Leider
wurde der treffende (und gut mittelalterliche) Titel nicht beibehalten
und durch das etwas weniger aussagekräftige Res medii aevi ersetzt.
Wie im Vorwort der Erstausgabe betont wurde, sollte das Lexikon "nur
das Tor zum Mittelalter aufschließen". Für die Neuauflage wurde
bedauerlicherweise auf ein Vorwort zur Orientierung des Benutzers
verzichtet; unter dem Inhaltsverzeichnis wird lediglich der Hinweis
gegeben, daß das Register zu Rate zu ziehen ist, wenn ein gesuchter
Begriff nicht als Stichgwort erscheint. Der Titel der Neubearbeitung
legt nahe, daß im Stichwortbestand wiederum Sachbegriffe dominieren.
In beiden Fällen wird der lateinische Buchtitel durch den Untertitel
sinnvoll erläutert; das Lexikon ist als erste Orientierung für den
Bereich der Mittelalterforschung bzw. -kunde im Sinn von Quellenkunde
(oder "Historischen Hilfswissenschaften") gedacht und informiert in
erster Linie über Paläographie, Archiv- und Bibliotheksgeschichte,
Urkundenlehre, Siegel- und Wappenkunde, Numismatik und Zeitrechnung,
daneben aber auch über einige prominente Forschungs- und
Editionsunternehmen (z.B. École des Chartes, Germania Sacra, Migne,
Monumenta Germaniae Historica, Muratori, Repertorium Germanicum). Es
stellt damit ein willkommenes Pendant zu Wilhelm Reicherts Kleinem
Lexikon des Mittelalters[2] dar, das ebenfalls ausschließlich
Sachartikel umfaßt, sich dabei aber auf Gesellschaft, Wirtschaft,
Recht und Herrschaft im Mittelalter konzentriert. Dieser
unterschiedlichen Ausrichtung ist es zu verdanken, daß sich die beiden
handlichen Nachschlagwerke trefflich ergänzen. Überschneidungen sind
selten, da nur relativ wenige Stichwörter (z.B. Institutionen wie
Kanzlei, Maßeinheiten wie Mark, Pfund und Münzbezeichnungen wie
Groschen, Kreuzer usw.) in jedem der beiden Lexika Berücksichtigung
gefunden haben.
Die Artikel wurden für die Neuauflage erforderlichenfalls umformuliert
und die Literaturhinweise durchgehend aktualisiert. Das gründlich
überarbeitete Literaturverzeichnis bietet eine knappe, unkommentierte
Auswahl des Wichtigsten und dient vornehmlich dazu, die abgekürzt
zitierten Hinweise zu den einzelnen Artikeln aufzulösen.
Abbildungen und Tafelteil (acht Tafeln am Bandende) wurden unverändert
aus der Erstausgabe übernommen. Der Stichwortbestand ist dagegen
erweitert worden. Vermehrt wurde v.a. die Zahl der Artikel zur
Literaturgeschichte (z.B. Gesta Romanorum, Mittelhochdeutsche
Literatur, Publizistik, Regula Benedicti), aber auch aus anderen
Bereichen (z.B. Corpus iuris civilis, Rotulus). Gelegentlich wurden
Umstellungen vorgenommen; so findet man den Artikel Illuminierung
jetzt unter Buchmalerei (umgekehrt in der Erstauflage). Der Band ist
insgesamt zuverlässig redigiert; nur vereinzelt haben sich Fehler
eingeschlichen. So findet sich im weitgehend unverändert aus der
Erstauflage übernommenen Artikel Bibliothek die Information, Papst
Nikolaus V. habe die Bibliotheca Vaticana 1467 (statt 1447)
neugegründet, und der Bibliophile Richard de Bury sei Bischof von
Dirham (statt Durham) gewesen. Insgesamt ist das Kleine Lexikon der
Mittelalterkunde jedoch ein sehr konzises und zuverlässiges
Informationsmittel, für dessen Neubearbeitung Verlag und Bearbeitern
zu danken ist. Sein Nutzen für Studenten aller mediävistischen Fächer
und für jeden am Mittelalter Interessierten dürfte ihm eine weite
Verbreitung auch außerhalb wissenschaftlicher Bibliotheken sichern.
Christian Heitzmann
- [1]
- Clavis mediaevalis : kleines Wörterbuch der Mittelalterforschung /
in Gemeinschaft mit Renate Klauser hrsg. von Otto Meyer. - Wiesbaden :
Harrassowitz, 1962. - 311 S.
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- [2]
- Vgl. die Besprechung in IFB 99-1/4-424.
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