Insgesamt sind zweiundzwanzig Personen portraitiert, von Adenauer bis Schröder sind fast alle Namen dabei, die einem als "Muß" für einen solchen Titel einfallen, d.h. es sind ziemlich alle Kanzler, Oppositionsführer und wichtigen Minister vertreten. Unbekannter sind die vier behandelten Frauen. Aus der ehemaligen DDR ist nur Bärbel Bohley berücksichtigt worden.
Die Beiträge werden jeweils durch ein Photo eingeleitet, sie sind durchschnittlich vierzehn Seiten lang und behandeln neben den biographischen Daten das Handeln der Person im politischen Kontext sowie ihr Reagieren auf die verschiedenen Bedingungen (um nicht zu sagen: Herausforderungen) des politischen Wandels. Literaturangaben sind nicht bei den Beiträgen, sondern am Schluß des Buches angeführt. Die Beiträge sind sehr anschaulich gehalten, manche der Autoren schöpfen gar aus eigener Erfahrung. Es wird jeweils versucht, das Handeln der Person sowohl aus den damaligen Gegebenheiten als auch aus der Perspektive der Gegenwart heraus zu interpretieren. Dabei wird ein kritischer Blick gepflegt, ohne die Person jedoch zu diskreditieren. Dies fällt insbesondere bei jenen Politikern auf, deren öffentliche Beurteilung durch starke Stereotypien geprägt ist, wie z.B. bei Kohl oder Strauß.
Beklagenswert ist, daß es der Verlag versäumt hat, ein Personenregister zu erstellen. Es ist dies das einzige Manko dieses Bandes.
Ob die Biographien eine Geschichte der Bundesrepublik ersetzen, wie der Untertitel suggeriert? Ich denke nicht. Dennoch kommt sehr viel zur Sprache, was zum Verständnis der jeweiligen Zeit beiträgt. Insgesamt stellt diese Veröffentlichung ein gutes Beispiel für den Sachverhalt dar, daß Biographien nach wie vor einen guten Zugang zum Verständnis der Geschichte darstellen, wenngleich sie nicht den einzigen Zugang darstellen dürfen.
Jürgen Plieninger