1997 erschien der erste - alphabetische - Teil des Gesamtregisters zur
Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Ende
September 2000 folgte endlich der zweite Teil, das systematische
Sach- und Suchregister. War das alphabetische Register noch in
Buchform
mit über 1100 Seiten und dazu auf einer CD-ROM erschienen,[1] wird der
zweite Teil nur noch als CD-ROM[2] veröffentlicht, da der enorme Umfang
und die postkoordinierenden Suchmöglichkeiten eine Veröffentlichung in
Buchform unmöglich machten.[3] Der CD-ROM liegt ein Booklet mit
Installationshinweisen, Einführung sowie Suchbeispielen bei.
Um die Artikel zu systematisieren wurde eine Systematik nach den
Anforderungen der modernen Wissenschaft entwickelt (S. 5). Gemeint
ist, daß facettenartig klassifiziert wurde. Die Facetten können
postkoordinierend mittels Boolescher Operatoren recherchiert werden.
Suchmöglichkeiten
Der Einstiegsbildschirm bietet drei Suchmöglichkeiten: Einfache Suche,
Erweiterte Suche, Alphabetische Suche. Die Erweiterte Suche bietet die
Hauptsuchmaske, die hier zuerst vorgestellt werden soll. Die
Klassifikation kennt zunächst fünf Hauptklassen und jeder Artikel ist
einer oder mehrerer dieser Hauptklassen zugeteilt: Person, röm.
Kulturkreis, griech. Kulturkreis, sonst. Kulturkreis, Siedlung.
Weiterhin bietet die Datenbank sogenannte Suchbäume: Fachgebiete,
Systematik, Zeitraster, Regionen, Ämter, Götter. Die Facette
Fachgebiete umfaßt Wissenschaftsgebiete (z.B. Ägyptologie,
Archäologie, Biologie, Orientalistik, Philosophie, Recht, Wirtschaft).
Die Facette Systematik enthält die meisten (und interessantesten)
Unterklassen (Agrar- und Landwirtschaft, Alltagskultur, Anthropologie,
Bauwesen, Bildung, Ethnien, Feste, Agone, Spiele, Gesellschaft,
Herrschaft, Krieg, Literatur, Mathematik, Medizin, Metrologie,
Namengebung, Natur, Philosophen und Philosophie, Recht, Religion,
Schauspiel, Schreiben, Schriftarten, Sport, Sprache, Stadt, Verkehr,
Verwaltung, Wassertechnik, Wirtschaft und Gewerbe, Zeit), die wiederum
in mehrere Unter-Unterklassen unterteilt sind. Das Zeitraster reicht
vom 8. Jh. v. Chr. bis in das 6. Jh. n. Chr. In der Facette Regionen
wird die antike Welt regional eingeteilt, in Kontinente (z.B. Afrika),
Landschaften, Provinzen bis zu einzelnen Städten. Die Facette Ämter
enthält allgemeine, römische sowie griechische Ämterbezeichnungen. Die
letzte Facette, Götter, erlaubt die Suche nach römischen, griechischen
und anderen Gottheiten. Die vorgestellten Facetten können nun beliebig
mittels Boolescher Operatoren kombiniert werden, z.B. lassen sich
Personengruppen einer bestimmten Zeit und einer bestimmten Region
suchen, oder Artikel aus dem Bereich Ehe, etc. Man stößt dabei auf
Artikel, die man bei einer formalen Suche sicherlich nicht gefunden
hätte.
Andererseits wird man sich auch wundern, warum der eine oder andere
Artikel nicht in der Trefferliste auftaucht. Sucht man in sonstige
Kulturkreise UND Nomadenvölker UND 5. Jh. n. Chr. erhält man zwar den
Hunnenkönig Ruas jedoch nicht seinen Nachfolger Attila. Den bekannten
Hunnenkönig erhält man auch nicht, wenn nach sonstigen Völkern und
Stämmen des 5. Jh. sucht. Kombiniert man aber das 5. Jh. mit Krieg
erhält man auch den Artikel Attila, was sicherlich nicht falsch ist,
aber auch zeigt, daß nicht sehr breit indexiert wurde. Die Facette
Ethnien kennt nur die Meder, Parther und Perser. Zwischen Achämeniden,
Arsakiden und Sasaniden wurde nicht mehr differenziert. Eine Facette
mit Kunst war nicht zu entdecken (es ist etwas mühselig, sich durch
die Systematik zu "klicken", bis man die gewünschte Kategorie entdeckt
hat), stattdessen wurde die Malerei, Bildhauerei, Keramikherstellung /
Töpfereien und auch das Kunsthandwerk der Klasse Wirtschaft und
Gewerbe zugeordnet.
Mit der Funktion Alphabetische Suche kann man kann nach Lemmata,
Kommentar, Sonstiges, Autorennachname und Bandangabe suchen.
Praktischerweise kommt man bei dieser Suche in einen Index, so daß man
sofort sieht, ob es das Suchwort in dieser Form gibt.
Die Einfache Suche läßt nur eine Suche über die oben beschriebenen
Suchbäume in Kombination mit Booleschen Operatoren zu. Auf dieses
Suchmenü hätte man auch verzichten können.
Trefferanzeige
Die gefundenen Treffer werden in einer Tabelle angezeigt, in
alphabetischer Reihenfolge der Lemmata. In den weiteren Spalten
erscheinen die Bandangabe, Anfang und Ende der Kolumne sowie der
Autorenname. Bei der Vollanzeige eines Einzeltreffers erscheinen noch
die Felder Kommentar und Sonstiges. Weiterhin ist zu sehen, welcher
der fünf Hauptklassen jedes Lemma zugeteilt wurde. Die weitere
Klassenzuweisung bzw. Verschlagwortung ist für den Benutzer leider
nicht mehr zu sehen. Das Feld Kommentar enthält in der Regel die
Kurzdefinition eines Lemmas wie sie bereits im alphabetischen Register
auftaucht und im Feld Sonstiges können Siehe-auch-Verweisungen oder
Hinweise auf Mitautoren, o.ä. stehen.
Datenexport
Die Ergebnislisten können ausgedruckt oder gespeichert werden. Der
Ausdruck ist sehr gut (in Tabellenform), die gespeicherten Ergebnisse
müssen hingegen in Word 97 (oder höher) weiterverarbeitet werden, was
ziemlich mühsam ist.
Fazit
An der RE kommt man in den Altertumswissenschaften bisher immer noch
nicht vorbei. Sie wird auch nicht durch Den neuen Pauly[4] ersetzt. Ihre
Bedeutung wird noch dadurch unterstrichen, daß sie über 100 Jahre nach
dem Beginn der Neuauflage und 20 Jahre nach Erscheinen des letzten
Bandes formal und sachlich durch zwei gute Register erschlossen worden
ist.
Selbst wenn man davon absieht, daß die Systematik detailierter hätte
sein können, und die Zuweisung einzelner Artikel zu bestimmten Klassen
problematisch ist, so bietet das systematische Register doch einen
interessanten und gewinnbringenden Zugriff auf die umfangreichste
Enzyklopädie der Altertumswissenschaften. Man wird davon ausgehen
können, daß erst dieser systematische Zugriff die Nutzungsfrequenz der
RE wesentlich erhöhen wird, da man über das Register auf Artikel
stößt, auf die man sonst nicht so leicht gekommen wäre. Wenn diese
Artikel auch nicht den neuesten Forschungsstand spiegeln, so wird der
Nutzer jedoch in der Regel auf die wichtigsten antiken Quellen
hingewiesen. Man hätte sich noch gewünscht, daß die Autorennamen
überarbeitet und normiert worden wären und auch die Kommentare zu den
Lemmata ausführlicher wären.
Oben wurde bereits darauf hingewiesen, daß im Kommentarfeld die
Kurzdefinitionen auftauchen, die bereits im alphabetischen Register
aufgeführt wurden. Durch die alphabetische Suchfunktion hat man auf
der vorliegenden CD-ROM alles beisammen: alphabetisches und
systematisches Register, so daß die vorherige Anschaffung des rein
alphabetischen Registers für knapp DM 500.00 nicht zwingend notwendig
gewesen wäre. Im Vorwort des alphabetischen Registers stand dies
natürlich ebensowenig wie auf den WWW-Seiten des Metzler-Verlags[5]
- eine geschickte Vermarktungsstrategie! Leider hat man es auch
versäumt, einen Online-Hilfetext zu integrieren, so daß man auf das
Booklet zurückgreifen muß. Aufgabe der Bibliotheken bleibt es, den
Benutzern die komplizierte Anlage und Erschließung der RE zu
vermitteln, insbesondere hinreichend auf das systematische Register
hinzuweisen (am jeweiligen Standort der RE). Vermutlich werden leider
die wenigsten Bibliotheken diese CD-ROM in ihr öffentlich zugängliches
Datenbank-Angebot mit aufnehmen.
Kai Heßling
Zurück an den Bildanfang