Bd. 1 stellt "alle nicht choralgebundenen Werke, einschließlich Präludium und Fuge Es-Dur und der Vier Duette aus der Clavierübung III" (Bd. 1, S. 7), außerdem Transkriptionen Bachs von Kompositionen Anderer sowie fremde Bearbeitungen Bachscher Werke vor, Bd. 2 "alle choralgebundenen Werke einschließlich derer aus der Clavierübung III" (Bd. 2, S. 7) und einigen in der englischen Ausgabe noch nicht enthaltenen Choräle, darunter die sog. Neumeister-Choräle (BWV 1090 - 1120). Der zum Zeitpunkt der Rezension noch nicht erschienene Bd. 3 schließlich "erörtert anhand der zeitgenössischen Quellen alle Fragestellungen, die mit der Entstehung und Aufführung von Bachs Orgelwerken in Zusammenhang stehen: Gottesdienstordnung und öffentliches Konzert, Ästhetik und Kompositionstechnik, Instrumente und ihre Registrierung, zeitgenössische Spielpraxis" (Umschlag Bd. 1 und 2).
Die Ordnung in Bd. 1 und 2 folgt jeweils der BWV-Nummer. Die einzelnen, sehr ausführlichen Artikel beginnen nach der Angabe des Titels mit der Aufführung von Quellen (Autographen, Erstdrucke, frühe Abschriften) mit z.T. umfangreicher und exakter Beschreibung der Quellenlage. Der nächste Abschnitt ist weiteren Titeln (ohne volkstümliche Titel), der Art der Notation (meist in 'Zwei Systeme[n]') und Spielanweisungen (z.B. 'Praeludium con Fuga pedaliter' bei BWV 535, S. 97, u.ö.) gewidmet. Der Kommentar bettet das Werk bzw. die unter einer BWV-Nummer oder zu einer Gruppe zusammengefaßten Werke (wie z.B. die Sechs Sonaten BWV 525 - 530, Bd. 1, S. 17 - 73) ein in das Gesamtschaffen Bachs, indem er Korrelationen innerhalb des Gesamtwerks her- und dadurch dessen Kompositionsweise darstellt, sowie in den musikhistorischen Kontext der damaligen Musiktheorie (Formen und Gattungen, Stilistik etc.) und der Zeitgenossen; sehr häufig wird dabei auf andere Autoren (verschiedener Zeiten) verwiesen. Stets bleibt jedoch der strenge Bezug zum vorgestellten Werk, da allgemeinere und umfassendere Darstellungen Bd. 3 vorbehalten sind. Es folgt die meist mit zahlreichen Notenbeispielen angereicherte Analyse besonders der musikalischen Form und der Figuration der einzelnen Werke. Bd. 2 gibt darüber hinaus Erläuterungen zu Text und Melodie der Choräle, führt i.d.R. die erste Strophe an und nennt "die hauptsächlichen Querverbindungen des jeweiligen Chorals, seine sonstige Verwendung in Kompositionen von Bach und seine melodische Gestalt in der einen oder anderen früheren Fassung". "Auf einige der wichtigeren Gesangbücher [wird] verwiesen, wenn sie als typische Beispiele von Nutzen sind" (Bd. 2, S. 9).
Beigaben: 1. Vorwort (das des zweiten Bandes ist in Teilen wörtlich
aus dem ersten Band übernommen);[3] im Anhang: 2. das nur in Bd. 1
enthaltene Glossar ist streng auf den Kontext des vorliegenden Werkes
zugeschnitten und erläutert Fachtermini zu Orgel und Orgelmusik; 3.
die in Bd. 1 und 2 identische Zeittafel stellt den Organisten und
Orgelkomponisten Bach betreffende biographische Daten zusammen; 4. die
in Bd. 2 enthaltene Bibliographie weist selbständig und unselbständig
erschienene Literatur zum Orgelwerk Bachs nach und wurde für die
deutsche Ausgabe auf den neuesten Stand gebracht.[4] Leider nennt sie
bei selbständig erschienenen Schriften nur Erscheinungsort und -jahr
ohne die nicht unwesentlichen Verlags- und Umfangsangaben; 4. das
Personenregister gibt im Hauptteil ausgesparte Lebensdaten und knappe
biographische Angaben zu sonstigen beteiligten Personen; 5. das
Werkregister besteht aus der Angabe der BWV-Nummer und der
Seitenzahlen.
Vom Typus her handelt es sich hier zwar um einen Führer zu Bachs
Orgelwerken, doch ist Johann Sebastian Bachs Orgelwerke weniger für
Laien konzipiert, wie dies i.d.R. bei dieser Schriftengattung der Fall
ist. Von höchstem wissenschaftlichem Niveau und reich an Informationen
vor allem auch für die Aufführungspraxis, ist das Werk für alle, die
sich mit Bach beschäftigen, ganz besonders aber sowohl für Interpreten
dieser Musik als auch für Musikwissenschaftler als Nachschlagewerk
unverzichtbar. Durch Lektüre entsteht darüber hinaus ein umfassendes,
zusammenhängendes Bild der Kompositionsweise Bachs und der damaligen
Zeit. Neben dem Schmieder[5] gehört es ohne Zweifel in jedes
Bibliotheksregal.
Martina Rommel
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