Mehr noch: Während im ersten Teil die wichtigsten Daten aus dem
Statistischen Jahrbuch ... von Mitarbeitern des Statistischen
Bundesamtes dargestellt werden, sind es im zweiten Teil Daten aus dem
sogenannten Wohlfahrtssurvey, die von Mitarbeitern großer
Institutionen der Empirischen Sozialforschung[1] unter dem Titel
Objektive Lebensbedingungen und subjektives Wohlbefinden im vereinten
Deutschland dargestellt und interpretiert werden.
Der Datenreport erschien erstmals 1983, jedoch liegen die Wurzeln des
zweiten Teils, der seit 1985 mit aufgenommen wurde, weit früher,
nämlich in den siebziger Jahren. Damals erschien mit orangefarbigem
Einband und in Schreibmaschinenschrift in mehreren Auflagen der
Soziologische Almanach,[2] erarbeitet von der Mannheimer/Frankfurter
Arbeitsgruppe Sozialpolitisches Entscheidungs- und Indikatorensystem.
Die Kooperation mit dem Statistischen Bundesamt bekam dem
Soziologischen Almanach sehr gut, da die mannigfaltigen Tabellen
reduziert und durch viele graphische Darstellungen ergänzt wurden, was
aus dem Werk ein Muß für die politische Bildung macht. Folgerichtig
nahm auch die Bundeszentrale für Politische Bildung das Werk von
Anfang an in ihr Programm auf und vertreibt es kostenlos. Ab der
Ausgabe von 1992 wechselten die Kooperationspartner: Seitdem zeichnen
das Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) und das
Zentrum für Umfragen, Methoden und Analysen, Mannheim (ZUMA), zwei
sozialwissenschaftliche Think-Tanks, für den zweiten Teil
verantwortlich.
Die Konzeption des Datenreports wurde seit 1985 so gut wie nicht
verändert. Wenn man die verschiedenen Ausgaben durchblättert, fällt
lediglich auf, daß der Anteil der Tabellen, graphischen Darstellungen
und Karten größer geworden ist.
In einem ersten Teil der neusten Ausg. 1999 (2000) werden die "harten"
Daten zu Bevölkerung, Bildung, Erwerbstätigkeit und Arbeitslosigkeit,
Einnahmen und Ausgaben der privaten Haushalte, Wohnen, Freizeit,
Gesellschaftliche Mitwirkung, Gesundheit, Soziale Sicherung,
Rechtspflege, Öffentliche Haushalte, Gesamtwirtschaft, Land- und
Forstgewerbe, Produzierendes Gewerbe, Dienstleistungsbereich, Preise
und Löhne, Verkehr, Energie und Rohstoffe, Umwelt sowie Deutschland
und die EU dargestellt. - Im zweiten Teil geht es dann z.T. um
dieselben Themen, aber aus der Sicht des subjektiven Wohlbefindens und
des Lebensstandards: Zufriedenheit, Wertorientierung, Lebensstandard,
Gesundheit, Bildung, Arbeitsmarkt, Einstellungen zur Arbeit, Wohnen,
Familie, Öffentliche Sicherheit, Gesellschaftliche Beteiligung,
Umwelt, soziale Schichtung und soziale Lagen, Problemgruppen,
Ausländer, Einkommensverteilung und Armut, Gesellschaftliche
Konflikte.
Die beiden Teile nehmen unterschiedlichen Raum ein: der erste zwei
Drittel und der zweite ein Drittel des Bandes. Einleitend zu beiden
Teilen wird das Entstehen der Daten dargestellt: so stammen etwa fast
alle Daten des zweiten Teils aus dem siebten Wohlfahrtssurvey des ZUMA
und nur wenige aus dem Sozio-ökonomischen Plan (SOEP) des Deutschen
Instituts für Wirtschaftsforschung Berlin (DIW).
Die zweiundvierzig Kapitel nehmen durchschnittlich je 24 S. ein. Sie
sind mit einer Vielzahl an Tabellen, graphischen Darstellungen und
Karten versehen, so daß die Datengrundlage sowohl im weiteren Rahmen
als auch anschaulich dargestellt wird. Literaturhinweise fehlen und
somit handelt es sich bei diesem Band um eine Primärquelle. Leider ist
in den erläuternden Texten dennoch oft Fachterminologie zu finden, so
daß manche Leser gezwungen sein könnten, ein Fachwörterbuch zu
konsultieren. Ein Glossar wäre deshalb äußerst hilfreich.
In den Kapiteln wurden nur Verweisungen auf andere Kapitel
aufgenommen. Eine Erschließung ist durch die transparente Struktur des
Werkes sowie durch das neunseitige Stichwortregister gewährleistet.
Ein vergleichbares Werk, das statistische Zahlen anschaulich macht,
fehlt in Deutschland. Das Werk kann über den Buchhandel bezogen
werden, ist aber auch kostenlos bei der Bundeszentrale für Politische
Bildung und - wenn dort vergriffen - beim Statistischen Bundesamt zu
beziehen. Dazu sind die Daten online erhältlich.[3] Ganz gleich, ob man
das Werk beim Fach Soziologie, Geographie, Deutschland, Demoskopie
oder Statistik aufstellen möchte sollten es Bibliotheken anschaffen
und auch in die Lehrbuchsammlung stellen.
Jürgen Plieninger
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