ist für die ältere
Kunst, J. Liebchen für die Zeitgenossen zuständig) von den Querelen
mit lebenden Künstlern berichten, die ihre Biographie nach eigenem
Gusto stilisieren möchten und ebenso von Schwierigkeiten mit
Institutionen, die nicht oder nur gegen Bezahlung Auskunft geben
wollen sowie von renitenten Sponsoren. Das Problem der Auswahl lösen
die Bearbeiter durch Permissivität: sie berücksichtigen Profikunst
ebenso wie Laienkunst (auch Kunsthandwerker) und begnügen sich "für
die Bewertung eines Kunstschaffens" mit Erwähnungen in der Literatur,
erhaltener Auszeichnungen und Präsenz in Sammlungen. Der für die
Aufnahme entscheidende lokale Bezug wird großzügig gehandhabt: "Ein
kurzer Aufenthalt im Landkreis genügt nicht für die Aufnahme" (S. 14),
doch sind Ausnahmen gleich erwähnt, da berühmte Namen (z.B. die
'Malerpoeten' Mörike und Hesse) willkommen sind. Willi Baumeister, der
in Stuttgart geboren wurde und dort starb, verdankt seine Aufnahme der
Tatsache, daß er die letzten zwei Jahre des Zweiten Weltkriegs in
Urach lebte. Da er natürlich einen der ganz langen Artikel bekam, kann
man daran gleich den Artikelaufbau beschreiben: Name, Geburts- und
Todesdatum und -ort, Kunstsparten; Biographie mit zahlreichen
eingestreuten Zitaten; Abbildungsnachweise; Einzel- bzw.
Gruppenausstellungen; Sekundärliteratur; Mitgliedschaften; Präsenz in
Museen und Sammlungen; Urheberrechte; eigene Schriften. Die in einem
Tafelanhang zusammengetragenen, z.T. farbigen Abbildungen sind
zugegebenermaßen nicht repräsentativ, da Abdruckgenehmigungen teuer
sind.
Wenn die Verfasser "hoffen, mit diesem Projekt ... die ... These vom
Fehlen kultureller Identität in der Region ... entkräften zu können",
so wünscht man ihnen Erfolg; daß "nur wenige Städte in Deutschland
- vor allem ... München, Düsseldorf, Karlsruhe - ... sich rühmen
können,
eine derartige Dichte der künstlerischen Kreativität zu besitzen" (S.
16) liest man dagegen eher schmunzelnd. Daß der Verlag "für dieses
Buch über Künstler von Weltrang wie Keller-Reutlingen, Hölzel,
Baumeister, Schneidler, Grieshaber und andere" dagegen nur mit diesen
Namen wirbt, spricht für sich.
Klaus Schreiber
- [1]
- Er ist, wie seinem biographischen Artikel (im Stil des Lexikons)
auf S. 9 zu entnehmen, "Verleger, Antiquar, Kunsthändler, öfftl.
bestellter u. vereidigter Versteigerer, Sachverständiger". Bekannt ist
er als Kompilator dreier "Kunstdatenbanken", mit deren Hilfe sich die
in folgenden Zeitschriften enthaltenen Abbildungen nachweisen lassen:
Velhagen & Klasings Monatshefte, Weltkunst und Die Kunst und das
schöne Heim (alle 1997 erschienen). Zu seinem neusten Index der
Künstlernamen und Abbildungen der Kataloge der großen
Kunstausstellungen im Haus der Kunst in München von 1949 - 1988; vgl.
die vorstehende Rezension IFB 00-1/4-234.
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