100 Seiten widmet Stöber dem 15. bis 18. Jahrhundert mit Schwerpunkten zu technischen und ökonomischen Aspekten der Erfindung des Buchdrucks, den Flublättern und frühen Periodika im 15./16. Jahrhundert, danach den Zeitungen und Zeitschriften des 17./18. Jahrhunderts und schließlich übergreifend den kommunikationspolitischen Antworten durch Zensur und Gewerberecht. Teil 2 wird mit 150 Seiten dem 19. und 20. Jahrhundert gewidmet, allerdings reicht das 20. Jahrhundert in der Darstellung in der Regel nur bis zum Jahr 1932, in den Tabellen und Übersichten auch bis 1944, zur zweiten Jahrhunderthälfte findet sich kein Wort. Stöber beginnt das Kapitel mit der Darstellung drucktechnischer, nachrichtentechnischer und gesetzlicher Rahmenbedingungen, danach folgen Überblicke zur Verbreitung und Ökonomie der Presse, zur Entwicklung der Presseinhalte (politischer Teil, Wirtschaftsteil, Feuilleton, Lokales und Sport) und zur Professionalisierung der journalistischen Berufe. Anschließend wird die Typologie der Presse aufgeblättert, d.h. es wird die Presse der verschiedenen politischen Parteien, die Generalanzeiger und Massenpresse und schließlich das breite Spektrum der Zeitschriften "von fliegenden, illustrierten, unterhaltenden und kulturpolitischen Blättern" vorgestellt. Die 50 Seiten der Zusammenfassung und des Ausblicks beginnen reichlich fiktiv mit der Frage, was wäre, wenn Gutenberg den Druck nicht erfunden hätte, und wenden sich dann den oben schon erwähnten Überblicken zur sozialen Funktion der Presse seit ihrer Erfindung zu (und enthalten die einzig vorhandenen kurzen Bemerkungen zur Presse der Bundesrepublik und der DDR). Spätestens hier hätte man auch einen zusammenhängenden Überblick zur politischen Funktion und Bedeutung der Presse erwartet, die m.E. in Stöbers Buch nicht angemessen gewürdigt wird. Die Darstellung gibt sich betont faktenreich, argumentiert anschaulich und beispielhaft, steckt voller Details und Randbemerkungen, sie ist insgesamt eine Fundgrube der Ergebnisse pressehistorischer Forschung und weist dies durch Belege und umfangreiche Hinweise auf die Forschungsliteratur auch aus. Zahlreiche Tabellen und Schaubilder bieten Überblicke und Zusammenfassungen, die als Lernposten dienen können.
Als Sammlung solcher Lernposten mag man auch das zwanzigseitige Glossar betrachten, das etwa 200 pressehistorische Fachausdrücke und einige allgemeinere historische Termini erläutert. Das Literaturverzeichnis umfaßt etwa 500 Bücher und Aufsätze und dient i.w. zur ausführlicheren bibliographischen Beschreibung der in den Textanmerkungen - nicht immer übersichtlich - als Beleg aufgeführten Forschungsliteratur (aus unerfindlichen Gründen fehlen allerdings einige wichtige und im Darstellungsteil auch wiederholt zitierte Titel). Es folgen noch Register der erwähnten etwa 250 Pressetitel und 400 Personen. Man vermißt ein Schlagwortregister, kann sich aber statt dessen in die umfangreichen Tabellen- und Abbildungsverzeichnisse vertiefen, die dank ihrer Detailliertheit (92 Hinweise) gemeinsam mit den nicht in die Kapitelgliederung aufgenommenen, zahlreichen Zwischenüberschriften einen guten Ausgangspunkt für die Erstellung eines Schlagwortregister geboten hätten.
Es bleibt ein ambivalenter Eindruck: Vor der Menge der zu referierenden Forschungsergebnisse und dem Facettenreichtum seines Themas zieht sich Stöber in seiner Darstellung sehr zurück auf Einzelheiten und zahlreiche Beispiele, demgegenüber sind seine Bemerkungen zur Lesergeschichte und zur Funktion der Presse zu allgemein gehalten, da dort die faktische Unterfütterung zurücktritt, - andererseits hätte man doch gern auch entsprechende zusammenfassende Bemerkungen zur politischen Bedeutung der Presse gelesen. Die falsche Etikettierung in den Kapitelüberschriften zum 19. und 20. Jahrhundert bleibt ärgerlich und das Fehlen eines Registers in einem so faktenreichen Buch ist mehr als mißlich. Hier ließen sich Ansätze zur Nachbesserung für eine zweite Auflage finden. Daß sich das gut lesbare Buch als Einführung, Faktensammlung und Nachschlagewerk für die historische Ausbildung nicht nur fachlich eng interessierter Studenten, sondern für das ganze Spektrum historisch-politisch-philologisch irgend Interessierter vorzüglich eignen wird, ist aber auch für die vorliegende Ausgabe unbestritten.
Wilbert Ubbens