Im ersten Kapitel werden aktuelle Tendenzen der wirtschaftlichen Entwicklung, die Wirtschaftsbereiche Landwirtschaft, Industrie und der Dienstleistungssektor sowie charakteristische regionale ökonomische Strukturen erläutert. Die mezzogiorno-Problematik, der Staatshaushalt, Reformen, die Außenpolitik sowie Energie- und Umweltfragen werden dabei berücksichtigt.
Das zweite Kapitel ist der Sozialstruktur Italiens gewidmet. Man erhält Informationen zur Bevölkerungsentwicklung und -struktur (Altersgliederung, regionale Gliederung, Migrationsbewegungen, Familienstruktur) sowie zur sozialen Gliederung der Bevölkerung (Erwerbstätigkeit, Arbeitslosigkeit unter Berücksichtigung regionaler Unterschiede). Drüke verweist in diesem Zusammenhang auf das Problem der Schattenwirtschaft, der economia sommersa: Neben Griechenland, Belgien und Schweden gehört Italien zu den führenden Nationen hinsichtlich des Ausmaßes. Ein Viertel aller Beschäftigten in Italien sind irreguläre Beschäftigungsverhältnisse eingegangen (S. 146 - 147). Der Autor informiert außerdem über Einkommens- und Vermögensverhältnisse; der Leser erfährt z.B. daß das Durchschnittseinkommen einer italienischen Familie 42,8 Millionen Lire beträgt und das durchschnittliche individuelle Einkommen bei 21,9 Millionen Lire liegt. Frauen sind stärker in den unteren Einkommensklassen vertreten, gegenüber 22,8 Prozent der Männer verdienen 51,3 Prozent der Frauen bis zu 25 Millionen Lire (S. 148 - 150). Drüke stellt auch diese Ausführungen in einen regionalen Zusammenhang: Tabelle II.16, S. 153 gibt Aufschluß über die monatlichen Ausgaben der Familien in den einzelnen Regionen im Jahre 1997. Man findet im zweiten Kapitel weiterhin Angaben zur Arbeitsmarktpolitik, zur Sozialversicherung sowie abschließend zu Gewerkschaften und Arbeitskämpfen (Abb. II.21, S. 201 Streiks in Italien von 1954 - 1996).
Das dritte Kapitel behandelt die italienische Politik. Zunächst wird man mit den historischen Rahmenbedingungen des politischen Systems (risorgimento bzw. Einigung Italiens, Faschismus und Widerstand) vertraut gemacht. Im Anschluß daran erläutert der Autor die Verfassung, das Regierungssystem, die Gewaltenteilung sowie die Gesetzgebung. Auf S. 218 - 232 wird die Territorialverfassung erläutert und eine Regionen- (S. 219) bzw. Provinz-Übersicht (S. 222) geboten. Verwaltungsdaten zu Regionen und Provinzen folgen. Informationen zu den politischen Parteien, zu Wahlen (Wahlrechtsreform, Ergebnisse seit 1948, Referenda von 1974 bis 2000, Wahlgeographie) sowie zur Mafia (S. 271 - 273) schließen das dritte Kapitel ab.
Im vierten Kapitel stellt der Autor in knapper Form das Bildungswesen (Schulsystem, Hochschulwesen, berufliche Erstausbildung) dar, das fünfte und letzte Kapitel ist den Massenmedien gewidmet. Kino, Fernsehen - folgende Information mag überraschen: [Der statistische Vielseher] "ist weiblichen Geschlechts, zwischen 14 und 24 Jahre alt und wohnt im Nordwesten des Landes" (S. 295) -, detaillierte Ausführungen zu Silvio Berlusconis Medienimperium (S. 296 - 297), Printmedien, Telekommunikation und Internet werden vorgestellt.
Dem Literaturverzeichnis (S. 307 - 311) kommt kein Eigenwert zu, da es
lediglich dem Zitat- bzw. Belegnachweis dient. Es folgen das
Verzeichnis der Abbildungen und Tabellen (S. 312 - 316), das der
weiter unten erwähnten "Kästen" mit Zeitungsartikeln (S. 316) sowie
das wenig sorgfältig gearbeitete[1] Stichwortregister (S. 317 - 320).
Drüke verwendet zahlreiche Abbildungen und Statistiken als Belege für
das den Analysen zugrunde liegende Primärmaterial. Diese liefern z.B.
in Kapitel I 4, Regionale Wirtschaftstruktur, (S. 66 - 77)
interessante Vergleichsdaten. Die Graphik (Abb. I. 2, S. 29), die
Auskunft über das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf im Vergleich geben
soll, ist hingegen wenig aussagekräftig, da in der Abbildung die
Markierungen für die Länder Italien, Deutschland bzw. Frankreich
graphisch nicht unterschiedlich dargestellt sind. Die Abbildung II. 18
auf Seite 165 ist nicht interpretierbar, da in der Legende einzelne
Schraffuren nicht markiert sind, die im Säulendiagramm verwendet
werden. Viele Tabellen sind nicht leicht zu entschlüsseln und darüber
hinaus zum Teil irritierend angeordnet, da sie sich nicht immer als
Bezugsgröße in der Umgebung der kommentierenden Textstelle befinden.
Drükes Interpretationen der Graphikdaten, z.B. zu Tabelle I.4 (S. 36
- 37), sind hilfreicher und informativer als die Abbildungen selbst,
und der Autor hätte die große Anzahl an Graphiken durchaus reduzieren
können.[2] Sehr viel interessanter und aufschlußreicher hingegen sind
die zitierten Ausschnitte aus Zeitungsartikeln, z.B. auf S. 133,
Italienische Muttersöhne, oder auf S. 303, Ich telefoniere, also bin
ich, als Erklärung für den italienischen Mobiltelephon-Boom. Eine
größere Anzahl dieser "Zeitungsartikel-Kästen" wäre, im Unterschied zu
den Tabellen, zugunsten einer spannenden Lektüre wünschenswert.
Es gelingt Helmut Drüke mit seiner Länderkunde, Antworten auf die
eingangs formulierten Leitfragen zu geben. Lesern, die besonders am
regionalen Vergleich innerhalb Italiens interessiert sind, stellt er
wichtige Daten zur Verfügung.[3]
Sylvia Thiele
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