Da AV nicht mehr lieferbar ist und außerdem "vielfache Wünsche der
Benutzer zu erfüllen" (Ausg. 1993, S. 7; 2. Aufl. 1999, S. V) waren,
wurde das Trennersche Werkverzeichnis in aktualisierter Fassung und
nun erfreulicherweise doch mit Incipits versehen - was allerdings
nicht begründet wird - auf den Markt gebracht, und zwar ein Jahr nach
dem Tode Franz Trenners 1993 als Jahresgabe für die Mitglieder der
Richard-Strauss-Gesellschaft München in seiner ersten[4] und nun 1999,
dem Jahr des 50. Todestages des Komponisten,[5] in überarbeiteter 2.
Auflage, vollendet und fortgeführt von Florian Trenner, dem Sohn des
Verfassers.
AV ordnet zwar ebenfalls chronologisch, trennt jedoch Werke mit
Opuszahlen (op. 1 - 86), die er in Bd. 1 - 2 verzeichnet, von den
folgenden, in Bd. 3 enthaltenen: Werke ohne Opuszahlen einschließlich
der Jugendwerke (o. Op. AV. 1 - 150), verschollene Kompositionen (AV.
151 - 182), Bearbeitungen fremder Kompositionen (AV. 183 - 192) und
schließlich Fragmente einschließlich nicht verwirklichter Pläne und
Anregungen (AV. 193 - 306) sowie in einem Anhang Skizzenbücher und
verzeichnet überdies Schriften (Aufsätze / Gedruckte Äußerungen /
Editionen in chronologischer Ordnung AV. 307 - 391).
TrV dagegen ordnet wie bereits in der Ausg. 1985 sämtliche
Kompositionen chronologisch und verzichtet auf die Schriften von
Richard Strauß. In der vorliegenden 2. Aufl. wurden die Angaben zu den
einzelnen Werken gegenüber der Ausg. 1993 vervollständigt und auf den
neuesten Stand der Forschung gebracht. So wurde u.a. generell der
Hinweis auf die 1996 - 1999 erschienene Richard-Strauss-Edition[6] bei
den dort enthaltenen Werken ergänzt, der eigene Abschnitt Die
Bühenwerke: Besetzung der Uraufführung aufgelöst und in die jeweiligen
Werkbeschreibungen (bei Aufführungen) eingearbeitet und ein
allgemeines Personenregister ergänzt.
Die Werkbeschreibungen beider Verzeichnisse umfassen die üblichen
Angaben, wobei aber die Ausführlichkeit bei AV (Incipits aller Themen;
neben Partituren, Studienpartituren, Klavierauszügen, Textbüchern auch
Ausgaben von Stimmen, Teilen von Werken und Bearbeitungen;
ausführliche Erläuterungen zu Entstehung, Aufführungen, Rezeption,
Interpretationshinweisen etc.; Diskographie; Literaturangaben)
unschlagbar ist. Ein paar Seitenzahlen zum Vergleich (in Klammern die
Seitenzahlen im TrV): Rosenkavalier S. 442 - 511 (S. 221 - 224);
Salome S. 356 - 386 (S. 204 - 206); Also sprach Zarathustra S. 182
- 191 (S. 153); Till Eulenspiegels lustige Streiche S. 156 - 177 (S.
146).
Die Register im TrV sind - verkürzt - dieselben wie bei AV:
Das chronologische Register nach Gattungen, das den Titel, die
Opuszahl sowie die Nummer des Trennerschen Verzeichnisses aufführt,
ist eine Verschmelzung des Systematischen Gesamtregisters und des
Chronologischen Gesamtregisters - letzteres mit Nennung des Datums
ausführlicher - des AV und auch die Trennung des alphabetischen
Registers in Textanfänge; Textdichter und Übersetzer; Komponisten
bearbeiteter Werke; Verleger von Originaldrucken; Werktitel finden
sich bereits dort mit den weiteren, von Trenner nicht aus AV
übernommenen - leider, da nicht unwesentlich - Teilen für
Mitarbeiter/Vorbilder/Anreger; Widmungsempfänger; Mitwirkende bei
Uraufführungen. Da häufig Werktitel und Textanfang, deren Register im
AV anders als hier wenigstens direkt aneinander anschließen, identisch
sind, wäre es allerdings benutzerfreundlicher gewesen, die
alphabetischen Register der Textanfänge und Werktitel in einem
einzigen zu vereinen.
Das neu hinzugekommene Personenregister scheint nicht sehr sorgfältig
erstellt worden zu sein: Verlage werden grundsätzlich nur dann
aufgeführt, wenn sie aus einem rein persönlichen Namen bestehen - also
ohne Boosey & Hawkes,[7] Bote & Bock, Breitkopf & Härtel - , doch auch
dies leider nicht vollständig; so fehlt beispielsweise Aibl, Joseph
und Bruckmann, F., während Bauer, Otto und Cassirer, Paul durchaus
vorhanden sind; beim Verleger Oertel wird lediglich auf eine
TrV-Nummer verwiesen, während das Verlegerregister sieben Einträge
verzeichnet; Karl Henckell ist im Register der Textdichter und
Übersetzer in richtiger Schreibweise angegeben (S. 366), im
Personenregister jedoch mit Henkell, Karl (S. 384); dafür wird bei
Friedrich Rückert im Gegensatz zum eben genannten Register (dort 280,
S. 367) die richtige TrV-Nummer 270 (S. 388) angegeben. Überhaupt
scheint das Personenregister auf den Daten des Hauptteiles zu
basieren, während zumindest das Textdichter- und Übersetzerregister
weitere Informationen bereithält, die hier nicht eingeflossen sind, so
z.B. den Hinweis auf Josef Weinheber als Textdichter des Schlußchores
der symphonischen Dichtung Die Donau (TrV 284), der beim Haupteintrag
keine Erwähnung findet, sowie den Nachweis Arnims und Brentanos als
Dichter der Sammlung Des Knaben Wunderhorn, die bei den betreffenden
Haupteinträgen nur pauschal mit Titel genannt wird (z.B. TrV 174, Nr.
5: "(Aus 'Des Knaben Wunderhorn')").
Erwähnt sei noch die unerläßliche Konkordanz der Nummern bei AV (Op.,
o.op. AV, AV) zu denen des TrV.
In Bibliotheken gehören auf jeden Fall beide Werke - Mueller von Asow
wegen seiner Ausführlichkeit, Trenner wegen der größeren Aktualität;
beide müssen ergänzend benutzt werden.
Martina Rommel
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