vorgestellt werden. Ob seiner Verdienste um die
systematische Erfassung und sprachwissenschaftliche Erschließung der
württembergischen Ortsnamen wurde der Autor am 10. November 1999 mit
der Verleihung des renommierten, mit 10.000 DM dotierten
Schillerpreises der Stadt Marbach am Neckar geehrt. Nach gewohntem
Muster klassifiziert und lokalisiert Reichardt innerhalb der
alphabetisch geordneten Ortsnamenartikel zunächst die jeweilige
Siedlung und stellt die historischen Namensvarianten mit
Quellenbelegen zusammen. Danach wird eine sprachwissenschaftliche
Erklärung des Namens und seiner Geschichte geboten, abschließend
folgen vielfach noch Literaturangaben und ergänzende Hinweise bzw.
Forschungskommentare. Außer den Ortsnamenartikeln enthält das Werk
eine Übersichtskarte des Ostalbkreises, ein Register, das die
Siedlungsnamen nach ihren Bildungselementen erschließt sowie
Übersichten über die vorkommenden Siedlungsnamen, ihre Bildungsweise
und ihre erstmalige Erwähnung in der urkundlichen Überlieferung.
Nennenswert sind daneben die Ergänzungen und Korrekturen zu den früher
erschienenen Ortsnamenbüchern des Autors.
Allein an den sechsseitigen Nachträgen zu seinen früheren Werken ist
Reichardts überaus sorgfältige Arbeitsweise abzulesen. Mit großer
Sachkenntnis hat er auch mit dem Ortsnamenbuch des Ostalbkreises
wieder ein qualitativ hochwertiges, materialreiches Arbeitsmittel
geschaffen. Im Gegensatz etwa zu dem seit 1952 erscheinenden
Historischen Ortsnamenbuch von Bayern[2] ist das Werk freilich rein
sprachwissenschaftlich angelegt, da Reichardt siedlungsgeschichtliche
Schlußfolgerungen erst nach der namenkundlichen Aufarbeitung des
Gesamtuntersuchungsgebietes und in interdisziplinärer Zusammenarbeit
zu treffen bevorzugt. Diese Strategie ist vertretbar, hat aber eben
den Preis, daß topographische und historische Fakten nur spärlich
genannt werden. Insgesamt ist das Werk nicht nur für Experten
interessant, sondern gerade durch die für Laien oft überraschende
Herleitung der Ortsnamen und die Diskussion mit der älteren Literatur
durchaus auch für breitere Kreise. So erfahren wir etwa, daß
Schweindorf nichts mit dem bekannten Tier, sondern mit einem Siedler
Sweino zu tun hat, Goldshöfe lediglich in der Schreibung an das
Edelmetall erinnert und auch bei Gaugen- und Götzenmühle frühere
Erklärungen zu kurz greifen; auffallend daneben, daß in der älteren
Literatur verzeichnete Erstbelege von Ortsnamen recht häufig in den
zitierten Archiven nicht auffindbar waren.[3] Es ist uns zu wünschen,
daß Reichardt seine Arbeiten im Dienst der sprachwissenschaftlichen
und regionalgeschichtlichen Forschung nach seiner Pensionierung zügig
weiterführen wird.
Achim Bonte
- [1]
- Ortsnamenbuch des Kreises Esslingen. - 1982. - (... ; 98). - ISBN
3-17-007276-5 : DM 20.00.
- Ortsnamenbuch des Stadtkreises Stuttgart und des Landkreises
Ludwigsburg. - 1982. - (... ; 101). - ISBN 3-17-0079705 : DM 28.00.
- Ortsnamenbuch des Kreises Reutlingen. - 1983. - (... ; 102). - ISBN
3-17-007971-9 : DM 24.00.
- Ortsnamenbuch des Kreises Tübingen. - 1984. - (... ; 104). - ISBN
3-17-008406-2 : DM 28.00.
- Ortsnamenbuch des Alb-Donau-Kreises und des Stadtkreises Ulm. - 1986.
- (... ; 105). - ISBN 3-17-009430-0 : DM 48.00.
- Ortsnamenbuch des Kreises Heidenheim. - 1987. - (... ; 111). - ISBN
3-17-009791-1 : DM 35.00.
- Ortsnamenbuch des Kreises Göppingen. - 1989. - (... ; 112). - ISBN
3-17-009885-3 : DM 38.00.
- Ortsnamenbuch des Rems-Murr-Kreises. - 1993. - (... ; 128). - ISBN
3-17-011967-2 : DM 64.00.
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- [2]
- Historisches Ortsnamenbuch von Bayern / in Verb. mit dem Institut
für Fränkische Landesforschung hrsg. von der Kommission für Bayerische
Landesgeschichte bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften.
- München : Komm. für Bayer. Landesgeschichte.
(zurück)
- [3]
- Z.B. bei Bittelhof, Börrat, Brastelburg, Brausenried,
Dietrichsweiler, Holzmühle, Honkling, Hundslohe, Kirnberg.
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