Entgegen der bisherigen Praxis, alle relevanten sozial- und geisteswissenschaftlichen Publikationen der Berichtszeit über die Region insgesamt sowie über Albanien, Bulgarien, Jugoslawien, Rumänien, die Slowakei und Ungarn zu verzeichnen, wurde für den vorliegenden Rumänien-Band insofern eine Beschränkung vorgenommen, als die Bereiche Sprache und Kunstgeschichte unter Hinweis auf existierende Fachbibliographien nur noch beschränkt berücksichtigt werden, vornehmlich durch Verzeichnung der Monographien. Für den ersten Bereich geschieht das unter Hinweis auf die Romanische Bibliographie und The year's work in modern language studies (eigentlich hätte man statt letzterer eher die Modern Language Association international bibliography erwartet), doch sind gleichwohl weiterhin viele Aufsätze verzeichnet, auch solche, die mit Sicherheit in der RB enthalten sind; andererseits ist davon auszugehen, daß die SOEB dank ihrer breiten Quellenbasis auch Aufsätze in nicht-philologischen Zeitschriften registriert, die den genannten philologischen Bibliographien entgehen. Dasselbe gilt für den Bereich der Kunst, der mit Blick auf die Bibliographie zur kunstgeschichtlichen Literatur in ost-, mittelost- und südosteuropäischen Zeitschriften[2] in der Tat weitgehend auf die Verzeichnung von Monographien zurückgestutzt wurde, wobei die kunsthistorischen Aufsätze in Zeitschriften, die nicht in das Auswertungsspektrum der letzteren fallen, doch irgendwoher kommen müssen. Bedenklich ist das Prinzip, auf andere Bibliographien zu verweisen, auch deswegen, weil diese möglicherweise ihr Erscheinen einstellen, wie es der zuletzt genannten Bibliographie mit Jg. 21. 1991 (1993) widerfuhr, doch ist das für die SOEB noch auf längere Sicht, wenn überhaupt, von Bedeutung.
Von diesen Neuerungen abgesehen, ist die SOEB von der gewohnten
Qualität: der Band verzeichnet nicht weniger als 8728 durchnumerierte
Titel in neun weiter relativ fein untergliederten Kapiteln, was einen
gezielten Zugriff auf die Titel ermöglicht, die in Arbeitsteilung
zwischen der Bibliothek des Instituts für Österreichische
Geschichtsforschung an der Universität Wien (Manfred Stoy) und der des
Südost-Instituts München (Gerhard Seewann)[3] unter Hinzuziehung
weiterer Mitarbeiter gesammelt wurden. Bei den Monographien bediente
man sich primär der Nationalbibliographien der betroffenen Länder,
während die Aufsätze nach Autopsie bei der Auswertung der zahlreichen
Zeitschriften verzeichnet wurden, wozu ergänzend die Auswertung von
internationalen Fachbibliographien tritt. So läßt die bibliographische
Qualität keine Wünsche offen; zudem sind Titel in den Sprachen der
behandelten Länder mit deutschen Übersetzungen und bei Bedarf mit
Annotationen zum Inhalt versehen. Das Register enthält Eintragungen
unter Verfassern und den Titeln von Sachtitelwerken.
Das Vorwort von Gerhard Seewann, dem Leiter der Bibliothek des
Südost-Instituts, ist recht pessimistisch, was die Zukunft der SOEB
betrifft, die - auch von anderen bibliographischen Unternehmen her
bekannt - nie über die personelle Ausstattung verfügte, die ein
solches Unternehmen verdiente und die stattdessen weitgehend auf die
freiwillige Mitarbeit von Fachleuten angewiesen ist. Andererseits
dürfte sich seine optimistische Einschätzung, die Bände für die
Berichtszeit 1971/80 binnen zehn Jahren (also im Jahre 2002) zum
Abschluß zu bringen, kaum erfüllen, lag doch bis Anfang 2001 kein
weiterer Band vor und es war auch vom Verlag keiner angekündigt. Was
die Fortführung ab dem Berichtsjahr 1981 betrifft, so stellt er
vorsichtige Überlegungen zu einer Neukonzeption an. In der Tat ist es
so, daß "die Südosteuropa-Bibliographie ... von ihren
Entstehungsbedingungen und dem sie bestimmenden Forschungsinteresse
her gesehen ein Kind des sozialistischen Zeitalters und des Kalten
Krieges (war), ging es doch ursprünglich darum, ein von jeder
Zensurmaßnahme unabhängiges Informationsinstrument zu schaffen, das in
der nun einmal gefundenen Form nur im Westen erarbeitet werden und
erscheinen konnte" (S. XIV). Welche Folgen sich für die SOEB aus den
1989 einsetzenden Veränderungen in den betroffenen Ländern ergeben
könnten, bleibt abzuwarten. Eine von Seewann für möglich gehaltene
Umstellung auf ein arbeitsteiliges, EDV-gestütztes Verfahren mit
Arbeitsstellen in den betroffenen Ländern und einer Zentralredaktion
dürfte nach Einschätzung des Rezensenten in Anbetracht der sehr
unterschiedlichen Voraussetzungen in den einzelnen Ländern noch
längere Zeit kaum realisierbar sein, und schon deswegen wird das vom
Herder-Institut weitgehend erfolgreich umgesetzte Kooperationsmodell
für die Länder Ostmitteleuropas[4] sich kaum so bald auf die Länder
Südosteuropas übertragen lassen. Hoffen wir also, daß wenigstens die
Bände für die Berichtszeit 1971/80 noch in ihrer gewohnten Qualität
erscheinen können: so sehr auch eine aktuelle bibliographische
Information erwünscht ist, so wichtig ist auch die retrospektive
Sichtung und konsolidierte Verzeichnung der Titel und hier ist die
SOEB durch nichts zu ersetzen. Immerhin hat sie für die Berichtszeit
1945/70 72.126 Titel angezeigt und man kann davon ausgehen, daß sie
nach Vorliegen aller Bände der Berichtszeit 1971/80 die Marke von
100.000 Titeln überspringen wird. Und davon, daß das Südost-Institut
in den Ergänzungsbänden zur SOEB auch ausgezeichnete
Spezialbibliographien vorlegt, zeugt der nachstehend besprochene
Titel.
Klaus Schreiber
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