Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 9(2001) 1
[ Bestand in K10plus ]

Südosteuropa-Bibliographie


01-1-194
Südosteuropa-Bibliographie / hrsg. vom Südost-Institut München. - München : Oldenbourg. - 25 cm
[5111]
Bd. 6. 1971/80
1. Rumänien 1971/80 / bearb. von Manfred Stoy und Gerhard Seewann. - 1992. - XV, 664 S. - ISBN 3-486-55021-7 : DM 178.00

Die Südosteuropa-Bibliographie (SOEB) des Südost-Instituts in München erschien bisher in Bänden für fünf Berichtsjahre,[1] und zwar jeweils in zwei Teilbänden, die in unterschiedlicher Zusammenstellung die Literatur über Südosteuropa allgemein und die über einzelne Nationen verzeichneten. Ab Bd. 6 wird die Berichtszeit auf die zehn Jahre 1971/80 ausgedehnt, und es sollen nicht nur, wie bisher, zwei Teilbände erscheinen, sondern deren mehrere für einzelne Länder oder allenfalls deren zwei, wobei für die allgemeinen Titel über Südosteuropa und die nicht sehr zahlreichen für Albanien ein gemeinsamer Band vorgesehen ist. Daß der erste Band der Berichtszeit 1971/80, der für Rumänien, obwohl bereits 1992 erschienen, erst jetzt in IFB besprochen wird, hat mehrere Gründe, nicht zuletzt den, in Zusammenhang mit dem neuesten Ergänzungsband zur SOEB und weiteren gewichtigen Beiträgen der deutschen Südosteuropa-Forschung auf die besondere Bedeutung dieser Bibliographie aufmerksam zu machen.

Entgegen der bisherigen Praxis, alle relevanten sozial- und geisteswissenschaftlichen Publikationen der Berichtszeit über die Region insgesamt sowie über Albanien, Bulgarien, Jugoslawien, Rumänien, die Slowakei und Ungarn zu verzeichnen, wurde für den vorliegenden Rumänien-Band insofern eine Beschränkung vorgenommen, als die Bereiche Sprache und Kunstgeschichte unter Hinweis auf existierende Fachbibliographien nur noch beschränkt berücksichtigt werden, vornehmlich durch Verzeichnung der Monographien. Für den ersten Bereich geschieht das unter Hinweis auf die Romanische Bibliographie und The year's work in modern language studies (eigentlich hätte man statt letzterer eher die Modern Language Association international bibliography erwartet), doch sind gleichwohl weiterhin viele Aufsätze verzeichnet, auch solche, die mit Sicherheit in der RB enthalten sind; andererseits ist davon auszugehen, daß die SOEB dank ihrer breiten Quellenbasis auch Aufsätze in nicht-philologischen Zeitschriften registriert, die den genannten philologischen Bibliographien entgehen. Dasselbe gilt für den Bereich der Kunst, der mit Blick auf die Bibliographie zur kunstgeschichtlichen Literatur in ost-, mittelost- und südosteuropäischen Zeitschriften[2] in der Tat weitgehend auf die Verzeichnung von Monographien zurückgestutzt wurde, wobei die kunsthistorischen Aufsätze in Zeitschriften, die nicht in das Auswertungsspektrum der letzteren fallen, doch irgendwoher kommen müssen. Bedenklich ist das Prinzip, auf andere Bibliographien zu verweisen, auch deswegen, weil diese möglicherweise ihr Erscheinen einstellen, wie es der zuletzt genannten Bibliographie mit Jg. 21. 1991 (1993) widerfuhr, doch ist das für die SOEB noch auf längere Sicht, wenn überhaupt, von Bedeutung.

Von diesen Neuerungen abgesehen, ist die SOEB von der gewohnten Qualität: der Band verzeichnet nicht weniger als 8728 durchnumerierte Titel in neun weiter relativ fein untergliederten Kapiteln, was einen gezielten Zugriff auf die Titel ermöglicht, die in Arbeitsteilung zwischen der Bibliothek des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung an der Universität Wien (Manfred Stoy) und der des Südost-Instituts München (Gerhard Seewann)[3] unter Hinzuziehung weiterer Mitarbeiter gesammelt wurden. Bei den Monographien bediente man sich primär der Nationalbibliographien der betroffenen Länder, während die Aufsätze nach Autopsie bei der Auswertung der zahlreichen Zeitschriften verzeichnet wurden, wozu ergänzend die Auswertung von internationalen Fachbibliographien tritt. So läßt die bibliographische Qualität keine Wünsche offen; zudem sind Titel in den Sprachen der behandelten Länder mit deutschen Übersetzungen und bei Bedarf mit Annotationen zum Inhalt versehen. Das Register enthält Eintragungen unter Verfassern und den Titeln von Sachtitelwerken.

Das Vorwort von Gerhard Seewann, dem Leiter der Bibliothek des Südost-Instituts, ist recht pessimistisch, was die Zukunft der SOEB betrifft, die - auch von anderen bibliographischen Unternehmen her bekannt - nie über die personelle Ausstattung verfügte, die ein solches Unternehmen verdiente und die stattdessen weitgehend auf die freiwillige Mitarbeit von Fachleuten angewiesen ist. Andererseits dürfte sich seine optimistische Einschätzung, die Bände für die Berichtszeit 1971/80 binnen zehn Jahren (also im Jahre 2002) zum Abschluß zu bringen, kaum erfüllen, lag doch bis Anfang 2001 kein weiterer Band vor und es war auch vom Verlag keiner angekündigt. Was die Fortführung ab dem Berichtsjahr 1981 betrifft, so stellt er vorsichtige Überlegungen zu einer Neukonzeption an. In der Tat ist es so, daß "die Südosteuropa-Bibliographie ... von ihren Entstehungsbedingungen und dem sie bestimmenden Forschungsinteresse her gesehen ein Kind des sozialistischen Zeitalters und des Kalten Krieges (war), ging es doch ursprünglich darum, ein von jeder Zensurmaßnahme unabhängiges Informationsinstrument zu schaffen, das in der nun einmal gefundenen Form nur im Westen erarbeitet werden und erscheinen konnte" (S. XIV). Welche Folgen sich für die SOEB aus den 1989 einsetzenden Veränderungen in den betroffenen Ländern ergeben könnten, bleibt abzuwarten. Eine von Seewann für möglich gehaltene Umstellung auf ein arbeitsteiliges, EDV-gestütztes Verfahren mit Arbeitsstellen in den betroffenen Ländern und einer Zentralredaktion dürfte nach Einschätzung des Rezensenten in Anbetracht der sehr unterschiedlichen Voraussetzungen in den einzelnen Ländern noch längere Zeit kaum realisierbar sein, und schon deswegen wird das vom Herder-Institut weitgehend erfolgreich umgesetzte Kooperationsmodell für die Länder Ostmitteleuropas[4] sich kaum so bald auf die Länder Südosteuropas übertragen lassen. Hoffen wir also, daß wenigstens die Bände für die Berichtszeit 1971/80 noch in ihrer gewohnten Qualität erscheinen können: so sehr auch eine aktuelle bibliographische Information erwünscht ist, so wichtig ist auch die retrospektive Sichtung und konsolidierte Verzeichnung der Titel und hier ist die SOEB durch nichts zu ersetzen. Immerhin hat sie für die Berichtszeit 1945/70 72.126 Titel angezeigt und man kann davon ausgehen, daß sie nach Vorliegen aller Bände der Berichtszeit 1971/80 die Marke von 100.000 Titeln überspringen wird. Und davon, daß das Südost-Institut in den Ergänzungsbänden zur SOEB auch ausgezeichnete Spezialbibliographien vorlegt, zeugt der nachstehend besprochene Titel.

Klaus Schreiber


[1]
1. 1945/50 (1956/59) - 5. 1966/70 (1976/82). (zurück)
[2]
Im Vorwort S. XIII ist der Titel versehentlich ohne "mittelost-" zitiert. (zurück)
[3]
Zur Bibliothek des Südost-Instituts und ihrer bibliographischen und dokumentarischen Tätigkeit vgl.: Die Bibliothek des Südost-Instituts / Gerhard Seewann. // In: Südost-Institut München 1930 - 1990 : Mathias Bernath zum 70. Geburtstag. - München : Oldenbourg, 1990. - 307 S. : Ill. - (Südosteuropa-Bibliographie : Ergänzungsband ; 2). - ISBN 3-486-55847-1. - Hier S. 265 - 287. (zurück)
[4]
Vgl. IFB 98-1/2-158. (zurück)

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