Die Bibliographie gliedert sich in drei Hauptteile: I. Allgemeines (S. 21 - 44), II. Synchronie (S. 45 - 173) und III. Diachronie (S. 174 - 220). Teil IV verzeichnet A. Bibliographische Hilfsmittel, B. Nachschlagewerke (Terminologische Wörterbücher, Handbücher), C. Zeitschriften, D. Literatur zur Geschichte der Sprachwissenschaft. Der 2., Synchronie überschriebene Hauptteil verzeichnet allgemeine Einführungen in die Sprachwissenschaft, Literatur zu den wichtigsten sprachwissenschaftlichen Modellen und Richtungen, Studien zum heutigen Englisch und zu dessen Struktur, Arbeiten zu den Varietäten des Englischen und zur Angewandten Linguistik. Die Binnengliederung des 2. Teils richtet sich weitgehend an der bewährten Stufenleiter der Analyseebenen aus - der Phonetik und Phonologie folgen beispielsweise Morphologie und Wortbildung. Andere Abfolgen sind aber schlichtweg unverständlich: So findet beispielsweise die Semiotik (S. 103 - 107) zwischen Lexikologie und Lexikographie und Semantik ihren Platz. Während für den zweiten Teil keine deutliche Trennung zwischen allgemeiner und anglistischer Linguistik auszumachen ist - eine rigide Grenze ist aus fachimmanenten Gründen unmöglich -, ist der 3. Teil Synchronie, mit der historischen Sprachwissenschaft und der Sprachgeschichte befaßt, weit stärker auf das Englische beschränkt. Im Anhang führt Helmut Gneuss die wichtigsten Wörterbücher der heutigen englischen Sprache (S. 221 - 233) auf. Auf der jeweils untersten Gliederungsebene (von hier ab wird nach dem Alphabet der Autoren geordnet) finden sich Abschnitte wie Saussure und die Genfer Schule (S. 53 mit 5 Titeln), Tempus, Aspekt (S. 73 - 75, 21 Titel), Funktionale Satzperspektive (S. 78, 3 Titel), Die englische Sprache in Kanada (S. 157 - 158, 5 Titel).
Die vorliegende systematische Gliederung folgt einer traditionellen
Einteilung des Faches. Pragmatisch orientierte Systemstellen, die in
linguistischen Fachbibliographien, insbesondere germanistischen, mehr
und mehr an Bedeutung gewinnen, da sie den Erkenntnisinteressen ihrer
Benutzer entsprechen (Sprache der Politik, Werbesprache, Sprache der
Massenmedien), fehlen hier (mit einer Ausnahme: Sprache und
Geschlecht, S. 147). Entsprechende Studien werden eher konservativen
Systemstellen zugeordnet: eine Arbeit zur Rundfunkkommunikation ( Nr.
920) der Konversationsanalyse, eine Publikation über Werbesprache (Nr.
1311) der Stelle Slang, Register, Fachsprache. Die Literaturauswahl
zeugt von großer Umsicht, sie befremdet nur in Ausnahmefällen, etwa im
Abschnitt Übersetzungstheorie (S. 167 - 168), in dem die Literatur
etwas einseitig zusammengestellt wird. Vertreter eines eher
'philologisch' ausgerichteten Übersetzungsbegriffes werden eindeutig
zuungunsten der Befürworter einer Theorie des funktionalen,
handlungsorientierten und zweckgerichteten Übersetzens (Skopuskonzept)
favorisiert. Nur folgerichtig fehlt dann beispielsweise auch die
Studie von Reiß und Vermeer.[1] Sehr literarisch orientiert ist auch der
Abschnitt Die englische Sprache im 19. und 20. Jahrhundert (S. 190):
Von den neun angeführten Studien sind allein sechs einzelnen
Schriftstellern gewidmet. Insgesamt finden Thesauri und Wörterbücher
keine besonders großzügige Aufnahme.[2]
Die Annotationen sind äußerst sparsam, meist eher indikativ als
informativ und oft auf rein formale oder numerische Aspekte beschränkt
(Angabe der Schrifttumsgattung: Abriß, Nr. 505, Handbuch, Nr. 697;
Hinweis auf die Zahl der Beiträge: "Enthält 11 Beiträge", Nr. 710). Im
schlimmsten Fall sind sie tautologisch, wenn lediglich Stichwörter aus
dem Titel wiederholt werden (z.B. Nr. 583 und 590). In Anbetracht der
äußerst knapp gehaltenen, nur selten evaluativen Annotationen dürfte
der Anspruch einer Informationsleistung für Studierende kaum erfüllt
werden. Die Kargheit der Annotationen enttäuscht insbesondere im
Kapitel über die Wörterbücher; gerade hier erwarten potentielle Käufer
und Nutzer, zu denen auch Erwerbungsbibliothekare zählen, statt
vornehmer Zurückhaltung echte Entscheidungshilfen. Das grundlegende
Erfordernis einer adressatenspezifischen Wissensorganisation in einer
Zeit der ungebremsten Publikationsflut scheint auch hier in all seiner
Brisanz nicht erkannt zu sein.
Das Register (S. 234 - 251) verzeichnet die Namen der Autoren bzw.
Herausgeber sowie die Zeitschriftentitel. Auf ein Sachregister wird
verzichtet; der Wunsch, dessen Funktion könne durch das
Inhaltsverzeichnis übernommen werden (S. 234), kann aufgrund des
kategorialen Unterschiedes zwischen den beiden Instrumenten der
Wissensverdichtung nicht in Erfüllung gehen, selbst wenn das
Inhaltsverzeichnis, wie vom Autor betont und oben dargestellt, eine
gewisse Ausführlichkeit beanspruchen kann. Im Falle speziellerer
Studien - Beispiele: Farbwörter (Nr. 835), Höflichkeit (Nr. 922),
Zoosemiotik (Nr. 756) - wird ein Sachregister besonders dringlich
vermißt.
Trotz der vorgebrachten Einschränkungen mag man Reichls
Fachbibliographie einen Platz im Informationsbestand einer
Universalbibliothek nicht verwehren.
Werner Bies
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