Diese bunte Mischung aus eher alltäglichen, historischen und nur Insidern bekannten, noch nicht lange existierenden Trendsportarten hinterläßt auf den ersten Blick aufgrund ihrer alphabetischen Präsentation einen mehr oder weniger zusammengewürfelten Eindruck. Das Literaturverzeichnis belegt jedoch, daß der Autor sehr wohl ausführlich recherchiert hat. Die Danksagungen zeigen darüber hinaus, daß die Ergebnisse der Literaturrecherche durch zusätzliche Nachforschungen bei einschlägigen Institutionen (u.a. Deutsche Sporthochschule und Bundesinstitut für Sportwissenschaft in Köln sowie Institut für Angewandte Trainingswissenschaft in Leipzig) abgesichert und ergänzt wurden. Auch die für die jeweiligen Sportarten zuständigen Fachverbände wurden konsultiert. Hinsichtlich der Recherche kann man dem Autor also keine Oberflächlichkeit vorwerfen.
Der auf den ersten Blick entstehende Eindruck von Zufälligkeit hätte vermieden werden können, wenn das Alphabet der Sportarten durch eine systematische Übersicht ergänzt worden wäre, was beispielsweise zu einer Abgrenzung der Trendsportarten von den historischen Wasseraktivitäten geführt hätte. Bei dieser aufgrund der Diffusität der Wassersportarten unverzichtbaren systematischen Darstellung wäre dem Autor sicherlich auch aufgefallen, daß es sich bei vielen der von ihm beschriebenen Wasseraktivitäten gar nicht - wie im Vorwort behauptet - um Sportarten im eigentlichen Sinne handelt, sondern eher um bloße Bewegungsformen (z.B. Aquarobic, Aquatraining oder Aqua-Trimm) oder um bloße Disziplinen einer Sportart (z.B. Dauerschwimmen, Gurtretterstaffel, Hindernisstaffel oder Kraulsprint).
Freilich ist das Lexikon keineswegs vollständig. So ist zwar für den Buchstabenbereich X, Y und Z eine ganze Seite freigehalten, doch findet man keine einzige Eintragung während die inzwischen veraltete 4. Aufl. des Sport-Brockhaus von 1984 folgende einschlägige Lemmata bereithält: Yacht, Yawl (aus dem Segeln), Zahmwasser (aus dem Wildwassersport), Zeug (aus dem Segeln) oder Zuber (aus dem Synchronschwimmen). In einem Wassersport-Lexikon könnte man diese Lemmata erwarten.
Wie seine beiden anderen Lexika, so ermangelt auch dieses einer adäquaten Erschließung, da Fachtermini, die nur innerhalb der Artikel behandelt werden, weder über Verweisungen noch über ein Register ermittelt werden können. Da diese Kritik bereits in den genannten Rezensionen deutlich vorgetragen wurde, hätte man eigentlich erwarten können, daß sie der Autor aufgegriffen hätte. Stattdessen wird dieses Mal im Vorwort allfälliger Kritik durch den Hinweis vorzubeugen versucht, das Buch sei nicht als "Bibel" für Sportwissenschaftler gedacht. Mit der geforderten Verbindung von ausführlichen Artikeln für einzelne Sportarten mit einem gezielten Zugriff auf wichtige Begriffe aus den unterschiedlichen Sportarten wäre das Wassersport-Lexikon jedoch vermutlich weniger zu einer "Bibel" für Sportwissenschaftler als vielmehr zu einem echten Lexikon geworden. Daß das Buch - wie im Vorwort ebenfalls zu lesen ist - dem Laien zu einem ersten Verständnis und dem Fortgeschrittenen zu einem tieferen Einblick in den Wassersport verhelfen kann, bleibt von dieser Kritik unberührt.
Jürgen Schiffer