Das Lexikon der Kirchengeschichte enthält 320[6] Artikel, wobei "die
Informationsfülle des Hauptwerks in großen Stichworteinträgen
zusammengeführt (wurde)". Trotzdem schwankt die Länge der Artikel
beträchtlich: die längsten gelten den kirchengeschichtlich bedeutenden
Nationen (Deutschland mit 45, Italien mit 25 Spalten) unter den
Länderartikeln, die insgesamt den meisten Raum unter den drei
Artikelkategorien einnehmen; die beiden weiteren betreffen die
"klassischen Themen der Kirchengeschichte mit Ereignischarakter" (z.B.
Abendländisches bzw. Morgenländisches Schisma, Reformation, Sacco di
Roma etc.) sowie die große Zahl der "systematischen Artikel"
(Mönchtum, Orden - keine Artikel über einzelne Orden -, Papsttum). Als
neu hinzugekommenen Artikel erwähnt das Vorwort Reformation,
Pseudoisidorische Dekretalien und Zwinglianismus. Letzterer fehlt im
LThK, doch gibt es dort den Artikel Zwingli, wohingegen Personen der
Kirchengeschichte im vorliegenden Lexikon nicht mit eigenen Artikeln
vertreten sind. Soweit Personen in den Artikeln erwähnt werden, sind
sie auch nicht gezielt auffindbar, da ein Namenregister fehlt. Das
Register der Integrierten Stichwörter enthält die im LThK mit eigenen
Artikeln vertretenen Begriffe mit Hinweis darauf, in welche Artikel
(bzw. Abschnitte davon) sie eingegangen sind; diese sind in Fettsatz
markiert. Alle Artikel sind gezeichnet, die längeren in gezählte
Abschnitte gegliedert (eine Übersicht über die Gliederung steht am
Anfang) und alle schließen mit Literaturangaben, unterschieden nach
Quellen (wenn erforderlich) und Literatur: vorweg die Fundstellen in
den anderen großen Nachschlagewerken (z.B. TRE), sodann Monographien
und Aufsätze in chronologischer Folge, häufig ergänzt um die Rubrik
Nachtrag mit sehr aktuellen Literaturangaben bis einschließlich 2001.
Die in den Literaturangaben verwendeten Abkürzungen für Handbücher,
Quellenwerke, Lexika, Reihen und Zeitschriften sind in einem
Abkürzungsverzeichnis am Anfang aufgelöst, während die sonstigen
Abkürzungen im Text gegenüber dem LThK "weitgehend aufgelöst" und "die
Texte den neuen Regeln der Rechtschreibung angepasst" wurden. Mehrere
Kartenskizzen sind in den Text eingestreut. Im Anhang findet man eine
sehr knappe fünfseitige Zeittafel mit zwei Spalten nach Profan- und
Kirchengeschichte.
Daß ein Lexikon der Kirchengeschichte ohne Personenartikel ein
problematisches Unterfangen ist, wird einem nicht erst dann klar, wenn
man das als ersten Band der Reihe erschienene Lexikon der Päpste und
des Papsttums zur Hand nimmt, das in zwei Alphabetteile gegliedert
ist: einen Personenteil mit den Namen sämtlicher Päpste und
Gegenpäpste und einen etwas kürzeren Sachteil mit Geographica,
"kirchenrechtlichen ..., organisatorisch-institutionellen ... und
systematisch-theologischen ... Realia". Der Artikel Papsttum aus dem
ersten Lexikon begegnet hier erneut als Papst, Papsttum,[7] was wiederum
die Problematik derartiger Themenbände belegt. Auch ist die Auswahl
der Eintragungen im zweiten Teil nicht unbedingt überzeugend: so gibt
es zwar Artikel über den Campo Santo Teutonico oder einen sehr langen
über das Petrusgrab aber keinen über die Peterskirche. Zum
Artikelaufbau gilt das beim vorstehend besprochenen Lexikon Gesagte,
doch sind die in diesem als Nachtrag abgesetzten Literaturangaben hier
ohne Zäsur einfach angefügt und anscheinend gibt es auch keine
"integrierten Stichwörter" (jedenfalls fehlt ein entsprechendes
Register). Was den Personenteil angeht, so hat das Lexikon natürlich
eine breitgefächerte Konkurrenz: die Auswahlbibliographie (S. 13 - 14)
nennt zahlreiche überwiegend neuere Papstlexika und -geschichten,
darunter neben maßgeblichen Standardwerken[8] unnötigerweise auch ganz
inferiore Titel.[9] Am ehesten vergleichbar ist das inzwischen
vergriffene Reclams Lexikon der Päpste.[10] Auch im Hinblick auf den
Sachteil mangelt es nicht an Konkurrenten.[11]
Wer wird die Bände dieser Reihe kaufen? Bibliotheken, die die 3. Aufl.
des LThK besitzen, wohl kaum, da die "Integration" kleinerer Artikel
in größere sowie die insgesamt wohl doch wenigen zusätzlichen Artikel
und selbst die Aktualisierung der Literaturangaben kaum genügend
Kaufanreiz bieten. Somit bleibt der große Käuferkreis der
interessierten Laien oder der von Studenten und anderen, die das große
Lexikon wegen seines Preises nicht kaufen konnten. Allerdings sollten
sie bedenken, daß sie immer nur Teile erwerben und ihre Interessen
potentiell weiter reichen, als die nach Themen segmentierten Teilbände
mit ihrer nicht unproblematischen Abgrenzung. Es besteht die Gefahr,
daß man immer mehr dieser Teilbände erwirbt und sich deren insgesamt
günstigen Preise letztlich doch so summieren, daß man das Geld auch in
eine vermutlich doch über kurz oder lang zu erwartende Sonderausgabe
des LThK stecken kann, wenn nicht gar in eine platzsparende und die
Aktualisierungen der Literaturangaben enthaltende CD-ROM-Ausgabe.
Klaus Schreiber
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