Die vorliegende, an der Universität Bern angenommene Dissertation untersucht die deutsche Studentenschaft Bolognas im ersten Band detailliert nach ihrer geographischen und sozialen Herkunft, der Organisation ihrer Studien in Bologna und den späteren Karrieren. Der zweite Band enthält eine ausführliche prosopographische Dokumentation von 3601 deutschen Rechtsstudenten der Jahre 1265 bis 1425, darunter 40 anonym gebliebene Juristen.
Da die Geschichte der Universität Bologna nicht zuletzt wegen der
guten Quellenlage schon frühzeitig das Interesse der
Universitätshistoriker gefunden hatte, konnte Schmutz auf solide
Vorarbeiten zurückgreifen. Besonders eng verbunden ist sein Werk mit
dem biographischen Lexikon Deutsche Studenten in Bologna (1289 - 1562)
des bekannten Universitätshistorikers Gustav Knod.[1] Knods mittlerweile
gut hundert Jahre altes Werk basierte wiederum auf den Acta Nationis
Germanicae Universitatis Bononiensis.[2] Schmutz hat eine Reihe von
weiteren Quellen entdeckt und ausgewertet, unter den "universitären"
Quellen neben den erwähnten Acta die Libri secreti iuris caesarei et
pontifici, die Promotionsregister, sowie die Statuten der Deutschen
Nation. Unter den kommunalen Quellen erwiesen sich die umfangreichen
städtischen Notariatsregister, die Memoralia communis, als besonders
ergiebig. Ihr Einsetzen im Jahre 1265 war hier ausschlaggebend für die
Wahl des Anfangsjahrs, während das Schlußjahr mehr oder weniger
willkürlich gewählt wurde. Der Rückgriff auf derartige "Ersatzquellen"
erwies sich gerade wegen des generellen Fehlens von Matrikeln bei
italienischen Hochschulen des Mittelalters als nötig.
Der besonders wichtige Personenkatalog (Teilband 2) will Knods
erwähnten Index auch für den sich in beiden Werken überschneidenden
Berichtszeitraum bewußt nicht ersetzen, sondern ihn ergänzen und
erweitern, ihn auf den neuesten Forschungsstand bringen. Eine
Konkordanz (Teil 2, S. 320 - 338) verknüpft die prosopographische
Dokumentation von Schmutz mit der von Knod. Der Aufbau des
Personenkatalogs gliedert sich wie folgt: Laufende Nummer im Katalog,
Name und belegte Aufenthaltsjahre in Bologna, Nummer bei Knod,
mögliche Identität mit anderen aufgeführten Personen, jeweils mit
weiteren Unterpunkten: Studium in Bologna, Herkunft, Familie und
Lebensdaten des Studenten, Studium an anderen Universitäten,
akademische Titel, weitere Ausbildung sowie Funktionen, Tätigkeiten,
Wirken, Werke.
Das Ergebnis ist eine sehr dichte Prosopographie deutscher
Rechtsstudenten in Bologna, methodisch an den Arbeiten der Doktorväter
Rainer Chr. Schwinges und Peter Moraw orientiert, zugleich ein
weiterer wichtiger Baustein zum vollständigen personengeschichtlichen
Inventar deutscher Studenten im Mittelalter und letztlich eine schöne
Ergänzung zum leider steckengebliebenen Biographischen Repertorium der
Juristen im Alten Reich.[3] Es wäre schön, wenn diese sehr gelungene
Arbeit eine Fortsetzung für die Zeit nach 1425 fände, eventuell bis
zum Ende des Knodschen Index im Jahre 1562, vielleicht sogar darüber
hinaus.
Wie die kürzlich edierte, leider offensichtlich nur noch
fragmentarisch überlieferte Matrikel der Deutschen Nation in Bologna
belegt,[4] existieren weitere wichtige Quellen zur
Universitätsgeschichte Bolognas und seiner deutschen Studenten in der
frühen Neuzeit.
Manfred Komorowski
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