Als Herausgeber zeichnet die Redaktion der Zeitschrift für das gesamte Kreditwesen, die im selben Verlag erscheint und deren Schriftleitung Professor Friedrich Thießen ausübt. Die insgesamt 1200 Artikel bestehen zum Großteil aus längeren Fachaufsätzen. Kurze, nur einige Zeilen lange Definitionsstichwörter sind eingestreut, befinden sich allerdings deutlich in der Minderheit. Die Artikel werden begleitet bzw. erschlossen von - lt. Vorwort - über 3000 Verweisungen, die von Begriffen ohne eigenen Eintrag auf das gewählte Stichwort verweisen. Bei den Verweisungen handelt es sich nur selten um Synonyma-Verweisungen, sondern meist um Verweisungen von Einzelbegriffen auf das Thema, in dessen Zusammenhang sie erörtert werden. (Zur Veranschaulichung: von Exportleasing wird auf den Oberbegriff Leasing verwiesen, dagegen nicht von Außenhandelsleasing auf Exportleasing). Die Artikel sind im Schnitt zwei Seiten lang, einzelne auch bedeutend länger. Sie bestehen aus wissenschaftlich fundierten, das Thema weitgehend erschöpfenden Abhandlungen von renommierten Fachvertretern aus Wissenschaft, Praxis und Presse. In ihrer Gesamtheit spiegeln sie den Stand des gegenwärtigen Fachwissens des Geld- und Finanzwesens wider. Alle Artikel sind mit Ausnahme der kurzen Definitionen gekennzeichnet. Hinweise auf ergänzende Stichwörter finden sich immer, weiterführende Literatur fast immer.
Einen guten Überblick über die Artikel bietet die Systematische Übersicht der Stichwörter (S. XV - XXII), auf das kurz eingegangen werden soll. Knapps enzyklopädisches Lexikon legt dem Fach ein eher unkonventionelles Ordnungsschema zugrunde. Es teilt das Geld-, Bank- und Börsenwesen in folgende Hauptgruppen ein: 1. Allgemeine Rahmenbedingungen, 2. Fiskalische Aspekte, 3. Regulierung, 4. Institutionen, 5. Produkte, Geschäfte, Strategien, 6. Märkte, Plätze, Finanzsysteme und 7. Theorien, Konzepte, Methoden. Benutzer, die in herkömmlichen Klassifikationsmustern denken, müssen sich umgewöhnen. Das ist allerdings umso leichter, als der Einstieg über das Alphabet immer offen steht. Die Hauptgruppen sind mit Ausnahmen der Gruppen 2 und 3 nochmals untergliedert. Die Hauptgruppe Institutionen z.B. in Banken, Nearbanks, Investment- und Wertpapierunternehmen, Börsen, Zahlungs- und Wertpapierabwickler, Informationsdienstleister, Institutionelle Marktteilnehmer, Supranationale Institutionen und Förderbanken, Öffentliche Hand, Währungsorgane/Zentralbanken und Gerichte, Schiedsstellen, Sonstige. Auch die Sachgruppe 5 Produkte, Geschäfte, Strategien ist stark differenziert. Teilweise sind auch die Untergruppen untergliedert (z.B. Kreditgeschäft, Derivate etc.). Insgesamt hat die Klassifikation vier Hierarchiestufen. Anhand der systematischen Stichwortübersicht kann der Benutzer Zusammenhänge und Strukturen erkennen. Die einzelnen Artikel stehen also nicht isoliert, sondern im fachlichen Kontext. Das ist ein wesentlicher Vorteil gegenüber Lexika, die ihre Lemmata nur rein formal nach dem Alphabet ordnen. Es gibt kein Fachlexikon in diesem Bereich, das Ähnliches vorzuweisen hätte. (Auch bei den früheren Auflagen des Lexikons aus dem Knapp-Verlag fehlte eine systematische Übersicht).
Einige Verbesserungsvorschläge sind gleichwohl an dem eindrucksvollen Werk anzubringen. Das Lexikon wäre angenehmer zu benützen, wenn mehr Siehe-Verweisungen von Synonyma enthalten wären. Es ist ärgerlich, wenn Verweisungen von Bankmacht oder Bankenmacht auf das Stichwort Macht der Banken fehlen. Gute Dienste würde ein einfaches Begriffsregister leisten. Ein solches ist bei so ausführlichen Artikeln eigentlich ein Muß. Unterbegriffe im Text der teilweise seitenlangen Artikel könnten damit schneller herausgesucht werden. Ansonsten kann Knapps enzyklopädisches Lexikon des Geld-, Bank- und Börsenwesens bleiben wie es ist - aber bitte nicht wieder 32 Jahre lang.
Lorenz Fichtel