Für die heutige Humboldt-Forschung ist die Ausgangslage eher noch
schlechter als für seine Zeitgenossen; sie sieht sich auf die seltenen
Erstausgaben verwiesen, da vieles nicht in neuen Ausgaben vorliegt,
neue Ausgaben einzelner Werke sich aber oft genug als Auszüge auf
fragwürdiger Grundlage entpuppen - nie wurde auch nur der Versuch
einer kritischen Gesamtausgabe nach den von Humboldt selbst für
authentisch erklärten Drucken unternommen. Dafür fehlte auch eine
sichere Grundlage, da bis heute ein zuverlässiges kritisches
Verzeichnis seiner immensen Produktion und deren Nachwirkung aussteht.
Die einzige nennenswerte Bibliographie von Humboldts Werk von Julius
Löwenberg[1] datiert aus dem Jahr 1872, sie ist inkonsequent in der
Anlage, unvollständig und von Irrtümern und Fehlern durchsetzt.
Aber welchen Schwierigkeiten sieht sich eine auf Vollständigkeit
zielende Bibliographie der Schriften Alexander von Humboldts
ausgesetzt. Humboldt umgab seine Hauptwerke mit einem Geflecht von
Vorabdrucken und Auszügen, die z.T. als überarbeitete Fassungen selbst
wieder den Rang des Eigenständigen haben; seine Schriften wurden in
viele Sprachen, oft mehrfach, übersetzt, bearbeitet, "ausgezogen", in
neuen Auflagen vorgelegt und nachgedruckt.
Doch als wäre das nicht Herausforderung genug, türmen sich geradezu
die bibliographischen Schwierigkeiten in Humboldts monumentalem
Reisewerk: der Voyage de Humboldt et Bonpland, der Reise nach den
Tropenländern des neuen Kontinents. Humboldt nahm es sofort nach
seiner Rückkehr aus Südamerika in Angriff, es sollte mehr als dreißig
Jahre dauern, bis es abgeschlossen war. Die Probleme liegen hier aber
noch nicht einmal im Umfang und in der Zeitspanne seiner
Veröffentlichung, sie stecken auch nicht in der Identifikation der am
Text beteiligten Autoren (und Übersetzer). Das Hauptproblem ist
vielmehr auf den ersten Blick gar nicht zu erkennen. Erst bei näherer
Beschäftigung mit der Publikations- und Verlagsgeschichte zeigt sich
eine oft mehrjährige Erscheinungsweise einzelner Bände in Lieferungen
verschiedenen Umfangs, ein Wust von Titeleien mit u.a. abweichenden
Erscheinungsjahren, der sich aus Verlagswechseln und einer Serie von
Verlegerbankrotten erklärt, und ein kompliziertes Gewirr von
zugehörigen, abhängigen und selbständigen Schriften.
Sicher trägt Humboldt daran selbst einen Teil der Schuld: Er
beabsichtigte von Beginn an, sein Reisewerk in einer parallelen
französischen und deutschen Originalausgabe vorzulegen, und er
verschätzte sich, was Umfang und Zeitaufwand angeht, grob - er hoffte,
das Ganze in wenigen Jahren abfassen zu können -; darüber hinaus gab
es im Laufe des Unternehmens, in dem die Erstellung des Manuskripts
mit dem Druck parallel lief, manche Abänderung in den Plänen und in
der Disposition des Ganzen. Ebenso sicher geht ein großer Teil der
verlagsgeschichtlichen Kalamitäten auf Humboldts deutschen Verleger
Johann Friedrich Cotta zurück. Als dieser sich sofort nach Humboldts
Rückkehr um den Verlag des Reisewerks bemühte, mußte er feststellen,
daß Humboldt Teile des deutschen wie des französischen Reisewerks
schon bei dem Pariser Verleger Schöll untergebracht hatte. Daraufhin
suchte Cotta die Verbindung mit Schöll. Erst Cotta hatte die Idee,
alle zum Reisewerk gehörenden Schriften in einer ebenso großen wie
splendiden Ausgabe - einem privat finanzierten Gegenstück zu Napoleons
Description de l'Égypte - zu vereinigen und die französische und
deutsche Ausgabe miteinander zu verzahnen. Humboldt hatte ursprünglich
dazu keinen Anlaß gesehen, konnte er doch die einzelnen Teile besser
verkaufen, auch sorgte er sich, das Ganze könne die Fonds eines
Verlages überfordern. Überlegungen Humboldts folgend (Brief an Cotta
10.VIII.1805) und nach der Aufnahme noch der Statistik von Mexico,
sollte sich die deutsche Originalausgabe (lt. dem Prospekt im
Morgenblatt für gebildete Stände. - 1807, Nr. 100, Intelligenz-Blatt
Nr. 4) - und entsprechend der französischen Voyage - in sechs
Abteilungen mit oft mehreren Bänden gliedern.
Humboldt, der als Autor Honorar erhielt, spielte bei dieser
Verlagsverbindung seinen eigenen Part, insofern er die aufwendigen
Kupferstiche, die dann beiden Ausgaben beigegeben wurden, auf seine
Kosten stechen ließ. Es lag wesentlich an den napoleonischen Kriegen,
daß die deutsche Reise in die Tropenländer des neuen Kontinents, ein
Mißerfolg wurde und zum Torso geriet. Das splendid ausgestatte
Prachtwerk in Folio/Quart verkaufte sich schlecht. So kam es, daß
Cotta eine deutsche Ausgabe der Abt. IV. Astronomie zum Leidwesen
Humboldts als entbehrlich ansah, er wollte die Lieferungen dieser Abt.
aus der französischen Ausgabe importieren (das hinderte Humboldt /
Jabbo Oltmanns übrigens nicht, die deutsche Astronomie fertigzustellen
und später auch drucken zu lassen). Und nachdem schon Abt. II.
Zoologie nach der 3. Lieferung steckengeblieben und aufgegeben worden
war, erschien dann die Abt. VI. Botanique in der deutschen Ausgabe gar
nicht, obwohl die französischen Lieferungen der von Bonpland verfaßten
Plantes équinoxiales und der Monographies des Melastomes seit 1805
resp. 1806 ausgegeben wurden. Zudem war Humboldt schon 1808 nicht mehr
in der Lage, die deutsche Ausgabe, wie beabsichtigt, selbst zu
verfassen. Für die Abt. III., den Essai politique sur le royaume de la
Nouvelle Espagne, engagierte er einen Übersetzer, mußte aber,
unzufrieden mit dessen Arbeit, den Bd. 1 eingreifend überarbeiten,
bevor er die Übersetzung in Cottas Verantwortung übergab (Philipp
Joseph Rehfues besorgte dann die Übersetzung der Bd. 2 - 5).
Cottas schlagendes Argument bei der Verlagsverbindung mit Schöll war
offenbar seine Finanzkraft gewesen, denn sofort leistete er Schöll
Vorschüsse auf die Auslagen, doch schon bald sorgte sich Cotta um die
Solvenz von Schöll. Die finanziellen Auseinandersetzungen führten
Anfang 1810 dazu, daß sich Cotta aus dem Gemeinschaftsverlag
zurückzog. Die beiden Humboldt-Ausgaben, die vorher durch das
verwendete Velin und den aufwendigen Druck, der nur in Frankreich
möglich war, nicht zuletzt auch durch die Kupfer auch in der
Herstellung eng miteinander verschränkt waren, gingen getrennte Wege.
Nach dem "Separations-Contrakt" vom 15. Februar 1810 einigte man sich
darauf, daß Schöll die Verlagsrechte der französischen Titel, Cotta
die der deutschen erhielt. Schöll tat sich nun mit Stone zusammen, und
um ihre Selbständigkeit zu dokumentieren, lieferten sie für schon
erschienenen Bände neue Titeleien aus, in denen Cotta nicht mehr
vorkam.[2]
Es sollte nicht der letzte Verlagswechsel gewesen sein, denn auch
Stone ging Bankrott. Cotta aber hatte das Reisewerk keineswegs ganz
aufgegeben, auch weiterhin legte er das in Frankreich Erschienene in
deutscher Übersetzung vor, allerdings beschränkte er seine deutsche
Ausgabe auf abgegrenzte Teile, die - wie schon der Versuch über den
politischen Zustand des Königreichs Neu-Spanien - ohne Hinweis auf die
Abteilungen der Reise und im schlichten Großoktav erschienen. Wie sehr
er an der Idee einer Gesamtausgabe festhielt, zeigte eine 1812
angekündigte (aber nicht erschienene) bearbeitete Ausgabe Reise nach
den Tropenländern des neuen Continents von Alex. von Humboldt und
Bonpland, in etwa 12 - 15 Groß-Oktavbänden".
Angesichts dieser so vertrackten Entstehungsgeschichte des Reisewerks,
angesichts seiner weiteren Verästelung u.a. durch Titelauflagen und
eine französische Oktav-Ausgabe, angesichts der selbständig
erschienenen Beiwerke ist von einer Bibliographie der selbständig
erschienenen Werke unbedingte Konsequenz nicht zu erwarten, letztlich
wäre sie wohl auch nicht zweckmäßig. Es stellt sich nur die Frage,
welche Inkonsequenzen im Interesse der Sache akzeptabel, welche
tolerierbar und welche fragwürdig sind.
Zu den letzteren gehören einige der in der Einführung niedergelegten
Grundsätze, die über die Aufnahme eines Titels in die Bibliographie
oder seinen Ausschluß entschieden. Dem Rez. ist "die heute gängige
Definition eines Buches als eine Schrift, die durch einen Umschlag
oder Einband eine Anzahl (mind. 49) von Papierseiten umfaßt [...] und
sich durch ein Titelblatt oder Impressum als nicht periodisch
erscheinende kommerziell oder institutionell verlegte Publikation
erweist", fragwürdig, wenn "durch diese äußeren Kriterien [...] hier
eine Anzahl von kleineren selbständigen Schriften Humboldts"
ausgeschlossen werden, auch wenn "deren Einordnung wegen der Art des
Erscheinens in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts (häufig in
mehrere Bogen umfassenden ungebundenen Lieferungen) sich als
problematisch erweist" (S. XV). Mehr als fragwürdig ist aber der
zusätzliche prinzipielle Ausschluß der "Privatdrucke von
Zeitschriftenaufsätzen" sowie der "Separatabdrucke von Akademiereden
u.a. Vorträgen Humboldts". Gilt eine Titelauflage einer Akademierede
aus den Abhandlungen, gelten "Privatdrucke" - wohlgemerkt nicht
"Sonderdrucke" -, die ja solche von bestimmten Texten und nicht "von
Zeitschriftenaufsätzen" sind, nicht mehr als selbständige Texte,
gelten sie auch nur als "Sonderfälle" (S. XV), so gerät der Sinn des
Begriffs "selbständig erschienen" ins Wanken. Es sind beileibe keine
Kleinigkeiten, die hier ausgeschlossen wurden. Das wohl prominenteste
Opfer sind die 1806 veröffentlichten Ideen zu einer Physiognomik der
Gewächse, die, zunächst als "Privatdruck" eines Akademievortrags, dann
mit einem Umfang von nur 28 Seiten bei Cotta in Tübingen erschienen,
gleich unter alle Räder gekommen zu sein scheinen. Da kann die
Einführung nur wenig trösten, daß auch dieser Text dann in eine
Sammlung - in die Ansichten der Natur - Eingang fand, also mittelbar
"bibliographisch erfaßt" ist (S. XV), und nur schwer kann sich Rez.
vorstellen, wie sich die Ideen ... als "Grenzfall" in der etwas vage
avisierten Bibliographie der unselbständig erschienenen Werke
ausnehmen werden.
Noch einmal: Angesichts der vertrackten Entstehungsgeschichte darf es
nicht verwundern, daß auch die Fiedler/Leitnersche Bibliographie der
selbständig erschienenen Werke nicht konsequent chronologisch
organisiert ist. Schon die sechs Hauptgruppen stehen quer zur
Chronologie: die Werkgruppen sind nur einmal explizit chronologisch
(1. Schriften vor der Amerikareise), mehrfach aber nach einem
Hauptwerk (z.B. 3. Ansichten der Natur, 4. Voyage ..., 6. Kosmos)
gebildet, von welcher Ordnung 5. Schriften außerhalb des Reisewerks
dann verlegen abweicht. Weshalb aber, man möchte sagen: apokryphen
Schriften, die doch allenfalls in einen Anhang oder in den Abriß der
Werkgeschichte gehören, eine Hauptgruppe gewidmet ist: 3. Frühe
Darstellungen zur Amerikareise auf Grund authentischer Nachrichten
Humboldts, obwohl sie nicht eigentlich von ihm verfaßt und noch
weniger autorisiert sind, ist dem Rez. unerfindlich. Genau besehen,
mischt die vorliegende Bibliographie die chronologische und eine
filiative Anordnung, ja nur allzu willig gibt sie sich dem Prinzip der
nur durch den Kommentar zugänglichen Filiation hin. Deren Medium ist
eine "dekadische" Numerierung (XXI), die die Abhängigkeitsverhältnisse
in Unternummern abbilden möchte. Ob sie allerdings der Weisheit
letzter Schluß ist, ist mehr als zu bezweifeln (ein "flacher",
neutraler numerus currens hätte es wohl auch getan). Nicht nur, daß
die "dekadische Numerierung" vor Ungetümen wie 4.8.1.7.3.1 nicht
zurückscheut; auch konstruiert ihre filiative Ordnung vor allem im
Reisewerk manche Ungereimtheit. Daß das Reisewerk in seiner deutschen
und französischen Ausgabe umstandslos unter der Voyage aufgeführt
wird, ist aus pragmatischen Gründen verständlich, weil sie nach ihren
Abteilungen vollständig erschienen ist und also den leichten Anschluß
der deutschen Reise erlaubt. Trotzdem darf man darüber grübeln, ob die
"dekadische" Numerierung die Abhängigkeit der noch von Humboldt
verfaßten Teile der deutschen Reise als "Deutsche Übersetzungen" von
den französischen wirklich abbildet, ob es sich nicht um buchstäbliche
Original-Verfasserschriften handelt. Aus der Not verständlich, aber
inkonsequent ist die eigene Aufführung des Kuba-Werks (4.2.1), das de
facto eine bearbeitete Ausgabe von Teilen der Relation historique ist.
Umgekehrt aber - wieder nur aus pragmatischen Gründen verständlich
- werden Beischriften umstandslos "dekadisch", an die Abteilungen
angeschlossen, die ohne Hinweis auf die Abteilungen der Voyage und
also wirklich selbständig erschienen sind, so etwa der Conspectus
(4.7.1.1), das Nivellement barométrique (4.7.1.2) und die Tables
hypsométriques (4.7.1.3) an die Astronomie. Bei den beiden letzteren
findet sich überdies die Merkwürdigkeit, daß sie bibliographisch nicht
gleich behandelt werden - beide sind Titelauflagen von Teilen der
Astronomie mit eigenen Titelblättern und eigener Paginierung.
Wie aber schon die Rubrik Kleinere Auszüge verheißt, in der die Tables
hypsometriques als 4.7.1.3 firmieren, liegt hier das Einfallstor für
einige dem Grundsatz nach doch ausgeschlossene unselbständige
Schriften, die nun, mit "dekadischen" Nummern versehen, in der
Bibliographie der selbständig erschienenen Werke ein erstes Leben
bekommen, bis sie in der Bibliographie der unselbständigen Schriften
zu eigentlichem Leben erwachen werden. Ein Menetekel ist hierfür die
verzeichnete "Neubearbeitung" des Essai sur la géographie des plantes,
die nie erschien und so aus einem Druck eines "Vortrags 1816"
(4.8.1.7.1), einem Lexikonartikel (4.8.1.7.2), einem "Prospekt 1826"
(4.8.1.7.3) und einem Auszug in einer Zeitschrift (4.8.1.7.3.1)
besteht. (Aus diesem Grunde sollte man es auch nicht nachtragend
vermerken, daß eine Reihe von in Cottas Morgenblatt für gebildete
Stände erschienenen Auszügen aus Humboldts Reisewerk hier gar nicht
verzeichnet ist; allerdings sei auf die vielen hier und im
Literatur-Blatt veröffentlichten Rezensionen hingewiesen).
Vertieft man sich in die vorliegende Bibliographie, so rücken alle
diese Bedenken, die sich aus der Disposition und "dekadischen
Numerierung" ergeben, in den Hintergrund, nicht zuletzt deshalb, weil
ein ungemein ergiebiger, dabei nie umständlicher oder weitschweifiger
Kommentar in jedem Fall die tatsächlichen Verhältnisse aufklärt, und
die Chronologie der Erscheinungsdaten (S. 437 - 449) sowie das
alphabetische Titelverzeichnis (S. 450 - 455), die das detaillierte
Inhaltsverzeichnis ergänzen, die Benutzbarkeit in beiden Hinsichten
sicherstellen. Bewunderungswürdig ist die Akribie der Verzeichnung,
die Hartnäckigkeit eines Detektivgeists, der Spuren in
Verlagsverzeichnissen und -anzeigen, in Zeitschriften und nicht
zuletzt in archivalischen Quellen aufnahm, auswertete und zu einem
Bild zusammensetzte, staunenswert und mustergültig ist der
Rechercheaufwand, der die "Jagd" nach Drucken, nach Varianten, nach
Titelblättern und den für die Feststellung der einzelnen Lieferungen
des Reisewerks unabdingbaren "Lieferungsbrochuren" über den halben
Globus hin betrieb, und dem es schließlich gelang, eine Vielzahl von
Rätseln zu lösen.
Der Benutzer, genauer: der Leser der vorliegenden Bibliographie erhält
mit jedem Werk ein neues bibliographisches Tableau, das an
Vollständigkeit und erschließendem Kommentar keine Wünsche offenläßt.
Die einzelnen Einträge bieten nach einem Abriß der Entstehungs- und
Druckgeschichte, unter dem in diplomatischer Aufnahme dargebotenen
Haupttitel die detaillierte Kollation, ggf. Angaben zum Autor, die
benutzten Exemplare, die genaue Beschreibung der Größe des Blatts und
des Satzspiegels und der Bogenzählung, bevor dann - wieder
diplomatisch - die Titelei Blatt für Blatt wiedergegeben wird, ggf.
mit Angaben zur Blattfolge bei den benutzten Exemplaren. (Angemerkt
sei nur, daß die diplomatische Wiedergabe der Titeleien sich allzu
leicht dem in den Bibliotheken Überlieferten überläßt, wodurch zu
verschiedenen Zeitpunkten ausgegebene Titeleien ineinander
beschrieben, anstatt gesondert werden - zu bedenken bei diesem Einwand
allerdings, daß ohne druckanalytische Untersuchung der Typographie die
Zugehörigkeit verschiedener Blätter zu einer Titelei nicht leicht
postuliert werden kann.) Es folgen unter Inhalt das Inhaltsverzeichnis
sowie ggf. eine Auflistung der Tafeln, dann Angaben zur
Erscheinungsweise, Rezensionen (verständlicherweise nur kursorisch),
Forschungs-Literatur. Der Erstausgabe angehängt sind die weiteren
Ausgaben - hier leidet die Terminologie allerdings an den unpräzise
verwendeten Begriffen "Nachdruck" und "Titelauflage", wo es sich um
eine mittels Stereotypie hergestellte neue Auflage handelt -, auf die
dann die "Auszüge" und "Bearbeitungen" folgen, bevor dann die
Übersetzungen, geordnet nach Sprachen, mit ihren Folgeauflagen etc.
auftreten. Ergänzt wird das Ganze dann noch durch Abbildungen von
Titelblättern und Faksimiles von Handschriften sowie durch das
erwähnte chronologische und alphabetische Titelverzeichnis, zu denen
noch neben den technischen Verzeichnissen (Abkürzungen, Bibliotheken
und Archive) ein Quellen- und Literaturverzeichnis sowie ein
Namen-Register kommen.
Korrigiert seien an dieser Stelle kleinere Flüchtigkeiten, wie die
Mitteilung, die "Platten der Kupfer wurden ausschließlich in Paris
gestochen" (S. 68), obwohl die Aufführung der Kupferstichtafeln im
Falle der Vues des Cordillères et monumens des peuples indigènes de
l'Amérique Kupferstecher in Berlin, Stuttgart und vor allem Rom
ausweist (u.a. Arnold, Gmelin, Pinelli, Duttenhofer) - im übrigen
waren die Tafeln für die Bezieher der Pittoresken Ansichten bei Cotta
ebenso zu beziehen wie die Karten für Neu-Spanien. Ebenso handelt es
sich bei den farbigen Kupferstichen nicht um illuminierte Stiche,
sondern durchweg um Farbstiche. Unrichtig ist, daß Cotta den Text der
von ihm verlegten Bände der Reise in 4ø/2ø in Deutschland drucken ließ
(S. 68) - er wurde in denselben französischen Druckereien gedruckt,
die auch den französischen Text druckten - , oder daß sich die
Trennung Cottas und Schölls nicht exakt datieren ließe (S. 260): ihr
"Separations-Contract" datiert vom 15. Februar 1810. Fehlerhaft ist im
Falle des Receuil d'observations de zoologie (4.5/4.5.2) die Angabe
der mit Lieferung 5/6 ausgegebenen Kupfer, anstatt der Angabe
"XIX-XXV" muß es heißen: "XIX-XXV und XXVII", insofern aber auf der
Lieferungsbrochur mitgeteilt wird, daß die Planche XXVI mit der
folgenden Lieferung ausgegeben werde, erschließen sich evident für die
Lieferung 7 die Kupfertafeln: XXVI und XXVIII-XXX. Zu ergänzen ist
ferner bei der Erscheinungsweise der Monographie des Melastomacées,
daß jede der Lieferungen 1 - 10 nach der Mitteilung auf den
Lieferungsbrochuren z.B. des Essai politique de la Nouvelle Espagne
fünf Tafeln enthielt ("chacune ornée de cinq planches imprimées en
couleur").
Interessant ist übrigens, daß sich der zwischen Humboldt und Cotta
abgeschlossene Vertrag der Übersetzung der Relation historique
(datiert 13./23. März 1810) im Cotta-Archiv (Stiftung der 'Stuttgarter
Zeitung') im Deutschen Literaturarchiv in Marbach erhalten hat, das
neben einer Vielzahl von Zeugnissen zur Druckgeschichte auch eine
große Sammlung von Humboldtiana (z.T. mit den
Original-Lieferungsbrochuren) beherbergt, die leider in der
vorliegenden Bibliographie gar nicht erwähnt wird.
Bleibt nur zu wünschen, daß die ausgeschlossenen selbständigen
Kleinschriften alsbald - beispielsweise als Beiheft - nachgeliefert
werden, und daß es der Humboldt-Arbeitsstelle bald gelingen möge, eine
Bibliographie der unselbständigen Schriften (vielleicht mit einem
chronologischen Verzeichnis aller von Humboldt gehaltenen Vorträge?)
ebenso wie ein Verzeichnis der Briefe Humboldts vorzulegen.
Bernhard Fischer
Zurück an den Bildanfang