Gliederung des Hensel-Werkverzeichnisses; die Buchstabenzählung wurde der Übersichtlichkeit halber von der Rezensentin ergänzt:
A. Die Einführung besteht aus drei Teilen, wobei lediglich die beiden
letzten durchnumeriert sind und eigene Überschriften tragen: 1. Fanny
Hensels Wirkungsstätte, 2. Biographische Hintergründe der edierten
Werke Opus 1 - 11; B. Quellenlage: 1. Quellenverzeichnisse,
Werkverzeichnisse (mit Hinweis auf die vorstehend genannten
Vorarbeiten), 2. Die handschriftlichen Quellen, 3. Originaldrucke; C.
Hinweise zur Gliederung des Kataloges - inbegriffen sind Hinweise zur
Zusammensetzung der Einträge, die aus den üblichen Angaben bestehen;[3]
D. Werke mit Opus-Zahl: Op. 1 - 11, die "48 Kompositionen in zehn
Sammlungen und einer Einzelausgabe" (S. 39) umfassen, mit Incipit und
Angabe der WV-Nummer der einzelnen Kompositionen aus E; E. Werke
chronologisch-thematisch einschließlich Verweisungen auf die innerhalb
einer Opuszahl in D. aufgeführten Einzelwerke; F. Varia; I.
Nichtidentifizierte Skizzen, frühe Choralbearbeitungen,
kontrapunktische Übungen, II. Kadenzen zu fremden Werken,
Bearbeitungen und Abschriften fremder Werke, III. Zweifelhafte Werke;
G. Abbildungsverzeichnis; H. Zeittafel; I. Literaturverzeichnis: 1.
Unveröffentlichte Quellen, 2. Veröffentlichte Quellen und
Sekundärliteratur; J. Verzeichnis der gedruckten Ausgaben: 1.
Originalausgaben (mit Reprints), 2. Weitere Ausgaben (nach Besetzung);
K. Verzeichnis zeitgenössischer Anzeigen und Rezensionen; L. Register:
1. Die unter Felix Mendelssohn Bartholdys Namen erschienenen [sechs]
Werke, 2. systematisches Register der Werke, 3. Verschollene Werke, 4.
Fragmente, 5. Texttitel und Textanfänge, 6. Textdichter - Name mit
Opuszahl bzw. WV-Nr., 7. Widmungsempfänger - Name mit Opuszahl bzw.
WV-Nr., 8. Personenregister - Name mit Seitenzahl.
Es folgen Anmerkungen zu einzelnen Kapiteln, die gleichzeitig
verdeutlichen sollen, daß Inhaltsverzeichnis und Gliederung des Bandes
hätten sinnvoller strukturiert sein können:
A. Im ersten, nicht numerierten allgemeinen Teil der Einführung treten
Kommafehler und falsche grammatikalische Bezüge, die den ganzen Band
durchziehen, vergleichsweise gehäuft auf. Eine halbe von insgesamt
vier Seiten ist der weiblichen Namensproblematik eingeräumt (S. 13).
Denn "Namen von weiblichen Autoren, besonders von weiblichen
verheirateten Autoren, bereiten häufig Schwierigkeiten, denn der
Familiennamen [!] steht zumeist schon für den Vater, Bruder oder
Gatten. Es ist eindeutig, wer gemeint ist mit Mozart, Mahler und vor
allem mit Mendelssohn." Nun, ist es Vater Leopold Mozart oder der
ebenfalls unter dem Namen seines berühmten Vaters bekannte Sohn Franz
Xaver Wolfgang alias Wolfgang Amadeus Mozart? Was Mendelssohn
betrifft, so denkt man heute bei Nennung dieses Namens ohne den
zweiten Bestandteil Bartholdy wohl zunächst an den Sohn des Vetters,
Arnold; (New Grove, MGG und DEUMM weisen überdies noch den rumänischen
Komponisten und Dirigenten Alfred Mendelssohn (1910 - 1966) nach).
Wenigstens kann man beim Namen Bach heutzutage in aller Regel davon
ausgehen, daß bei alleiniger Nennung des Nachnamens der große Johann
Sebastian gemeint ist. Die sich anschließende Frage ist sicherlich
rhetorisch zu verstehen, wird man doch nicht ernsthaft mit mehreren
Namensformen operieren wollen: "In unserem Fall stellt sich die Frage:
Soll die Komponistin zuerst Fanny Mendelssohn, nach 1816 Fanny
Mendelssohn Bartholdy,[4] nach ihrer Heirat Fanny Hensel genannt
werden?", wobei außerdem zu beachten wäre: "Nun kommt noch hinzu, daß
auch der Nachname Hensel bereits für den Maler Wilhelm Hensel steht."
Obwohl man zur Unterscheidung der weiblichen Trägerin eines Namens von
einem männlichen Träger immerhin noch die bestimmten Artikel 'die' und
'der' hätte. Vernünftig ist jedenfalls die Entscheidung, für die
Titelfassung die in Originalausgaben und Dedikationsexemplaren
gebräuchliche Namensform 'Fanny Hensel geb. Mendelssohn Bartholdy' zu
übernehmen.
Fanny Hensels Wirkungsstätte (Teil A.1.) beschreibt die
Aufführungsstätten und das Wirkungsfeld von Fanny Hensel, nicht etwa
einen einzelnen Wirkungsort.
Da C. - F. das eigentliche Werkverzeichnis darstellen, wäre eine die
Zusammengehörigkeit kenntlich machende Untergliederung
benutzerfreundlicher gewesen als die bloße Aneinanderreihung der
einzelnen Teile ohne Verknüpfung.
C. Für die Wiedergabe des Incipit wurden die Quellen in folgender
Reihenfolge herangezogen: Originaldruck, Reinschrift,
Widmungsexemplar, erste Niederschrift, Kopistenabschrift. Jedoch: "In
einzelnen Fällen mußte, trotz vorhandener Reinschrift, auf die
Erstschrift zurückgegriffen werden, weil nur diese Notation mit dem
Notenprogramm realisierbar war" (S. 44). Weshalb das Notenprogramm bei
der Übertragung der Reinschrift gelegentlich versagt haben soll,
bleibt mangels Erklärung unverständlich. Der Abschnitt Autograph(en)
umfaßt: "Skizze(n), Entwurf, erste Niederschrift, Reinschrift(en) und
Widmungsexemplar(e)". Anstatt die erste Niederschrift als erste
nachweisbare zu definieren, zieht sich die Autorin folgendermaßen aus
der Affäre: "Mit der Angabe 'Niederschrift' wird die eindeutige
Aussage vermieden, ob es sich um eine erste Niederschrift handelt oder
um eine spätere, denn einzelne Werke könnten auch von einer Vorlage
ins Album übertragen worden sein. Bei Kompositionen, die nachträglich
zu Konvoluten zusammengebunden wurden, ist eine Unterscheidung noch
schwieriger." (S. 44). D. - E. Das Werkverzeichnis erhebt den
Anspruch, gleichzeitig ein vollständiger Katalog der nachgewiesenen
Manuskripte zu sein (S. 42).
I. Hier wäre die Aufteilung nach Quellen und Sekundärliteratur
vorzuziehen gewesen.
J. Zugunsten einer vollständigen Bibliographie der Drucke wurde eine
Doppelung der auch bei den Einzelwerken nachgewiesenen Ausgaben in
Kauf genommen (S. 42).
K. "die geringe Anzahl der edierten Werke rechtfertigt" dieses
'gesonderte Verzeichnis' (S. 42), das der Rezensentin im Gegensatz zur
Angabe von Anzeigen und Rezensionen beim Werk selbst nicht gerade
benutzerfreundlich zu sein scheint, wobei ihr außerdem das genannte
Argument nicht ganz einleuchtet.
Als bisher umfassendstes publiziertes und aktuellstes Werkverzeichnis
ist der Band trotz gewisser Mängel für Bibliotheken mit Musikbeständen
anschaffenswert.[5]
Martina Rommel
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