Auswahlkriterium waren die Informationsbestände und neueren
Anschaffungen der Stadtbibliotheken Frankfurt am Main, Heidelberg,
Reutlingen, Wiesbaden und Wuppertal, und zusätzlich noch die kritische
Begutachtung durch einige Fachlektoren anderer öffentlicher
Bibliotheken. Auf sogenannte Grundbestandstitel wird in einfacher Form
und ohne weitere Differenzierung[2] in allen Sachgebieten hingewiesen[3].
Dieses hauptsächliche Auswahlkriterium ist mit Sicherheit auch durch
die Zusammensetzung der Expertengruppe beeinflußt, die von der
Kommission des DBI für Benutzung und Information berufen worden ist,
und deren Mitglieder fast alle für die Informations- und
Auskunftsarbeit in den genannten Bibliotheken zuständig sind. Das
Zusammenstellen einer solchen umfangreichen Auswahlliste in so kurzer
Zeit[4] ist nur in Form eines solchen ehrenamtlichen Engagements einiger
Kommissionsmitglieder zu leisten. Auf der anderen Seite sind damit für
den Benutzer dieser Liste keine einheitlichen Auswahlkriterien
erkennbar, was aber dem Nutzen und Wert dieser Publikation für den
Auf- bzw. Ausbau von Informationsbeständen keinen Abbruch tut. Eher im
Gegenteil, eine Überarbeitung oder sogar eine Neuauflage der 1986
erschienenen Publikation Auswahlliste zum Aufbau von
Informationsbeständen[5] war dringend gefordert, was auch die wesentlich
höhere Zahl von Titeln der vorliegenden Auswahlliste zeigt.[6]
Wie schon bei der älteren Liste folgt die Sachgliederung auch in
dieser neuen Ausgabe der Allgemeinen Systematik für öffentliche
Bibliotheken (ASB). Hervorzuheben sind neben der grundsätzlich als
positiv zu bewertenden Zusammenstellung die an vielen Punkten guten
redaktionellen Hinweise bzw. Verweisungen. So wird z.B. auf die
Einordnung der Wirtschaftsadreßbücher in die Sachgruppe A
(Allgemeines) statt in H (Wirtschaft) hingewiesen. Aufgefallen ist
zudem der sinnvolle Hinweis auf komplette Verlagsreihen z.B. in der
Sachgruppe Erdkunde.[7] Zusätzlich werden an einigen Stellen alternative
Erwerbungsmöglichkeiten (wenn es z.B. um topographische Karten geht,
S.56) und sogar Sparvorschläge[8] erwähnt.
Trotz der eben gerade gelobten Bearbeitungshinweise muß aber auch an
einigen Stellen Kritik geübt werden. So ist es unverständlich, warum
bei einigen (wenigen) Titeln auf die CD-ROM-Ausgabe hingewiesen wird
und bei anderen ebenso wichtigen nicht.[9] Die Bearbeiter hätten dann
eher nach dem Motto verfahren sollen "ganz oder gar nicht", denn man
hätte ja auf die einschlägigen CD-ROM-Verzeichnisse verweisen können.
Ferner wäre es an dieser Stelle eine sinnvolle Chance gewesen auch
noch auf das bibliothekarische Stiefkind BTX, oder wie es seit kurzem
genannt wird, Datex-J aufmerksam zu machen, da einige wichtige
Informationsmittel, wie z.B. Elektronisches Telephonbuch,
Bundesbahnfahrplan, Veranstaltungstips einiger Großstädte und vieles
andere mehr in dieser Form angeboten werden. Jeder Bibliothekar stöhnt
über die Unhandlichkeit dieses Mediums, die wenigsten wissen aber,
welche Auskunftsmöglichkeiten als Alternative zum traditionellen
Informationsbestand sich hier eröffnen.
"Bis auf einige Ausnahmen wurden die Titelaufnahmen, um einige Angaben
gekürzt, von der aktuellen CD-ROM-Ausgabe des Verzeichnisses
lieferbarer Bücher übernommen ...". Die Ausnahmen scheinen vor allem
ausländische Allgemeinenzyklopädien (S. 22 - 23) zu betreffen, die
dann auch im allgemeinen nicht mit ihrer neuesten Auflage verzeichnet
sind.
Bei allen Titeln werden die Preise angegeben. Somit wäre es doch für
die Redaktion ein Leichtes gewesen, den Anschaffungspreis aller durch
ein Sternchen als Grundbestand ausgewiesenen Titel zusammenzurechnen
und den Etatansatz für einen Grundbestand 1993 anzugeben. Man hätte so
eine Vergleichsmöglichkeit zu der Auswahlliste 1986[10] und zudem auch
einen Richtwert für den Aufbau einer Informationsabteilung.
Es wäre zumindest auch ein Titelregister zu wünschen gewesen,[11] da bei
der Überprüfung eigener Informationsbestände und angekündigter
Neuauflagen das Suchen in der systematisch nach ASB aufgebauten Liste
viel Mühe macht. Dieses Register sollte natürlich auch die
Titelabkürzungen bzw. Zitiertitel enthalten. Über ein zusätzliches
Verfasserregister ließe sich noch streiten.
Die vorgestellte Auswahlliste ist mit Sicherheit ein notwendiges
Arbeitsinstrument trotz der kleinen hier erwähnten Mängel und sollte
in keiner Informationsabteilung öffentlicher Bibliotheken fehlen.[12] Es
bleibt zu hoffen, daß regelmäßige Neuauflagen erscheinen, da solche
Auswahllisten nur dann Sinn machen; auch könnten Neuauflagen auf
kritische Anregungen wie die vorliegenden eingehen.
Silke Tychsen
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