Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 9(2001) 1
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Altertumswissenschaften digital


01-1-139
Altertumswissenschaften digital : Datenbanken, Internet und e-Ressourcen in der altertumswissenschaftlichen Forschung / Giovanna Alvoni. Mit Beitr. von Ulrich Rausch. - Hildesheim [u.a.] : Olms, 2001. - 191 S. : Ill. ; 21 cm. - (Studienbücher Antike ; 5). - ISBN 3-487-11248-5 : DM 29.80
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Einführungen in die Arbeitshilfen, die sich Geisteswissenschaftlern durch das Internet und Datenbanken oder Textsammlungen auf CD-ROM bieten, haben Konjunktur. In der Regel wird in den "Führern" jeweils ein bestimmtes Fachgebiet abgedeckt. Ein Beispiel für den Erfolg solcher Ratgeber ist die Reihe der Wissenschaftlichen Buchgesellschaft, deren Bände sich an ein breiteres Publikum richten und mittlerweile für 13 geisteswissenschaftliche Disziplinen vorliegen.[1] Leider erweist sich die Auswahl des Gebotenen und dessen, was erklärt wird, nicht immer als rundum nützlich. Angesichts der rasch anwachsenden und beständigem Wandel unterworfenen Angebote ist es nicht weiter erstaunlich, daß diese Einführungen rasch veralten. Wichtiger als eine möglichst umfassende Auswahl an Internetadressen ist deshalb ein methodisch und didaktisch zweckmäßiger Aufbau, der gerade Neulingen auf diesem Feld einen sinnvollen Zugang eröffnet, der tatsächlich so "praxisorientiert" ist, wie es im Untertitel meist verheißen wird. Die Autorin von Altertumswissenschaften digital, die am Seminar für gymnasiale Lehrerausbildung in Parma tätig ist, hat diese Aufgabe mit Hilfe von Ulrich Rausch, der für den passenden Zuschnitt auf einen deutschsprachigen Leserkreis sorgte, im wesentlichen erfolgreich bewältigt. Zielgruppe sind nach Ausweis des Vorworts "Studenten, Doktoranden und Wissenschaftler, die sich mit dem Altertum und mit klassischen Autoren beschäftigen".

Im ersten Kapitel wird auf elementarer Ebene ein kurzer Einblick in die Geschichte der EDV und ihren Nutzen für geisteswissenschaftliche Forschungen gegeben. Die drei beigegebenen Abbildungen (darunter eine Maus) haben allerdings eher auflockernden als informativen Charakter. Der nützliche Hauptteil besteht aus den beiden folgenden Kapiteln, in denen die Möglichkeiten bibliographischer Forschungen und die wichtigsten Textdatenbanken vorgestellt werden. Zu Recht wird vorausgesetzt, daß "zwei Hauptaufgaben in der altertumswissenschaftlichen Forschung mit Hilfe der modernen elektronischen Hilfsmittel sinnvoll erledigt werden können: bibliographische Forschungen und Textanalysen" (Klappentext).

Kapitel 2, das den bibliographischen Forschungen gewidmet ist, enthält Informationen über Datenbanken auf CD-ROM: Database of classical bibliography, Gnomon bibliographische Datenbank und Dyabola.[2] Jede dieser Datenbanken wird präzise im Hinblick auf Inhalt, Benutzung und potentielle Weiterverarbeitung durch den Benutzer vorgestellt. Von besonderem Interesse ist das Unterkapitel 2.2 über Das Internet als globale Datenbank, in dem nicht nur Elementares wie der Aufbau von Internetadressen und die bekannten Suchmaschinen vorgestellt werden, sondern dankenswerterweise auch auf das Problem von Datenschutz und Datensicherheit eingegangen wird. Unter der Überschrift Bibliographische Datenbanken online findet man eine Zusammenstellung wichtiger Linksammlungen und eine Einführung in die Internet-Datenbanken von L'année philologique und Gnomon. Bei der Vorstellung elektronischer Bibliothekskataloge sind die spezifischen Zugriffsmöglichkeiten der deutschsprachigen Benutzer berücksichtigt. Am Katalog der Österreichischen Nationalbibliothek werden beispielhaft und ausführlich die Recherchemöglichkeiten demonstriert. Informationen über Bibliotheksverbünde und virtuelle Kataloge sowie über elektronische Zeitschriften und Verlagsseiten im Internet runden das Kapitel ab.

In Kapitel 3 werden die wichtigsten Textdatenbanken vorgestellt, wobei Texte, die online verfügbar sind, lediglich durch eine Auswahl an Link-Verzeichnissen zum Aufspüren von Texten erschlossen sind. Das ist sicher zu rechtfertigen, da gerade in diesem Bereich sehr viel im Fluß ist. Gerade bei diesen frei zugänglichen Texten ist jedoch oft nicht ersichtlich, auf welchen Editionen sie beruhen und ob sie für wissenschaftliche Zwecke überhaupt verwendbar sind. Von größerem Nutzen ist die relativ ausführliche Vorstellung von altertumswissenschaftlichen Textdatenbanken auf CD-ROM wie der Bibliotheca Teubneriana latina oder Patrologia latina database (IFB 95-1-159); an einzelnen Stellen, so etwa zur Cetedoc library of Christian latin texts (IFB 95-1-158), hätte man sich eine etwas genauere Beschreibung des durch die CD-ROM verfügbaren Textmaterials gewünscht, zumal der altertumswissenschaftliche Benutzer nicht unbedingt von vornherein über den Inhalt von Migne, Corpus christianorum oder dem dogmatischen Enchiridion symbolorum (IFB 98-1/2-074) orientiert sein dürfte. Nach einem festen Schema werden Inhalt und Benutzung erläutert (Kurzbeschreibung - Technische Voraussetzungen - Software-Voraussetzungen - Detaillierte Funktionsweise). In diesem Abschnitt hätte man die Benutzungshinweise knapper halten können, da der Benutzer ohnehin am jeweiligen Einsatzort das entsprechende Handbuch zur CD-ROM konsultieren wird.

Kapitel 4 enthält wiederum elementare Erläuterungen zu den Kommunikationsmöglichkeiten, die das Internet bietet (E-Mail, Mailinglisten, Newsgroups). Mit dem gebotenen Hinweis auf den oft zweifelhaften Wert der dort ausgetauschten Informationen wird eine Auswahl von Mailinglisten zu altertumswissenschaftlichen Themen geboten.

Zur Vertiefung der von den beiden Autoren zusammengestellten Informationen ist auf die abschnittsweise angegebenen Literaturhinweise zurückzugreifen. Ein Glossar mit Erläuterungen zu rund 100 Fachbegriffen aus der Informatik, ein aktuelles Literaturverzeichnis (Redaktionsschluß war im März 2000) und das Register beschließen den Band.

Die gut strukturierte und instruktive Einführung von Giovanna Alvoni versucht allzu rasches Veralten dadurch zu vermeiden, daß auf der Homepage des Olms-Verlags (www.olms.de unter Links) eine "regelmäßig überarbeitet[e]" Liste von Internetadressen, CD-ROM-Angeboten und Mailinglisten bereitgestellt wird. Die Aktualisierungen datieren zum Zeitpunkt der Rezension (Mitte April 2001) unter dem 16. Oktober 2000.

Christian Heitzmann


[1]
Zuletzt erschienen Bände für Anglisten, Romanisten und (in überarb. zweiter Auflage) Historiker; vgl. Internet für Philosophen (IFB 98-1/2-070) und Internet für Althistoriker und Altphilologen (IFB 99-1/2-412). (zurück)
[2]
Rez: IFB 97-3/4-399 - 401. (zurück)

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