Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 9(2001) 1
[ Bestand in K10plus ]

Pseudonyme


01-1-042
Pseudonyme : ein Lexikon ; Decknamen der Autoren deutschsprachiger erzählender Literatur / Jörg Weigand. - 3., verb. und erw. Aufl. - Baden-Baden : Nomos-Verlagsgesellschaft, 2000. - 535 S. ; 23 cm. - ISBN 3-7890-6906-X : DM 98.00
[6208]

Viele in einer früheren Rezension zur 2., verb. und erw. Aufl. des Werks vorgetragenen Monita[1] sind berücksichtigt, doch fehlt aus der dort mitgeteilten Liste nach wie vor die Ergänzung zu Siegfried Krakauer. Bei Hugo von Hofmannsthal hat sich - vielleicht eine ungewollte Interferenz im Kopf des Bibliographen mit Jelzin - das Pseudonym Boris Melikow anstelle von Loris Melikow eingeschlichen. Das schon seinerzeit beanstandete, dem Jung-Wiener Dichter hier fälschlich angehängte Pseudonym Levis ist stehengeblieben. Für Julius Stinde etwa wären nachzutragen: Theophil Ballheim, Dr. A., Dr. B., Dr. Böhm, Dr. K. Das alles hat Ulrich Goerdten, der zweifellos beste Kenner Stindes und sein Bibliograph, längst ins Internet gestellt.[2] Der unscharfe Umriß des Gegenstandes ist geblieben: Die Einleitung kündigt Pseudonyme bevorzugt aus der jüngeren Literatur an, tatsächlich aber sind zahlreiche Decknamen aus älterer Zeit registriert. Wie wenig glücklich die Einschränkung auf Erzählautoren ist, läßt sich in der Neuauflage am Beispiel Erich Kästners belegen. Verzeichnet sind lediglich die folgenden seiner zahllosen Pseudonyme: Berthold Bürger, Peter Flint, Melchior Kurtz und Robert Neuner. Legion dagegen sind die Pseudonyme, die dieser Autor für seine dramatischen Arbeiten benutzt hat; Kästners Tätigkeit für die Bühne war unter dem nationalsozialistischen Terror weit riskanter als seine Prosaschriftstellerei. Der Bamberger Germanist Stefan Neuhaus hat den zahlreichen von Kästner zur Verschleierung seiner Bühnenschriftstellerei benutzten Pseudonymen - es handelt sich teils um erfundene Namen, teils um die Namen von Freunden - ein eigenes Forschungsprojekt gewidmet.[3] Nachschlagewerke dieser Art sind natürlich immer work in progress, denen gegenüber ein nachsichtiges gaudeat obtentis angemessener ist als Beckmesserei.

Hans-Albrecht Koch


[1]
Pseudonyme : ein Lexikon ; Decknamen der Autoren deutschsprachiger erzählender Literatur / Jörg Weigand. - 2., verb. und erw. Aufl. - Baden-Baden : Nomos-Verlagsgesellschaft, 1994. - 421 S. ; 23 cm. - ISBN 3-7890-3526-2 : DM 28.00 [2549]. - Rez.: IFB 95-1-015. (zurück)
[2]
http://www.ub.fu-berlin.de~goerdten/stinde35.html (zurück)
[3]
http://www.uni-bamberg.de/~ba4nl1/forschung/snforsch.html (zurück)

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