Installation: Die Retrievalsoftware ist auf der CD-ROM vorhanden und wird mit Hilfe eines Installationsprogrammes auf die Magnetplatte des PCs kopiert. Nach Aufruf dieses Programmes wird zunächst vom Anwender völlig unnötigerweise ein Paßwort abgefragt, das der Benutzer beim Kauf der CD ausgehändigt bekommen hat. Nachdem lange kein weiterer Kommentar erscheint, prüft das Programm, ob schon eine ältere Version der Retrievalsoftware vorhanden ist. Es sind dann mehrere Optionen möglich, nämlich das Löschen der alten Ausgabe mit oder ohne Neuinstallation oder das Ändern der Konfiguration. Dies ist sehr sinnvoll, wenn auf neuen CDs Neuversionen der Software mitgeliefert werden, die sich mit einer früheren Version nicht vertragen.
Das Installationsprogramm fragt weiterhin den High Sierra Treiber ab (MSCD003 oder HH$SCAN): hoffentlich weiß der Benutzer, was er tut. Sodann erscheint eine Auswahl an Bildschirmtypen und eine Druckerauswahl (5 Drucker werden angeboten, davon 3 HP-Drucker). Was macht der Benutzer, wenn er einen Drucker hat, der nicht in der Liste ist? Das Programm gibt hierfür keine weiteren Hilfestellungen. Kurz danach werden dann auch noch der Zeichensatz und die Schnittstelle abgefragt, sicher alles sinnvoll, aber Glücksache ohne weitere Erklärungen und für den Anfänger etwas irritierend. Nach Beendigung der Installationsroutine kann das Programm auf der Platte mit JAZZ gestartet werden. Die Installation verläuft relativ schnell und fehlerlos, könnte jedoch durch einige weitere Hilfestellungen für Normalbenutzer vereinfacht werden.
Retrieval: Nach Aufruf des Programmes wird die Suchmaske angeboten. Es kann nach folgenden Gesichtspunkten recherchiert werden: Titel/Stück, Interpreten/Instrumente, Platten-Obertitel, Formation/Gruppe, Aufnahme-Ort, Aufnahme-Datum, Label (Vertrieb), Bestellnummer, Tonträger/Neuerscheinungen, Spezial/Gesamtsuche.
- Titel/Stück: Hier kann nach einem Einzeltitel (Songtitel) gesucht
werden. Die F2-Taste (Liste) soll behilflich sein, die richtige
Schreibweise eines Titels zu ermitteln. Sie unterscheidet weiter
zwischen der Indexsuche nach Wörtern (Wortmodus) oder nach Feldern
(Feldmodus).[1] Entscheidet man sich für ersteres, so wird ein Index mit
allerhand Datenschrott aufgemacht (immerhin mit 22.223 Begriffen), der
erst einmal alle Sonderzeichen wie ',) und dann Zahlen auflistet, ehe
das Alphabet losgeht. Jedoch ist dieser Index dann äußerst hilfreich,
wenn die Stellung eines Wortes im Titel nicht bekannt ist. Die Eingabe
von Japan z. B. führt zu den Titeln: Flight To Japan, Japan Smiles,
Kimi Go Ya (Japan), Tourists from Japan-Nokyo, Japan, Japan (take2),
Japan (take 3), Japan Mambo und Japan Suite. Die Eingabe von
Stargazer* führt zu 3 Treffern: Destination Unknown von Sun Ra
(enthält den Titel Theme Of The Stargazers), The Wayfarer vom Armen
Donelian Sextett (enthält einen Titel Stargazer) und Nothing Is von
Sun Ra (enthält den Titel Theme from Stargazers). Über eine
Kurzanzeige kann man in die Vollanzeige überwechseln. Die gesuchten
Begriffe sind gekennzeichnet, so daß schnell ersichtlich wird, weshalb
der betreffende Titel angezeigt wird.
Die Indexsuche im Feldmodus führt zu 39.551 Begriffen. Hier kann z.B.
ein Titel wie A Night In Tunisia gesucht werden. Er ist insgesamt
104mal vertreten.
- Interpreten/Instrumente: Warum diese beiden Suchkriterien
zusammengefaßt wurden, ist nicht ganz ersichtlich. Mit F2-Liste kann
man wieder unter Wörtern (14.582 Begriffe) und Feldern (23.464
Begriffe) wählen. Instrumente werden nur im Wortmodus angezeigt.
Auffallend ist eine nicht ganz einheitliche Vorgehensweise bei der
Instrumentenbezeichnung, die durchgehend in englisch gehalten ist.
Findet man Bass-Sax und bs, so jedoch nicht bcl oder Bass-cl, sondern
b-cl und bcl-solo, letzteres übrigens 4mal (alles Aufnahmen von Eric
Dolphy). Contra-b-cl ist 36mal, contra-bass-cl 2mal vertreten. Die
Buchausgabe enthält ein Verzeichnis der international gebräuchlichen
Instrumentenabkürzungen. Bei der CD-ROM gibt es jedoch keinen Hinweis
auf die verwendeten Begriffe. Interpreten werden im Feldmodus mit
Nachname, Vorname und Instrumentenaufzählung angezeigt. Hier sind z.B.
Archie Shepp 62mal, Charles Mingus 158mal und Sun Ra 10mal vertreten.
Sucht man nach moog oder moog* so wird lediglich 1 Treffer angezeigt.
Unter synth hingegen 535.
- Platten-Obertitel: Die Bezeichnung Plattentitel hätte hier genügt;
dieses Feld dient zur Suche des Titels eines Tonträgers. Bei der
F2-Liste werden im Wortmodus 5.727 Begriffe, im Feldmodus 7.035
Begriffe angezeigt. Unter dem Begriff Heliocentric werden 2 Platten
gefunden.
- Formation/Gruppe: Dieses Feld ist sicherlich hilfreich, wenn der
volle Name einer Band nicht bekannt ist. Heißt es z.B. Wolfgang
Muthspiel Quintett oder Wolfgang Muthspiel Sextett? Heißt es Sun Ra
Arkestra oder Sun Ra And His Myth Arkestra oder Sun Ra & His Omniverse
Arkestra? Im Wortmodus gibt es 4.629 Begriffe, im Feldmodus 6.882,
wobei der letztere Index sehr sauber aussieht. Dieses Feld hätte
sicher sinnvoll mit Interpreten verknüpft werden können. Eine Suche
nach Archie Shepp führt unter Formation zu 37 Titeln, bei Interpreten
zu 42, bei Roland Kirk zu 21 bzw. 55 Titeln.
- Aufnahme-Ort: Hier werden 1.647 bzw. 1.294 Begriffe angeboten.
Interessant ist, daß im Feldmodus auch die Lokalität, also ein Club
oder eine Halle miterwähnt wird: Beispiel: Sweet Bazil, NYC.
- Aufnahme-Datum: Hier gibt es im Index einige Ungereimtheiten bzw.
Erfassungsfehler. Die Suche nach 0 führt zu einem Titel mit
Aufnahmedatum: 1.0.1928. Das Aufnahmejahr 1823 führt zum 23.6.1823,
was 1923 sein soll, ebenso 1833 und 1871: So frühe Jazzaufnahmen wären
schon eine Sensation gewesen. Sehr brauchbar ist der Index für eine
Verteilungsstatistik der Einträge nach Aufnahmejahr. So sind für 1990
486 Titel vorhanden, für 1991 438, 1992 212, jedoch keine von 1993.
- Label (Vertrieb): Der Index dieses Feldes mit 369 Labels oder
Vertriebsfirmen ist sehr sauber und erlaubt wiederum eine interessante
Statistik: z.B. 584 Original Jazz Classics / Zyx Music; 393 Concord,
BISS; 315 ECM; 307 Steeple Chase; 262 ENJA; 222 Timeless; 174 Pablo;
135 Blue Note, 52 ESP Disk usw. Das Saturn-Label ist nicht vertreten,
da Platten dieser Firma praktisch nicht lieferbar sind.
Nach der Übernahme des Labelnamens aus dem Index auf den
Suchbildschirm kann man sich mit F3 die Adresse, Telephon- und
Faxnummer der Firma anzeigen lassen.
- Bestellnummer: Hier kann getrennt nach Tonträgertyp (CD, LP, MC)
nach Bestellnummern gesucht werden. Der Index bietet wiederum
unterschiedliche Einträge: CD (Wortmodus): 6.164; CD (Feldmodus):
6.429; LP (Wortmodus): 2.912; LP (Feldmodus): 2.316; MC (Wortmodus):
280; MC (Feldmodus): 208.
- Tonträger/Neuerscheinungen: Der Index dieses Suchfeldes bietet
gleich eine Bestandsstatistik des BKJ: 6.450 CDs, 2.350 LPs, 208 MCs
sind hier verzeichnet. 1.581 Einträge sind mit neu markiert. Die
verknüpfte Eingabe von neu und CD bietet 1.581, neu und LP 86 und neu
und MC 31 Einträge. Der Niedergang der LP wird auch hier
dokumentiert.
- Spezial/Gesamtsuche: Diese Kategorie ist für Recherchen gedacht, die
sonst nicht angeboten werden. Der Index über F2 bietet hier 36.950
Suchbegriffe. Offensichtlich ist hier ein Überindex für alle
Eventualitäten aufgebaut worden.
Verknüpfte Recherchen: Durch verknüpfte Suchanfragen und Kombinationen
der o.a. Suchfelder wird die diskographische Recherche erst
interessant, bietet sie doch Möglichkeiten, die in einem Buch niemals
oder nur sehr aufwendig möglich sind.
Beispiele: auf welchem Stück spielt Bill Frisell Balalaika? Welche
Aufnahmen mit Dudelsack gibt es? (Vorsicht: es gibt bag-pipes, bagpipe
und bagpipes!) Auf welchen Stücken spielt John Coltrane
Sopransaxophon? Letzteres Beispiel ist auch in der Benutzungsanleitung
aufgeführt. Die Eingabe von John Coltrane führt zu 118 Titeln. Das
Sopransaxophon (ss), ist 1.163mal vertreten, die Verknüpfung 26mal;
aber: Man findet auch eine Platte, auf der John Coltrane nur
Tenorsaxophon (ts) spielt, dafür aber Wayne Shorter ss. - A Night In
Tunisia gibt es 104mal. Dasselbe Stück mit voc und Gillespie dann noch
11mal. Solche Abfragen werden recht langsam abgearbeitet. Das Ergebnis
ist nicht ganz eindeutig. Zwar sind wirklich die meisten Aufnahmen
dieses Titels mit dem Gesang von Dizzy Gillespie, aber es gibt auch
Titel, auf denen Mickey Rocker singt und nicht etwa Gillespie, solche
mit Gillespie (nur Trompete), dafür aber andere Sänger/innen (Flora
Purim, Jackie Paris, Bob Benton usw.). Offenbar ist die Verknüpfung
zwischen Interpret und Instrument datenbanktechnisch nicht ganz
eindeutig.
Trefferliste: Nach einer Anfrage erfolgt eine Trefferanzeige in
Kurzform. Über F9-Parameter kann ausgewählt werden, was angezeigt
werden soll: Liste Bestellnr/Plattenliste, Liste Bestellnr. oder
Kurzliste. Die meisten Informationen erhält man mit der ersten
Einstellung. Wer jedoch einen Stücktitel sucht oder einen Interpreten
plus ein Instrument, der ist bei der Trefferliste enttäuscht, denn
dort bekommt er das Gesuchte nicht angezeigt. Er muß weiter zur
Vollanzeige, bis er das Suchergebnis erhält.
Vollanzeige: Auch die Vollanzeige kann über F9 beeinflußt werden. Ein
sog. Vollanzeigeformat bietet Tonträger komplett oder Tonträger ohne
Interpreten. Die Vollanzeigefelder bieten die Auswahl Alle Felder oder
eine Feldauswahl, in der man diejenigen Datenfelder, die man sehen
will, markieren kann. Bedauerlicherweise ist die ganze Vollanzeige,
gleichgültig, welche Auswahl man trifft, wenig glücklich. Die
Darstellung eines Tonträgers am Bildschirm ist recht unübersichtlich
und offenbar willkürlich. Nicht, daß man jetzt eine Titelaufnahme nach
RAK-Musik erwartet hätte, aber die Softwareentwickler hätten
wenigstens die Titelaufnahmen wie im Buch zusammensetzen können, wo
sie nämlich sehr ansprechend sind. Auch hätte man sich bei der
Vollanzeige mehr Formate zur Auswahl gewünscht.
Funktionstastenbelegung: Bei Aufruf der Suchmaske bei Programmstart
sind folgende Funktionstasten verfügbar: F1: Hilfe, F2: Liste, F3:
Anzeige; F4: Suche; F9: Parameter; F10: Ende. Nach Eingabe einer
Suchanfrage und Wechsel in den Anzeigemodus, ist F2 jedoch plötzlich
Voll für Vollanzeige, F3 ist Suche und F4 ist Aktion. Das heißt, daß
gleiche Funktionstasten auf verschiedenen Ebenen andere Funktionen
haben. Dies ist sehr verwirrend für den Benutzer des BKJ, da er sich
im Vergleich zu den Produkten anderer Hersteller wieder einmal
umstellen muß.
- F4: Suche ermöglicht im Anzeigemodus, eine Suchanfrage zu laden, zu
sichern oder zu löschen. Die Suchanfrage wird als Datei mit Extension
DWQ auf der Platte abgespeichert und kann später wieder aufgerufen
werden.
- F4: Aktion: Hierunter werden Druck- und Exportfunktionen angeboten.
Die Druckfunktionen sind sehr komfortabel ausgelegt und ermöglichen
viele Einstellungen, die bei anderen CD-ROMs Ärger bereiten (z.B.
Vorschubsteuerung). Bedauerlicherweise gilt für das Layout der
Druckausgabe dasselbe wie für die Vollanzeige, die völlig identisch
sind. Eine Beschreibung wie in der Buchausgabe wäre zudem
platzsparender gewesen als die unübersichtlichen Ausdrucke.
Als Ausgabetypen werden eine Vielfalt von Formaten angeboten:
Formatierter Text, WordStar Datei, ASCII Datei, Komma begrenzt,
Strichpunkt begrenzt, dbase III(+), Lotus, DIF, Feste Feldlänge. Diese
Auswahl ist sehr begrüßenswert und beweist, daß sie durchaus möglich
ist, wenngleich viele andere CD-ROMs dies nicht bieten. Warum jedoch
beim dBase-Format alle Feldlängen auf 80 Stellen begrenzt sind, ist
nicht nachvollziehbar. Dieses Detail beweist eigentlich, daß die
CD-ROM-Hersteller nicht geübt sind im Umgang mit bibliographischen
oder diskographischen Daten, die bei 80 Stellen nicht aufhören. Die
Felder werden bei Stelle 80 so hart abgeschnitten, daß die an sich
gewünschte dBase-Datei unbrauchbar ist. Also greift man doch wieder
auf den Delimiter oder ASCII zurück.
- F9: Parameter: Bei dieser Funktion können Anzeigemodi verändert
werden (s. Trefferliste und Vollanzeige). Außerdem können beliebige
Farbeinstellungen vorgenommen und die Arbeitssprache deutsch oder
englisch gewählt werden.
Handbuch: Ein Handbuch im eigentlichen Sinn des Wortes wird nicht
mitgeliefert. In der CD-Hülle befindet sich eine Bedienungsanleitung,
die aber ihren Ansprüchen genügt.
Zusammenfassung: Der Jazzkenner ist natürlich sehr erfreut darüber,
daß das neue Medium CD-ROM nun auch im Jazz und hier im Bereich der
Diskographie vertreten ist. Der BKJ ist seit Jahrzehnten eine
Institution, nicht zuletzt Dank des unermüdlichen Einsatzes des
Redakteurs Manfred Scheffner, der den Katalog nach wie vor als
Ein-Mann-Projekt erstellt. Das Buch ist so gut aufgebaut, daß man im
Titelverzeichnis, im Interpretenverzeichnis und im Labelverzeichnis
eigentlich alles findet, was man braucht. Für die CD-ROM sprechen die
oben beschriebenen Verknüpfungsmöglichkeiten (Boole'sche Operatoren),
das sofortige Anzeigen der Volleinträge ohne lästiges Hin- und
Herblättern wie im Buch und die Möglichkeit, die gesuchten Titel in
einer individuellen Druckliste oder Datei zusammenzustellen. Ansonsten
bietet die CD-ROM nicht mehr Informationen als die Buchausgabe.
Interessant ist, daß in der Buchausgabe das Titelverzeichnis und das
Interpretenverzeichnis mit dem Alphabet A-Z anfangen, und daß alle
Titel, die mit Zahlen beginnen, nach dem Z folgen und zwar in
richtiger numerisch aufsteigender Reihenfolge. Diese - logische und
korrekte - Sortierung leistet offensichtlich das Satzprogramm der
Buchausgabe, nicht jedoch die Indexaufbereitung der CD-ROM.
Tabelle 1: Gesamtsummen der Suchkategorien von BKJ
Rezension aus: Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 1(1993) 3/4
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