Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 9(2001) 1
[ Bestand in K10plus ]

Ärzte-Lexikon


01-1-205
Ärzte-Lexikon : von der Antike bis zur Gegenwart / W. U. Eckart ; C. Gradmann (Hrsg.). - 2., vollst. überarb. Aufl. - Berlin ; Heidelberg [u.a.] : Springer, 2001. - IX, 380 S. : Ill. ; 20 cm. - ISBN 3-540-67529-9 : DM 49.80
[6276]

Die 1. Aufl. 1995 erschien als Taschenbuch im Beck-Verlag (letzteres wird im nur leicht geänderten Vorwort zur vorliegenden Auflage unterschlagen) und wurde damals relativ ausführlich vorgestellt.[1] Die Bezeichnung der jetzt in einem (dem) Fachverlag erschienenen 2. Aufl. als "vollständig überarbeitet" ist reichlich übertrieben, da außer einer Vermehrung um zwölf Biographien auf jetzt 699 der Text - von Korrekturen abgesehen - weitgehend unverändert ist, wie sich an Stichproben ablesen läßt. Eine Reihe kleiner Schwarzweiß-Abbildungen sind neu hinzugekommen, doch ist dafür die Verzeichnung der Sekundärliteratur weggefallen (nur die Kurztitel wichtiger Werke blieben erhalten). Stattdessen wird der Leser auf die Homepage des Verlages verwiesen.[2] "Die Präsentation in dieser modernen Form ermöglicht es, ... die teilweise stark angewachsende [sic] neue Literatur zur Verfügung zu stellen, ohne an Platzvorgaben gebunden zu sein.[3] Die Bereitstellung der Literatur über das Internet soll außerdem - nach der Intention des Verlages und der Herausgeber - eine Aktualisierung im Zeitraum zwischen weiteren Auflagen des Ärztelexikons[4] ermöglichen" (S. VII).

Ein Aufruf der angegebenen Internetadresse am 13.02.01 erwies sich als Flop; im Menüpunkt LiteraturDatenbank, Version 1.0 heißt es: "enthält vorläufig den Datenbestand der 1. Auflage (1995)". Wie schön, daß Autoren jetzt die Fertigstellung eines Werkes dank "Präsentation in dieser moderner Form" gemächlich, nämlich scheibchenweise angehen können, und wie gut, wenn die "Leserin und der Leser" wie auch die "Ärztinnen und die Ärzte" die 1. Aufl. noch zur Hand haben und nicht auf die Gnade des Internet angewiesen sind. Die "Intention des Verlages und der Herausgeber" ist schlicht ein Verkaufsgag, der hoffentlich auf sie zurückschlägt und eine Zumutung obendrein: ein kleines Lexikon wie dieses mit seinen knappen Texten braucht auch nur eine sinnvolle Auswahl der Sekundärliteratur wie sie die 1. Aufl. bot. Eine breite Literaturdokumentation wäre Aufgabe "einer umfassenden Neubearbeitung eines der großen Lexika", der mit dem vorliegenden "keinesfalls vorgegriffen werden" soll (S. V). Die Bearbeitung eines derartigen umfangreichen, nach modernen Kriterien zu konzipierenden Ärztelexikons sollten sich die beiden Herausgeber und ihre rund siebzig Mitautoren vornehmen. So taugt das kleine Lexikon, dessen 2. Aufl. "rundum erneuert und jetzt noch repräsentativer" sei, allenfalls als "das ideale Geschenk für Mediziner und Historiker" wie es auf der Homepage heißt; man müßte hinzufügen: nur für weniger anspruchsvolle, denn es ist ein Unterschied, ob ein solches Lexikon in einem Publikumsverlag erscheint oder in einem - eben dem - Fachverlag.

Klaus Schreiber


[1]
Ärztelexikon : von der Antike bis zum 20. Jahrhundert / hrsg. von Wolfgang U. Eckart und Christoph Gradmann. - Orig.-Ausg. - München : Beck, 1995. - 439 S. ; 18 cm. - (Beck'sche Reihe ; 1095). - ISBN 3-406-37485-9 : DM 29.80 [3129]. - Rez.: IFB 99-B09-166. (zurück)
[2]
http://lexika.springer.de/aerztelexikon (zurück)
[3]
Hier weist eine eigene Fußnote darauf hin, daß "der Einfachheit halber" die Hinweise auf den alten Pauly nicht durch die im Neuen Pauly ersetzt wurden. Man kann über die Qualitäten des letzteren ja durchaus unterschiedlicher Meinung sein (vgl. zuletzt IFB 00-1/2-372), aber immerhin findet man dort den neuesten Sachstand. Und da Platzvorgaben ja bei "dieser modernen Form" der Präsentation kein Hindernis mehr darstellen, dürfte einer zusätzlichen Verzeichnung dieser Fundstellen eigentlich nichts im Wege stehen, außer eben die Bequemlichkeit (und nicht die "Einfachheit"). (zurück)
[4]
So heißt es da in korrektem Deutsch; auf dem Titelblatt dagegen - ohne wie auf dem Umschlag der Typographie geschuldet zu sein - "Ärzte Lexikon", was auch mit der jetzt gegenüber der 1. Aufl. eingeführten Verwendung von Neuschreib nichts zu tun hat, sondern einfach schlampig ist. (zurück)

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