Die wesentlichsten Unterschiede liegen vor allem in Folgendem: Wilpert faßt die Artikel - es handelt sich bei dem von Wilpert verfaßten Deutschen Dichterlexikon ja um einen Auszug aus dem von ihm herausgegebenen Lexikon der Weltliteratur[2] - in knappen Stichworten ab, während Meid in ganzen Sätzen formuliert. Deswegen fallen die einzelnen Artikel bei Meid in der Regel deutlich länger aus als bei Wilpert, bieten aber dem Benutzer durch die Ausformulierung der Gedanken einen besser lesbaren, vor allem auch in den Argumentationen leichter nachvollziehbaren Text als die Telegrammstichworte bei Wilpert. Der selbstauferlegte Zwang zu ganzen Sätzen kostet natürlich Platz, und so erklärt sich der gegenüber Wilpert kleinere Thesaurus bei Meid.
Erstaunlich freilich, daß nicht einmal alle Namen, zu denen bereits das KLG[3] einen eigenen umfangreichen Artikel bereitstellt, bei Meid gleichfalls auftauchen: So fehlen etwa die inzwischen mit einer Reihe von Romanen auch als Erzählerin hervorgetretene Buchkünstlerin Roswitha Quadflieg oder der längst in mehrere Sprachen übersetzte W. G. Sebald, der am 14. Dezember 2001 bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen ist. So scheint Meid die Chance der späteren Publikation nicht immer genutzt zu haben, um aktueller über solche Autoren zu informieren, deren Werke überhaupt erst nach dem Ende der Berichtszeit bei Wilpert erschienen sind.
Nur bei von Wilpert, aber durchweg nicht bei Meid finden sich - dem strikten Sinn des Begriffs Autorenlexikon entsprechend - die anonymen Werke, wie etwa das Nibelungenlied.
Beide Lexika geben den Artikeln kleine Bibliographien bei, die sich auf eine enge Auswahl von Titeln beschränken; bei Wilpert werden nur selbständig erschienene Monographien angeführt, bei Meid vereinzelt auch unselbständige Veröffentlichungen (etwa Abdrucke von Stücken in der Zeitschrift Theater heute, wie z.B. im Falle von Ursula Krechel). Neben der Rubrik Werke verwendet Meid bei den größeren Autoren noch die primärbibliographische Kategorie Ausgaben. Forschungsliteratur führt Meid überhaupt nicht an, während von Wilpert oft auf wenigstens eine Standardmonographie bzw. eine knappe Auswahlliste solcher Arbeiten verweist.
Hans-Albrecht Koch