Die neue Bibliographie wird von vier Bibliotheken gemeinsam erstellt: der Rheinischen Landesbibliothek in Koblenz, der Pfälzischen Landesbibliothek in Speyer sowie den Stadtbibliotheken Mainz und Trier. Die Redaktion obliegt der Rheinischen Landesbibliothek, zur Entwicklung und Koordinierung der EDV-Abläufe (die Titelerfassung erfolgte mit der Software allegro-C in jeder der beteiligten Bibliotheken) wurde das Institut für Informatik der Universität Koblenz-Landau herangezogen.
Band 1 der Rheinland-Pfälzischen Bibliographie konnte in erfreulich kurzer Zeit fertiggestellt werden. Die günstigen Produktionszeiten der Hessischen Bibliographie und der Nordrhein-Westfälischen Bibliographie[5], die beide als Vorbild dienten, lassen ein ähnlich rasches Erscheinen der Rheinland-Pfälzischen Bibliographie auch in den kommenden Jahren erwarten. Dem Konzept einer modernen Landesbibliographie entsprechend werden bei der Auswahl der Titel alle Lebensbereiche und Fachgebiete berücksichtigt: verzeichnet werden (lt. Vorwort) Monographien, Aufsätze aus Zeitschriften, Jahrbüchern, Tages- und Wochenzeitungen (wobei die Rezensentin im Verzeichnis der ausgewerteten Zeitschriften nur die Wochenzeitung Die Zeit und deren Beilage Das Zeitmagazin entdecken konnte, größere Tageszeitungen werden hier - im Gegensatz zur Hessischen Bibliographie - nicht aufgeführt) sowie Beiträge aus Sammelwerken. Der Band enthält insgesamt 6872 Eintragungen, wobei hier die häufigen Doppel- und Mehrfacheintragungen berücksichtigt werden müssen. Die Zahl der tatsächlich verzeichneten Titel, die leider im Vorwort nicht mitgeteilt wird, muß daher um einiges niedriger angesetzt werden.
Auch ein Blick auf die Anlage der Bibliographie zeigt deutlich, daß
sie sich am Vorbild der Nordrhein-Westfälischen Bibliographie (und
damit letztlich der Hessischen Bibliographie) orientiert. Das
Inhaltsverzeichnis beider Bibliographien ist fast identisch: dem
Vorwort und den Hinweisen für Benutzer folgt das Verzeichnis der
ausgewerteten Zeitschriften, das sich für den Benutzer durch den
einspaltigen Druck leider etwas unübersichtlich präsentiert. Laut
Vorwort wurden rund 1000 Zeitschriften ausgewertet, wobei man sich bei
einigen Titeln fragt, ob diese tatsächlich laufend ausgewertet werden
(sollten).[6] Die Verzeichnung der Literatur beginnt wie in der
Nordrhein-Westfälischen Bibliographie mit dem Sachteil (die Hessische
Bibliographie gewichtet anders, dort steht der Regionalteil an erster,
der Sachteil dagegen an letzter Stelle), die 35 Hauptsachgruppen (von
"Allgemeiner Landeskunde" bis zu "Publizistik und Information") mit
mehrstufigen Untergliederungen entsprechen der sehr guten Systematik
der beiden Vorbilder. Das gleiche gilt für die Teile 2 (Regionen, von
den Naturräumen über die historischen Territorien bis zur
gegenwärtigen politischen, kirchlichen und administrativen Gliederung)
und 3 (Orte, alphabetisch, nach den heute geltenden Namen). Ein
Verfasser- und Titelregister sowie ein Orts-, Personen- und
Sachregister beschließen den Band.
Die Titelaufnahme erfolgt nach den RAK-WB, Fundstellen werden ohne
Abkürzungen wiedergegeben; die Bildung der Registerbegriffe orientiert
sich an den RSWK. Titel, deren Formulierung den geographischen oder
biographischen Bezug nicht erkennen läßt, werden mit kurzen
Annotationen versehen, wobei diese z. T. auch bei Titeln vergeben
werden, die einer solchen Erläuterung nicht bedürften.[7]
Was fehlt - und auch hierin folgt die Bibliographie leider den beiden
Vorbildern - ist ein eigenständiger Personenteil. Zwar wird auf die
Aufnahme von Literatur über Persönlichkeiten des Landes nicht
verzichtet, aufgegeben wird aber - im Gegensatz zu den
Vorgängerbibliographien und den übrigen deutschen Landesbibliographien
- die Zusammenführung der biographischen Titel an einer Stelle der
Bibliographie. Dies hat für den Benutzer den Nachteil, daß er
Personenliteratur an verschiedenen Stellen der Bibliographie suchen
muß, wobei ein Sucheinstieg über das Register nicht in allen Fällen
möglich ist.
Literatur über Personen findet man zunächst in der ersten
Hauptsachgruppe ("Allgemeine Landeskunde") innerhalb der Untergruppe
"Biographien", wo 48 Titel verzeichnet sind (Nr. 64 - 112). Die Titel
werden aber nach dem Verfasser- bzw. Sachtitelalphabet und nicht nach
dem Alphabet der behandelten Personen geordnet. Dieses Verfahren führt
dazu, daß die Literatur über eine Person an verschiedenen Stellen
steht.[8] Ein gezielter Sucheinstieg ist daher nur über das Register
möglich. Bei der Untergruppe "Genealogie" im Hauptsachgebiet
"Historische Hilfswissenschaften", der zweiten Fundstelle für
personengeschichtliche Literatur, wird anders verfahren. Die hier
verzeichneten familiengeschichtlichen Titel (Nr. 382 - 419) werden
nach dem Alphabet des Namens der behandelten Familie verzeichnet, der
mit dem Zusatz "<Familie>" als alphabetisch gliederndes Schlagwort
ausgeworfen wird. Die Namen dieser Familien sucht der Benutzer im
Register jedoch vergeblich.
Eine Überprüfung der Register ergibt, daß Literatur zu Personen nicht
nur an den hier erwähnten Systemstellen, sondern auch noch an anderen
Stellen der Bibliographie verzeichnet wird. Im Register werden unter
dem Schlagwort "Biographie" 278 Namen aufgeführt, wobei auffällt, daß
nicht alle Persönlichkeiten hier enthalten sind. So fehlen Moritz
August von Bethmann-Hollweg (Nr. 64) und Agnes Meyer (Nr. 72) unter
diesem Registerbegriff. Beide findet man mit einer Eintragung nur an
der ihrem Namen entsprechenden Stelle im Alphabet. Stichproben lassen
vermuten, daß dies nicht die einzigen Namen sind, die im Register
unter dem Schlagwort "Biographie" nicht auftauchen. Dies ist um so
ärgerlicher, als dem Register als einzig möglichem gezielten Einstieg
bei der Suche nach Personenliteratur ein hoher Stellenwert zukommt.
Dem Orts-, Personen- und Sachregister kommt nicht nur bei der Suche
nach Personen, sondern auch nach Ortsliteratur eine besondere
Bedeutung zu, da die Verweisungen von den Namen früher selbständiger
Orte nur dort aufgeführt werden. Fürsten werden unter ihrem
persönlichen Namen angesetzt, auf eine Verweisung vom Namen des
Territoriums wird leider verzichtet. Dabei hätte dies für den Benutzer
einer Landesbibliographie - vor allem, wenn diese keinen Personenteil
enthält - den Vorteil, alle Mitglieder eines Fürstenhauses an einer
Stelle zu finden. Auffallend ist noch, daß die Vergabe von
Körperschaftsschlagwörtern offenbar nicht einheitlich gehandhabt
wird.[9] Das Verfasser- und Titelregister enthält die Namen der
persönlichen Verfasser, der Urheber sowie die Titel von
Sachtitelschriften, die im Druckbild leider nicht durch eine andere
Schrifttype kenntlich gemacht werden.
Insgesamt gesehen stellt der erste Band der neuen Landesbibliographie
eine erfreuliche und beachtliche Leistung dar. Die
landesbibliographische Verzeichnung in der Bundesrepublik ist um einen
wichtigen Band reicher geworden und das Land Rheinland-Pfalz kann
hiermit die schon lange vermißte allgemeine Landesbibliographie
vorweisen. Nicht unerwähnt bleiben sollte schließlich auch der überaus
günstige Preis, der durch einen Druckkostenzuschuß des Landes
ermöglicht wurde.
Es bietet sich an, zusammen mit der neuen Landesbibliographie eine
spezielle Regionalbibliographie anzuzeigen. Der Berichtszeitraum 1950
- 1990 der Bibliographie zur pfälzischen Volkskunde läßt darauf
schließen, daß ein zeitlicher Anschluß an die Bibliographie der Pfalz
und des Saarlandes[10] sowie eine sachliche Ergänzung der Pfälzischen
Bibliographie beabsichtigt ist und daß damit für die volkskundlichen
Titel zugleich der zeitliche Anschluß an die neue Landesbibliographie
hergestellt wird.
Die mit Hilfe der EDV erstellte Bibliographie verzeichnet, so die
Hinweise für die Benutzung, Monographien sowie die in Zeitschriften
und Heimatbeilagen von Zeitungen erschienene Aufsätze; insgesamt
werden 4412 Titel nachgewiesen. Die nicht RAK-WB folgende
Titelbeschreibung ist knapp und die Seitenangaben werden uneinheitlich
teils mit "f." bzw. "ff." teils mit genauen Seitenzahlen angegeben.
Anlage des Hauptteils nach einer an der Internationalen
volkskundlichen Bibliographie orientierten Systematik in 19 Klassen.
Orte bzw. Personen werden nur an wenigen Systemstellen gesondert
ausgewiesen, so bei 1.6 (Würdigung einzelner Forscher), 1.8
(Regionales und Lokales, Ortschroniken), 3.2.2.2 (Mühlen, nach Orten
geordnet) und 16.4.5. (Sagen, nach Orten geordnet). An diesen Stellen
ordnen die Titel nach den durch Fettdruck hervorgehobenen Personen-
bzw. Ortsnamen; an allen übrigen Systemstellen ist für die Ordnung der
Name des Verfassers bzw. das erste Wort einer Sachtitelschrift (auch
diese werden durch Fettdruck betont) maßgeblich. Fraglich ist
allerdings, ob diese Art der Hervorhebung wirklich zur besseren
Übersichtlichkeit beiträgt. Ein fettgedruckter Ortsname im Reihentitel
(Nr. 469, S. 29) trägt m. E. eher zur Verwirrung bei. Übersichtlicher
wäre auch ein Zweispaltendruck gewesen, der leider nur in den
Registern, nicht aber im Hauptteil verwirklicht wurde.
Die auf farbigem Papier gedruckten Register bestehen aus einem
Verfasser- und Personenregister, dem Sachregister sowie einem Register
der Sachtitelwerke. Ersteres enthält Verfasser sowie behandelte
Personen, wobei leider nicht zu erkennen ist, in welcher Funktion der
Namensträger auftritt. In einigen Fällen, so bei dem Dichter August
Becker, kann beides auch zusammenfallen. Im Sachregister sind
Ortsnamen (ausgenommen die nach Orten gegliederten Systemstellen) und
Sachschlagwörter enthalten, wobei die geringe Zahl der vergebenen
Registerbegriffe auffällt. Der für den Benutzer sinnvollste
Sucheinstieg erfolgt daher über die Systematik. Als benutzerfreundlich
erweist sich das zusätzlich vorhandene ausklappbare Inhaltsverzeichnis
am Schluß des Bandes.
Dank der Bibliographie zur pfälzischen Volkskunde hat der Nachweis der
regionalen Literatur der Pfalz eine wesentliche Verbesserung erfahren,
die durch die Rheinland-Pfälzische Bibliographie laufend fortgeführt
wird.
Hendrikje Kilian
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