Eine Summe des Wissens über dieses Gebiet stellt die von Maurice
Rickards begonnenen, aus seinem Nachlaß herausgegebene und - durch
neue Artikel zahlreicher Beiträger - wesentlich vermehrte Encyclopedia
of ephemera dar, wobei man allerdings einschränkend hinzufügen muß
(was auch der Herausgeber tut), daß sie sich primär auf
anglo-amerikanische Verhältnisse beschränkt. Die etwa 500 Artikel
beginnen bei ABC primer also Fibeln, die ja als Bibliotheksgut
keineswegs unbekannt sind und enden mit Zo‰trope strip/disc, das sind
Bildstreifen, die in einer 1834 erfundenen Apparatur angebracht
wurden, welche beim Drehen vor dem Auge des Betrachters einen
Bewegungsablauf vortäuschte. Dazwischen gibt es soz. nichts an
Bedrucktem, das nicht gesammelt werden kann. Da es die Herausgeber
versäumt haben, ein typologisches Register der Objekte zu erstellen,
ist es schwer, Verwandtes zusammenzubringen (das alphabetische
Register, das auch Personen und Firmen nachweist, kann diesen Mangel
nur bedingt ausgleichen). Nur ausnahmsweise sind verwandte, auf einen
Anlaß bezogene Akzidenzdrucke unter einem Oberbegriff zusammengefaßt,
so bei funeralia. Die Artikel schließen z.T. mit Literaturangaben oder
benennen einschlägige Sammlungen. Unter bookseller's labels findet man
nur die Roland Knaster Collection in der Guildhall Library in London,
nicht dagegen die Privatsammlung von Reinhard Öhlberger, deren Katalog
weiter unten (IFB 01-2-250) besprochen wird; wenn man diesen
durchsieht, wird man auch die Behauptung der Encyclopedia relativieren
müssen, daß "(the) use of bookseller's labels is predominantly an
English-language practice" (S. 62). Unter Beer mat sind immerhin zwei
nicht-anglo-amerikanische Sammler-Vereinigungen genannt, nämlich der
Internationale Brauereikultur-Verband und die German Breweriana
Collector Society (deren deutscher Name den Herausgebern nicht bekannt
war); daß die einschlägige Bibliographie über Bierfilze[3] nicht
verzeichnet ist, erklärt sich aus dem eingangs benannten regionalen
Schwerpunkt der Encyclopedia und mit der Veröffentlichungsform der
Bibliographie, die in bibliothekarischer Terminologie der grauen
Literatur zuzurechnen ist.
Obwohl es auch in kontinentaleuropäischen Bibliotheken und Museen
Ephemera-Sammlungen gibt, ist kaum anzunehmen, daß wir ein der
Encyclopedia of ephemera entsprechendes Lexikon erwarten können, dazu
gar eines, das eine Nationalbibliothek durch Aufnahme in ihr
Verlagsprogramm adelt, wie hier die British Library.
Klaus Schreiber
Zurück an den Bildanfang