Wie kaum ein anderer Fachwortschatz verlangt derjenige der Segler Fachwissen und (auch praktische) Erfahrung auf Seiten des Terminologen und Lexikographen. Da Segelboote die ersten Fahrzeuge und Segelschiffe lange Zeit die einzigen und größten Transportmittel der Menschen waren, konnte sich die Seglersprache über einen sehr langen Zeitraum entwickeln, erweitern und differenzieren. Bereits früh mußte der Segler nicht nur die Terminologie rund um sein Schiff beherrschen, sondern sich auch mit Fachausdrücken aus der Navigation, der Wetterkunde, dem Nachrichtenwesen und dem Schiffahrtsrecht auskennen. Aber auch die Verwendung neuer Baumaterialien sowie die zunehmende Technisierung haben dazu beigetragen, daß die Seglersprache immer mehr Überschneidungen mit anderen, insbesondere den Ingenieurwissenschaften und der Physik zuzuordnenden Sachgebieten aufweist.
Von den ursprünglich 4000 Fachausdrücken in der 1. Auflage ist der Umfang des Segler-Lexikons inzwischen auf 5500 Lemmata angewachsen. Der Zuwachs beruht dabei nicht nur auf Neuaufnahmen aus aktuellen Fachbeiträgen, nautischen Gesetzestexten sowie Bau- und Führerscheinvorschriften, sondern auch auf der Aufnahme von Fachwörtern aus der alten Seemannssprache, die in den ersten Auflagen umfangsbedingt keine Brücksichtigung finden konnten.
Der Lemmabestand selbst erscheint insbesondere im Abgleich mit anderen
einschlägigen Wörterbüchern[1] als weitgehend vollständig und
lexikographisch sauber gearbeitet. Dies schlägt sich vor allem in dem
ausgesprochen sorgfältigen Verweissystem nieder. Das Buch enthält über
50.000 Verweisungen, durch die der Leser vom aufgesuchten Lemma zu
anderen Lemmata weitergeleitet wird, die in sachlicher Beziehung zum
Ausgangs-Lemma stehen, von ihm abhängen oder es ergänzen. Durch
konsequentes Einlassen auf dieses Verweissystem kann sich der Leser
über ein nicht auf den ersten Blick erkennbares Netzwerk durch alle
Fachgebiete des Segelns führen lassen, neue Kenntnisse erwerben oder
vorhandenes Fachwissen vertiefen.
Da jedem Lemma die angloamerikanische Entsprechung beigegeben ist,
wird das Segler-Lexikon zusätzlich zu einem deutsch-englischen
Fachwörterbuch. Die Übersetzungen schöpfen aus früheren Publikationen
des Autors (s.o) und erscheinen auch im Abgleich mit anderen
Fachwörterbüchern kompetent. (Allerdings bietet das o.a. Wörterbuch
von Doberman in vielen Fällen mehr Übersetzungsvorschläge.
Fachübersetzern sei daher empfohlen, Schults Segler-Lexikon nicht als
alleinige Quelle zu Rate zu ziehen.)
Die Anordnung der Lemmata erfolgt strikt nach der gegebenen Wortfolge.
Wortverbindungen mit Präpositionen sowie Zusammensetzungen aus
Substantiven und Adjektiven oder Partizipien werden daher nicht
umgestellt.
Kleinere Kritikpunkte, die den Wert des Lexikons allerdings in keiner
Weise schmälern, seien nicht verschwiegen:
Bei einigen Lemmata, wie bspw. Frühlingsanfang, Morgendämmerung,
Morgengrauen, Interface, hätte der Bezug zum Segeln auch für Laien
etwas deutlicher herausgestellt werden können. Welche Bedeutung hat
z.B. ausgerechnet der Frühlingsanfang beim Segeln, zumal Sommer-,
Herbst- und Winteranfang als Lemmata fehlen? Welche Interfaces sind
gerade beim Segeln so wichtig?
Kleinere Rechtschreibefehler, wie z.B. Zentripedalkraft, hätten
spätestens bis zur 11. Auflage ausgemerzt werden müssen.
Ein Vergleich der 11. mit der 10. Aufl. des Segler-Lexikons läßt weder
im Umfang noch Inhalt Unterschiede erkennen. Es handelt sich also de
facto bei der 11. Auflage nicht, wie im Impressum angegeben, um eine
"erweiterte und überarbeitete Auflage".
Bibliotheken mit Segelliteratur sei daher die Anschaffung des
Segler-Lexikons grundsätzlich empfohlen. Sie können sich die
Anschaffung der 11. Auflage allerdings sparen, wenn sie bereits über
die 10. Auflage verfügen.
Jürgen Schiffer
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