Bd. 4 enthält den zweiten Teil des umfangreichen Kapitels Württemberg, auf das im Alphabet der Territorien nur noch der schmale Beitrag über die von 1807 - 1814 in Würzburg - als dieses Großherzogtum unter der Herrschaft Ferdinands von Toskana war - verliehenen Orden (S. 1805 - 1810) folgt. Die Aufspaltung des Kapitels Württemberg auf zwei getrennte Bände ist wenig praktisch: die 90 Seiten für Württemberg und Würzburg hätten den Umfang von Bd. 3 nicht gesprengt, zumal Bd. 4 mit 750 Seiten den Umfang der vorhergehenden Bände um ebendiese 90 Seiten übertrifft.
Der Löwenanteil (rund 660 Seiten) des Abschlußbandes entfällt auf das
Deutsche Reich, gegliedert in folgende Abschnitte: bis zum Ende des
Kaiserreichs, 1918 - 1933, Freie Stadt Danzig und zuletzt die Zeit von
1933 - 1945; an den für letzteren Abschnitt benötigten rund 590 S.
kann man ablesen, mit welcher Ordensflut das "Dritte Reich" seine
Volksgenossen überhäufte. Von den nicht-militärischen seien -
beispielhaft - nur einige erwähnt: Anschlußmedaillen (z.B. Spange
"Prager Burg" zur Medaille zur Erinnerung an den 1. Oktober 1938),
Deutsches Fahrrad-Abzeichen, Jungmädel-Leistungsabzeichen, Abzeichen
für Freiballonführer, Gau-Wartheland-Traditionsabzeichen oder das
Ehrenzeichen der Reichsjugendführung für verdiente Ausländer.[2] Von
diesen 590 S. entfallen wiederum rund zwei Drittel auf militärische
Orden.
Als Beispiel für die Breite der Information dieses Handbuchs, das sich
eben nicht auf die bloße Beschreibung und Abbildung der Orden
beschränkt, sei willkürlich das Kapitel über das Kriegsverdienstkreuz
(S. 2171 - 2192) herausgegriffen. Es beginnt mit der Geschichte des am
18.10.1939 durch Verordnung Adolf Hitlers gestifteten Ordens (S. 2171
- 2180): u.a. Klassen; Personengruppen, die für die Verleihung in
Frage kamen; verzögerter Beginn der Verleihungen nach anfänglichen
Mißbräuchen; Verleihungsbefugnis (die im Laufe des Krieges ausgeweitet
wurde) etc. Spezielle Abschnitte behandeln die Verleihung an Frauen,
die Tragweise, die Herstellung, die Herstellerfirmen. Ein eigener
Abschnitt behandelt das Goldene Ritterkreuz zum Kriegsverdienstkreuz
mit und ohne Schwerter, über dessen Stiftung, Herstellung und vor
allem die beiden Verleihungen widersprüchliche Ansichten bestehen, die
Nimmergut - wie auch sonst - mit Quellenangaben dokumentiert und
belegt (allein auf diesen Abschnitt beziehen sich 26 Fußnoten): "Wenn
die beiden Verleihungen erfolgt sind, ist der seltene Fall
eingetreten, daß Dipl.-Ing. Saur als einziger drei Ritterkreuze des
Kriegsverdienstkreuzes besaß: Ritterkreuz 13.1.1944, Ritterkreuz mit
Schwertern 5.6.1943, Goldenes Ritterkreuz 20.4.1945" (S. 2178); die
Verleihung des letzteren erschließt sich aus einem - hier abgebildeten
- Brief des Reichsministers für Rüstung und Kriegsproduktion A. Speer,
in dem er an Franz Hahne, den zweiten Ordensempfänger, unter dem 20.
April 1945 schreibt, daß der Führer "auf meinen Vorschlag Ihnen und
unserem Herrn Saur als ersten Deutschen diese neue Auszeichnung
verliehen" hat.[3] Ein letzter Abschnitt der Einleitung behandelt Das
Kriegsverdienstkreuz auf Fahnen. Auf die 63 Quellenangaben zum
Einleitungsteil folgt dann auf S. 2180 - 2192 die Beschreibung und
Abbildung der Orden in ihren verschiedenen Stufen.
Der Textteil des Bandes schließt mit einem Fremd- und Fachwortregister
(S. 2472). Weitere Register fehlen dagegen völlig, obwohl erst dadurch
der ganze Informationsreichtum dieses Handbuchs gezielt erschlossen
werden könnte. Davon abgesehen, stellt Deutsche Orden und Ehrenzeichen
das maßgebliche Standardwerk dar, das sicherlich in Details durch neue
Funde und Erkenntnisse ergänzt und korrigiert werden wird (ein
Nachtragsband wird bereits in Aussicht gestellt), das aber als Ganzes
auf lange Zeit für alle am Ordenswesen interessierten Händler, Sammler
und Forscher unentbehrlich sein wird. Alle, die sich nur für die Orden
einzelner Länder oder Epochen interessieren und die daher nicht das
ganze Werk benötigen (das nur komplett abgegeben wird), würden sicher
die Veröffentlichung von Teilausgaben begrüßen. Die bereits früher
angekündigte Bibliographie zur Phaleristik[4] soll auf den Nachtragsband
folgen.
Klaus Schreiber
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