Die Bände der TTB gehen jedoch über die Dokumentation hinaus, indem z.
B. für den Band 4 "die Bibliotheken einschlägiger Ausbildungsstellen
in Heilbronn, Worms, München und St. Gallen besucht wurden, um dabei
die Literaturliste nach dem Schneeballsystem zu erweitern". Die Bände
haben keine feste Berichtszeit: in Bd. 1 stammt der älteste
nachgewiesene Titel aus dem Jahre 1917, in Bd. 4 aus dem Jahr 1894.
Der Schwerpunkt liegt bei Titeln der Erscheinungsjahre ab 1970, doch
ist auch eine erstaunlich große Zahl von Titeln aus den fünfziger und
sechziger Jahren verzeichnet.[5] Anfang 1993 wurden die ersten vier
Bände der TTB vorgelegt und "die Reihe soll insgesamt einmal etwa
zwölf Bände zu den wichtigsten Themenkreisen des Tourismus erreichen".
Da die Bände darüber hinaus etwa alle zwei Jahre aktualisiert werden
sollen, wäre es sinnvoll gewesen, jeden Band auf dem Titelblatt mit
einem Berichtsstand zu versehen. Für Anfang 1994 sind Bände zu den
Themen Reisepädagogik und Städtetourismus in Arbeit, geplant sind
außerdem Bände zu den Themen Kurverkehr, Naherholungsverkehr,
Umweltschonender Tourismus, Feriengroßprojekte, Motive und Zielgruppen
sowie Planungsgrundlagen und -konzepte.
Der Titel TTB ist nicht präzis, da es sich dabei nicht um eigentliche
Bibliographien, sondern vielmehr um Fortschrittsberichte mit einem
umfangreichen Textteil handelt, in dem die Gliederung, der erreichte
Kenntnisstand und die Entwicklungsphasen des jeweiligen Themas
dargestellt werden. Diese Textteile machen zwischen einem Viertel und
der Hälfte eines jeden Bandes aus. Sie verweisen "auf die wichtigsten
Titel ... direkt, teilweise wird aus ihnen zitiert, weitere Titel
werden summarisch genannt. An den Textteil schließt sich ein nach
Autoren geordnetes Register der Titel an ..."; letzteres gilt jedoch
nur für Bd. 2, bei dem auf Kapitel und Abschnitt verwiesen wird, in
dem der Titel erwähnt wird, was wenig sinnvoll ist, da man diese
Literaturzusammenstellung am Schluß sinnvollerweise nur als
Fundstellensammlung für die Darstellung im Text nutzen wird, weshalb
auch die anderen drei Bände keinen Rückverweis von der Literaturliste
auf den Textteil haben. Allen Bänden gemeinsam ist, daß sie von
(angehenden) Tourismus-Wissenschaftlern erarbeitet wurden, die sich
wenig um eine einheitliche und zuverlässige Zitierweise scheren.[6] Hier
noch Anmerkungen zu den einzelnen Bänden.
Bd. 1. ist in folgende Abschnitte gegliedert: Grundlagen der
Fremdenverkehrslehre; Grundlagen des Managements; Strategische
Unternehmensführung; Tourismusunternehmen als Gegenstand der
touristischen Unternehmensforschung; Die Rolle des
Tourismusmanagements in der Gesellschaft (mit einem Überblick über die
Entwicklung der Tourismus-Management-Forschung); Strategisches
Tourismus-Management. Den Kapiteln des Textteils folgt auf S. 108
- 117 eine Art systematisches Register in Tabellenform zum gezielten
Einstieg in die alphabetisch geordnete Bibliographie. Bd. 1. umfaßt
105 S. Textteil und 21 S. Bibliographie mit 248 Zitaten.
Bd. 2. behandelt das Marketing und somit eigentlich nur ein Teilgebiet
des Managements, also der Unternehmensführung. Da es aber ohne
Kenntnisse über die Märkte und die Verbraucher bzw. die Angebots- und
Nachfrageseite in diesem ebenso umsatz- wie konkurrenzstarken
Dienstleistungsmarkt keine auf Dauer erfolgreiche Unternehmensführung
geben kann, bildet das Marketing einen sehr wichtigen, vielleicht
sogar den zentralen Bereich jeder Ausbildung und Berufstätigkeit.
Ausführlich dargestellt werden daher die Themen Marktforschung,
Absatzpolitik sowie Marketingkonzeptionen der verschiedenen Anbieter
und ihrer Organisationsformen. Bd. 2 umfaßt 55 S. Textteil und 160 S.
Bibliographie mit 1278 Zitaten. Die alphabetisch geordneten Zitate
werden durch ein thematisches Register erschlossen, das die Gliederung
des Textteils wieder aufnimmt. Bei den Zitaten wird eine Zuordnung zu
einem oder mehreren Gliederungspunkten des Textteils vorgenommen.
Bd. 3. Neben die Reisen in die sogenannten "klassischen"
(europäischen) Fremdenverkehrsländer sind seit den sechziger Jahren
zunehmend die Fernreisen getreten. Anfangs euphorisch und als Beitrag
zur Entwicklungshilfe begrüßt, in den siebziger Jahren schon
skeptischer gesehen, gipfelte die Kritik an den Fernreisen in deren
Verurteilung als eine Art Neokolonialismus. Die rein wirtschaftliche
Betrachtungsweise wurde um kritische sozio-kulturelle (z. B.
Sextourismus nach Thailand) und ökologische (weltweit gleiche
Standards der Hotelketten ohne Rücksicht auf natürliche Ressourcen)
Aspekte ergänzt, die zu der o.g. Ernüchterung beitrugen. Bd. 3 umfaßt
51 S. Textteil und 35 S. Zitate, die nicht durchnumeriert sind, doch
dürften es etwa 350 sein. Der wiederum alphabetisch angelegte
Hauptteil des Literaturverzeichnisses wird durch ein Register der
behandelten Regionen erschlossen; dazu kommt eine Liste einschlägiger
Zeitschriften, leider ohne bibligoraphische Angaben und ohne Angabe
der Bezugsquellen, obwohl es sich dabei vielfach um unkonventionelle
und damit nur schwer nachweis- und beschaffbare Publikationen
handelt.
Bd. 4. Die vielfältigen wirtschaftlichen Auswirkungen des
Fremdenverkehrs kommen bereits in der Gliederung zum Ausdruck:
Auswirkungen auf Devisen, Beschäftigung, Einkommen, Wertschöpfung,
Ausgleichs- und Infrastruktur; behandelt wird auch die Anbieterseite
(Beherbergungs- und Gastgewerbe, Reiseveranstalter und - mittler)
sowie die verschiedenen Tourismusarten: Geschäftsreiseverkehr,
Kongreßtourismus, Ausflugsverkehr. Wirtschaftsfragen werden oft auch
in Zusammenhang mit politischen Entscheidungen gestellt.
Fremdenverkehrsplanung ist nicht nur Sache privater oder
privatwirtschaftlich organisierter Anbieter, vielmehr ist die Nähe z.
B. zur Orts- und Regionalplanung offensichtlich. So gesehen ist dieser
Band für weitere Kreise interessant als der Titel zunächst vermuten
läßt. Bd. 4 umfaßt 109 S. Textteil und 184 S. Bibliographie mit 1444
Zitaten. Auch dieses Literaturverzeichnis ist alphabetisch angelegt;
es wird ergänzt um ein Verzeichnis der Sammelwerke, aus denen Beiträge
zitiert wurden sowie um ein Verzeichnis von ca. 300 fremdsprachigen
Titeln, getrennt nach solchen in englisch, französisch und in anderen
Sprachen. Erschließung durch ein Register der behandelten Regionen und
durch ein viel zu wenig differenziertes Schlagwortregister.
Fazit: Man merkt den vier Bänden die unterschiedlichen Verfasser
durchaus an. Die Schriftleitung und der Herausgeber sollten in den
Folgebänden auf eine einheitlichere und bibliothekarischen
Notwendigkeiten besser angepaßte Gestaltung der Bibliographie und der
Register achten und sich gegebenenfalls eine(n) bibliothekarische(n)
Korrekturleser(in) zur Verstärkung holen. Für das sich immer besser
etablierende Gebiet Tourismuswissenschaft kommen die TTB spät, aber
nicht zu spät. Eine erfolgreiche Fortsetzung ist mehr als
wünschenswert, die notwendigen Fundamente sind vorhanden.
Da die Trierer Literaturdokumentation ganz einseitig die
deutschsprachige Literatur berücksichtigt, ist die
Tourismuswissenschaft zusätzlich auf andere Dienste angewiesen, so in
allererster Linie auf die Arbeiten aus dem inzwischen von der
Fondation Vasarély geförderten Centre des Hautes Etudes Touristique an
der Université de Droit, d'Economie et des Sciences in
Aix-en-Provence, dessen schier zahllose Bibliographien sämtlich mit
dem Namen von René Baretje verbunden sind. Aus einer mittlerweile
elektronisch geführten Datenbank werden folgende gedruckten Dienste
erstellt:
Bibliographie touristique. - ISSN 0065-4965. - 1 (1965) -_. - Bis
Mitte 1993 lag Nr. 160 vor. - Enthält, geordnet nach Schlagwörtern und
nach Ländern selbständig und unselbständig erschienene Titel
hauptsächlich in französischer und englischer Sprache.
Essais / Centre des Hautes Etudes Touristiques. - ISSN 0395-8086. - 1
(19??) -_. - Diese bis Mitte 1993 bereits bei Nr. 620 angelangte
Reihe, die in der ZDB erst ab 100 (1980) nachgewiesen ist, enthält
thematische Zusammenstellungen auf Grund der laufenden Dokumentation,
so z.B. die folgende Bibliographie der Bibliographien:
Bibliographie de bibliographies. - ISSN 0395-8086. - 8 (1990) -_.
- [1] (1980) - 7 (1989) u.d.T.: Bibliographie de bibliographies
touristiques.
Michael Schanbacher
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