Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 9(2001) 1
[ Bestand in K10plus ]

Barock


01-1-049
Barock / Dirk Niefanger. - Stuttgart ; Weimar : Metzler, 2000. - VIII, 275 S. ; 23 cm. - (Lehrbuch Germanistik). - Bibliographie S. 238 - 263. - ISBN 3-476-01735-4 : DM 39.80
[6232]

Um das Fazit vorwegzunehmen: ein im Konzept äußerst erfreulicher, in der Durchführung sehr geglückter Band in der ungezählten Verlagsserie Lehrbuch Germanistik, der die Zeitspanne von Weckherlins und Opitzens "Bemühungen um eine neue deutschsprachige Poesie" bis zu den "literarischen Konzepten der galanten Übergangszeit am Anfang des 18. Jahrhunderts" (S. 1) umfaßt.

Einem knappen Blick auf die Forschung folgt ein Kapitel zu den gesellschaftlichen, politischen und kulturellen Voraussetzungen der Literatur des 17. Jahrhunderts. Wirklich nichts von Belang ist vergessen: Höfe, Ökonomie, Körperlichkeit / Erotik / Kleidung, Hexenverfolgungen usw., um nur ein paar Beispiele zu nennen. Katholische, lutherische und reformierte Kirche - allen drei Bekenntnissen sind eigene Abschnitte gewidmet, die in knapper Form die wichtigsten dogmatischen Differenzen, aber auch die unterschiedlichen Formen der Frömmigkeit charakterisieren. Zu Recht handelt Niefanger im Abschnitt zum Bildungswesen neben den Schulen und Universitäten auch von Erfindungen und Entdeckungen. Überall gelingt es dem Verfasser, auf wenigen Seiten das Wichtige zusammenzufassen, bei der Darstellung der politischen Struktur des Alten Reiches nicht weniger als bei der Einführung in die Emblematik.

In vier Kapiteln (Poesie und poetische Kleinformen; Drama und Theater, Roman und narrative Prosa sowie Nicht-fiktionale Prosa) werden die Hauptgattungen mit den jeweils zugehörigen Genres vorgestellt. Mit dem weiten Literaturbegriff, wie er in der Barockforschung selbstverständlich ist, macht das vierte Kapitel den Anfänger besonders einleuchtend vertraut anhand der Lehrbücher (Hausväterliteratur, Garten-, Koch- und Jagdbücher, Verhaltenslehren) und der gelehrten und wissenschaftlichen Literatur auf der einen Seite, der Konversationsliteratur auf der anderen. Ganz nebenbei bestätigt dieses Kapitel, daß die Auffassung, es gäbe vier Hauptgattungen, einige Plausibilität für sich hat. Die Darstellungen der Gattungen schließen jeweils mit einem Ausblick auf Forschungsgebiete, Tendenzen und Aufgaben, die den Leser an den aktuellen Stand der wissenschaftlichen Auseinandersetzung heranführen.

Schade nur, daß der Verfasser, der so souverän über den Gegenstand disponiert, auf ein paar kleine Verneigungen à la mode nicht auch noch verzichtet hat. Das entnervende "Leser/innen" (freilich schon ein Fortschritt gegenüber den sonst anzutreffenden "InnerInnen") gehört ebenso dazu wie die gelegentliche Ausweisung genuin literaturgeschichtlicher Fragen als "kulturwissenschaftliche". Dergleichen braucht man doch eigentlich nur, um Universitätspräsidenten, Dekanen und anderen Wissenschaftsmanagern etwas zu "verkaufen", nicht aber um den kritischen Nachwuchsleser für ein Thema zu gewinnen.

Eine ca. 650 Einträge umfassende Bibliographie mit sorgfältigen Titelaufnahmen beschließt den Band. Sie ist nur grob in drei Abschnitte gegliedert: 1. Bibliographien, Überblickswerke, Einführungen; 2. zitierte Werke, Quellentexte, Sammlungen; 3. Forschungsliteratur. Innerhalb der Abschnitte - leider gilt das auch für den langen dritten - sind die Titel lediglich alphabetisch geordnet.

Hans-Albrecht Koch


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