischem
Inhalt lediglich neu formuliert). Die Veränderungen bei den restlichen
5 Artikeln sind unterschiedlich tiefgreifend: bei dem genannten Afonso
(Portugal, Ende 15., Anfang 16. Jahrhundert) fand die erwähnte
Korrektur statt; bei dem englischen Maler William Affleck blieb die
kurze Biographie unverändert, doch wurden zahlreiche neue
Auktionsergebnisse hinzugefügt; von den drei revidierten Artikeln für
Künstler des 20. Jahrhunderts handelt es sich in zwei Fällen (Jean
Affaltranger und Nadir Afonso) primär um eine Neuformulierung mit
wenigen zusätzlichen Informationen; der Artikel über den seit der
Vorauflage verstorbenen (Zürich 1976, exakt: 24.07.1976) italienischen
Künstler Afro wurde neu geschrieben und durch bibliographische Angaben
sowie zahlreiche neuere Auktionsergebnisse vermehrt. Die beiden
zuletzt genannten Artikel sind mit dem Namen des Herausgebers
gezeichnet.
Während der Bénézit bei der Zitierung der Sekundärliteratur nach
Vorkommen und Zahl einen ausgesprochen zufälligen Eindruck vermittelt
und damit weit hinter dem AKL zurücksteht, hat er zwei Besonderheiten,
die ihn von letzterem unterscheiden: er bildet Künstlersignaturen
sowie Sammlermarken ab und zitiert, z.T. sehr ausführlich,
Auktionsergebnisse.[4] Die mangelnde Berücksichtigung und Zitierung der
kritischen Literatur wird nicht nur den wissenschaftlichen Benutzer
zunächst zum AKL greifen lassen, so wie die bei diesem weniger breit
vertretenen zeitgenössischen Künstler ebenso wie die Nennung von
Auktionsergebnissen den Bénézit zum bevorzugten Nachschlagewerk für
Sammler und den Kunsthandel macht.
Klaus Schreiber
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