Der Atlas gliedert sich in einen Textteil (Bd. 1) und einen Bildteil (Bd. 2). Beide ordnen die Einträge nach dem Alphabet der deutschsprachigen Ortsnamen, die rumänische (gegebenenfalls auch die ungarische) Namensform wird dann beim jeweiligen Eintrag ergänzt; zudem sind alle Namensformen im Register der Ortsnamen in Bd. 2 berücksichtigt. Anders aber als in der übrigens auch im Text durchgängig zweisprachigen Denkmaltopographie Siebenbürgen findet die Zugehörigkeit zu heutigen Verwaltungseinheiten und Gemeinden keinen Ausdruck im Ordnungsprinzip. Im einzelnen bringen die Texteinträge in Bd. 1 Kartenmaterial zur Ortslage und Ortsstruktur, Informationen zur Ortsgeschichte, zur Geschichte der Kirchenburg (ergänzt durch Grundrisse, isometrische Zeichnungen und einzelne Abbildungen), eine Beschreibung von Kirche und Kirchenburg mit Hinweisen auf die Ausstattung, schließlich ausgewählte weiterführende Literatur- und Quellenangaben. Weiteres umfangreiches farbiges, wenn auch meist sehr kleinformatiges Abbildungsmaterial zu den einzelnen Denkmälern wird dann nur noch mit knappster Legende versehen und separat in Bd. 2 präsentiert. Zusätzlich zur parallelen Ordnung auch des Bildmaterials im Ortsalphabet werden Texteintrag und entsprechender Bildteil noch über eine gleichlaufende Numerierung mit einander verknüpft und sind somit schnell und leicht zuzuordnen. Der Bildteil bietet das Abbildungsmaterial zu den Kirchenburgen in der für Inventare üblichen Feinordnung: Gesamtansicht bzw. Lagephoto, verschiedene Außenansichten und Details des Außenbaus, schließlich Innenansichten und Aufnahmen von herausragenden Ausstattungsstücken. Leider fehlt den Ansichten in der Regel eine genaue Datierung. Aus dem Nachwort läßt sich zwar ein terminus post quem für die Mehrheit der Aufnahmen erschließen, ist dort doch nachzulesen, daß erst ab Ende der siebziger Jahre die technischen Voraussetzungen für die photographische Erfassung bestanden, ab 1987 schließlich die systematische Photodokumentation erfolgte. Dennoch wären präzisere Datierungen der Aufnahmen ebenso wie - von Fall zu Fall - die Wahl größerer Abbildungsformate schon deshalb von besonderem Interesse gewesen, weil bereits die Texteinträge bestimmte Informationen zu den einzelnen Denkmälern fast vollständig ausklammern: So gibt es beispielsweise nur selten Hinweise zum baulichen Zustand des Denkmals, kaum zu Restaurierungen und substantiellen Veränderungen der letzten Jahre usw. Bessere Bildinformationen hätten hier zumindest kompensatorisch gelesen werden können. So aber bleibt es bei ersten und hinsichtlich der Bauzustände eher pauschalen Eindrücken. Mit diesen Hinweisen sei zugleich exemplarisch illustriert, wo für manche spezialisiertere Fragestellungen und Informationsbedürfnisse die Grenzen des Atlas erreicht werden.
Dennoch: Dem Atlas wird als Nachschlagewerk zum Gesamtbestand an
Kirchenburgen trotz einiger Einschränkungen auch längerfristig
besondere Bedeutung zukommen, umso mehr als die Denkmaltopographie
Siebenbürgen nur sehr schleppend voranschreitet.[3] Sicher, die
Erfassungsgrundsätze der Denkmaltopographie sind nicht nur qualitativ
andere, sondern auch denkmaltypologisch, beschränkt sie die
Verzeichnung doch nicht allein auf die Kirchenburgen, sondern
berücksichtigt vielmehr umfassend ganze Ortsanlagen und Siedlungen mit
ihren einzelnen Gehöften und Wohnbauten etc. Aber wie bei vielen
exhaustiv angelegten Projekten ist auch hier die Gefahr des Scheiterns
besonders nahe. Zum jetzigen Zeitpunkt wird man daher für den
Denkmälerbestand Siebenbürgens den einzigen bisher vorliegenden Band
der Denkmaltopographie eher als exemplarischen Einblick in
Ortsstrukturen und traditionelle Bauformen des Landes sehen denn als
Teil eines bald geschlossenen Gesamtinventars. Den Atlas der
Kirchenburgen kann man dagegen schon jetzt als umfassendes
Nachschlagewerk für diesen wichtigsten Denkmaltyp Siebenbürgens mit
Gewinn konsultieren, auch wenn er nicht in jedem Detail die
Erwartungen an eine wissenschaftliche Verzeichnung erfüllt. Gerade vor
dem Hintergrund einschneidender Veränderungen in den letzten
Jahrzehnten in dieser Kulturregion ist die Entscheidung zugunsten
einer dokumentarischen Beschränkung auf ihren herausragenden und
prägenden Denkmaltyp und zugunsten einer schnellen Publikation des
gesamten Materials sinnvoll. Seine Nutzung wird der Atlas denn auch
nicht nur in (kunst-)geschichtlich-wissenschaftlich motivierten
Kreisen finden, sondern in besonderem Maße sicher auch bei einer der
Region und der Kultur Siebenbürgens persönlich verbundenen
Leserschaft. So ist der Atlas denn auch mehr als nur ein Kompendium zu
einem besonderen Bautyp; er ist exemplarisches Dokument einer endenden
Kultur. Und schließlich ist er auch in nicht unerheblichem Maße
persönliches Monument, Zeugnis des Lebenswerks des Autors und seiner
Familie.
Angela Karasch
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