Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 9(2001) 2
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Trierer biographisches Lexikon


01-2-480
Trierer biographisches Lexikon / Heinz Monz (Hg.). - Trier : WVT Wissenschaftlicher Verlag Trier, 2000. - XIX, 539 S. ; 25 cm. - Erscheint gleichzeitig als Bd. 87 der "Veröffentlichungen der Landesarchivverwaltung Rheinland-Pfalz". - ISBN 3-88476-400-4 : DM 48.00
[6286]
01-2-481
Trierer biographisches Lexikon / Gesamtbearb.: Heinz Monz. - Koblenz : Verlag der Landesarchivverwaltung Rheinland-Pfalz, 2000. - XIX, 539 S. ; 24 cm. - (Veröffentlichungen der Landesarchivverwaltung Rheinland-Pfalz ; 87). - Erscheint gleichzeitig im WVT Wissenschaftlicher Verlag Trier. - ISBN 3-931014-49-5 : DM 48.00, EUR 24.00. - (Landeshauptarchiv Koblenz, Postfach 201047, 56010 Koblenz, E-Post: info@landeshauptarchiv-ko.de)
[6625]

Das Lexikon enthält 1585 von 190 Mitarbeitern gezeichnete Kurzbiographien von Personen (nur Verstorbene), die in den letzten rund 200 Jahren (die Berichtszeit beginnt mit dem Einmarsch der französischen Revolutionstruppen 1794) im heutigen Regierungsbezirk Trier geboren wurden oder die dort gewirkt und sich aufgehalten haben. Das Kriterium der "besonderen Bedeutung" läßt, wie in allen diesen biographischen Lexika, auch hier einen breiten Spielraum. So sind etwa die weder hier geborenen noch gestorbenen Schriftsteller Alfred Andersch, Arno Schmidt und Ernst Jünger berücksichtigt, weil die beiden erstgenannten einige Jahre in der Gegend gelebt haben aber beide immerhin 1956 von der Staatsanwaltschaft Trier der Gotteslästerung und Pornographie angeklagt wurden; bei letzterem ist die Beziehung zu Trier sogar rein literarisch, da den Protagonisten der Erzählung Afrikanische Spiele sein Weg durch Trier zur französischen Grenze führt. Andere Personen haben ebenso dürftige Beziehungen zu Trier, wie etwa der in Köln geborene und gestorbene dortige Oberbürgermeister Theodor Burauen, der nur deswegen in dieses Lexikon geriet, weil er 1927 - 1928 Geschäftsführer eines Verlages in Trier war (sonst dort aber offensichtlich keine "besonderen" Spuren hinterlassen hat). Der gleichfalls nicht in Trier geborene Kunsthistoriker Hermann Bunjes hat zwar über Trierer Bauten publiziert, doch erfahren wir nicht, ob er dort gelebt hat und in welcher Eigenschaft er den genannten Inventarband verfaßt hat. Daß er 1945 in einem Trierer Gefängnis vor dessen Übernahme durch die französische Militärregierung Selbstmord verübte, hängt mit seiner Tätigkeit bei der deutschen Militärverwaltung in Paris zusammen. Daß Bunjes 1942 "Leiter des Kunsthistorischen Instituts in Paris" geworden sei, trifft insofern nicht zu, als es ein solches nicht gab, sondern nur einen "kunsthistorischen Stützpunkt", der unter der Ägide des von 1940 - 1944 in Paris existierenden Deutschen Instituts[1] als dessen Abteilung arbeitete. Die Aussage, "er galt als Vertrauter Hermann Görings" ohne weitere Erklärung, kann gleichfalls so nicht stehenbleiben, nutzte Bunjes doch seine Tätigkeit beim Referat Kunstschutz der Militärverwaltung seit Herbst 1940, um als dessen "schwarzes Schaf" dem Kunstraub durch den Einsatzstab Rosenberg und durch Göring persönlich Vorschub zu leisten.[2]

Ansonsten wurde - wie in anderen vergleichbaren Lexika - die Berücksichtigung von Personen möglichst aller Lebensbereiche angestrebt. Vollständig berücksichtigt werden die Volksvertreter in den verschiedenen Parlamenten seit 1824 sowie alle Regierungspräsidenten, Oberbürgermeister und Landräte. Im Zwang zur Umfangsbegrenzung wurden den Verfassern enge Vorgaben gemacht, die freilich bei zahlreichen Artikeln gar nicht ausgeschöpft werden konnten; selbst auf die Punkte hinter Abkürzungen wurde verzichtet. Gespart wurde auch bei der Primär- und Sekundärliteratur am Schluß, da je höchstens sieben Titel zugelassen wurden; auch hier wird allerdings diese Obergrenze nur in relativ wenigen Fällen ausgenutzt. Die Angaben zur Sekundärliteratur beschränken sich nicht selten auf die Angabe einer einzigen Sigle,[3] und wenn man dort nachschlägt findet man mehr weniger dieselben Kurzinformationen, zuweilen aber wenigstens weitere Literaturangaben. Ferner sind Quellen und Fundstellen für Porträts aufgeführt. - Insgesamt hätte man durch Weglassung unnötiger Biographien wie die oben exemplarisch genannten, Platz sparen können für eine ausführlichere Behandlung der zum eigentlichen Kern des Lexikons gehörenden Personen; auch wäre dann noch Platz für ein Register nach Berufen und Lebensbereichen geblieben. - "Die Landesarchivverwaltung Rheinland-Pfalz hat an der Entstehung dieses Bandes maßgeblich mitgewirkt ... Weitere Arbeiten sollen folgen" (S. VI); um was es sich dabei handelt, wird nicht gesagt.

Klaus Schreiber


[1]
Das Deutsche Institut in Paris 1940 - 1944 : ein Beitrag zu den deutsch-französischen Kulturbeziehungen und zur auswärtigen Kulturpolitik des Dritten Reiches / Eckard Michels. - Stuttgart : Steiner, 1993. - 291 S. - (Studien zur modernen Geschichte ; 46); hier S. 92 - 94 und S. 155 - 156. (zurück)
[2]
Zum nationalsozialistischen Kunstraub in Frankreich : der "Bargatzky-Bericht" / Wilhelm Treue. // In: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte. - 13 (1965), S. 285 - 337. - Darin S. 291 - 337 der Bericht über die Wegnahme französischer Kunstschätze durch die deutsche Botschaft und den Einsatzstab Rosenberg in Frankreich von Walter Bargatzky; zu Bunjes S. 312 - 314. - Ferner: Hotel Majestic : ein Deutscher im besetzten Frankreich / Walter Bargatzky. - Freiburg [u.a.] : Herder, 1987. - 158 S. - (Herderbücherei ; 1388); bes. S. 64 - 79.
Alle genannten Quellen fehlen in den Literaturangaben des Artikels, die sich mit der Zitierung einer Fußnote mit der Kurzbiographie von Bunjes in der Festschrift für Franz Graf Wolff Metternich (er war der Leiter des genannten Referats) von 1973 und einer eigenen Publikation des Verfassers begnügen, die in diesem Fall aber nur den Text aus der Festschrift resümiert, in dem es heißt: Bunjes "arbeitete nicht im Sinne des 'Kunststabes', sondern als Vertrauter Görings, dem er ein eifriger Gehilfe bei dessen Kunsterwerbungen war" (S. 31).
Zu Bunjes jetzt ausführlich mit Quellenbelegen und einem Photo: The Faustian bargain : the art world in Nazi Germany / Jonathan Petropoulos. - London : Lane, 2000. - XVII, 395 S.; zu Bunjes S. 209 - 214. - Selbst wenn diese Publikation noch zu neu ist, als daß sie im Trierer biographischen Lexikon hätte berücksichtigt werden können, so hätte der Verfasser des Artikels über Bunjes von den zahlreichen Publikationen, in denen dieser erwähnt wird, wenigstens die folgende zur Kenntnis nehmen können: The rape of Europa : the fate of Europe's treasures in the Third Reich and the Second World War / Lynn H. Nicholas. - 1. publ. - London : Macmillan, 1994. - X, 498 S. : Ill., graph. Darst., Kt.; zu Bunjes S. 134 - 137, 145 - 147, 332. - Dt. Übersetzung, München, 1997. (zurück)
[3]
So etwa der Verfasser des folgenden Werks, der auch für die entsprechenden Artikel im Trier-Lexikon zeichnet: Die leitenden staatlichen und kommunalen Verwaltungsbeamten der Rheinprovinz 1816 - 1945 / von Horst Romeyk. - Düsseldorf : Droste, 1994. - 888 S. : Kt. ; 24 cm. - (Publikationen der Gesellschaft für Rheinische Geschichtskunde ; 69). - S. 327 - 832: Beamtenviten. - ISBN 3-7700-7585-4 : DM 180.00 [4987]. - Rez.: IFB 99-B09-573.
Vergleichbares gilt auch für die von anderen Bearbeitern stammenden Artikel über Parlamentarier mit Hinweisen auf einschlägige Parlamentsbiographien, etwa den vorstehend besprochenen Band von Vera Torunsky (IFB 01-2-479). (zurück)

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